Duisburg. . Die kleinen Handkreisel sind der große Hit bei Schülern bis zur Mittelstufe. Dass sie Kinder beruhigen können, glauben aber nur wenige Lehrer.

Lehrerin Heike Kirstein hat schon viele Trends in ihrem Klassenzimmer kommen und gehen sehen. Mal rollten kleine Finger-Skateboards über die Seiten der Mathebücher, mal drehten ihre Schüler am Zauberwürfel oder ließen das Jojo flitzen. Auch den neusten Trend kennen sie und ihre Kollegen des Krupp Gymnasiums: Fidget Spinners, was so viel bedeutet wie „Zappelphilipp-Kreisel“. Die Spielzeuge begeistern zur Zeit Kinder und Jugendliche so sehr, dass sie für Erwachsene zur Nervenprobe werden.

80 Prozent der Schüler haben eine Spinner dabei

Man kann sie auf dem Finger rotieren, auf der Nasenspitze balancieren oder in die Luft fliegen lassen. In Heike Kirsteins Unterricht bleiben die Spielzeuge aber verboten. „Ich unterrichte Padagogik und Mathe in den fünften, sechsten, siebten und achten Klassen – in allen Stufen spielen die Kinder durchweg mit diesen Kreiseln“, sagt Heike Kirstein. Etwa 80 Prozent der Schüler haben mindestens einen Spinner im Tornister. „Nur in der Oberstufe sind diese kein Thema.“ Wie die meisten ihrer Kollegen hat auch sie sich entschieden, die Spielzeuge während der Stunde zu verbieten. Denn: „Sie sind sehr störend und lenken zu sehr ab.“ Außerdem landen die Geräte häufig in den Gesichtern der Kinder „und können damit andere verletzen“.

An den meisten Schulen, das Bild entstand im Bertha von Suttner Gymnasium in Oberhausen, sind die  Handkreisel während des Unterrichts verboten.
An den meisten Schulen, das Bild entstand im Bertha von Suttner Gymnasium in Oberhausen, sind die Handkreisel während des Unterrichts verboten. © Kerstin Bögeholz

Der Hersteller der Spinner wirbt damit, dass man sich mit ihnen besser konzentrieren kann – Adriane Sondern von der Leibniz-Gesamtschule in Alt-Hamborn hat das Gegenteil beobachtet. „Die Kreisel putschen eher auf.“ Immerhin gibt es auch solche, die leuchten und blinken, wenn man sie dreht. Daher sollen die Schüler auch in ihrem Unterricht die Spinner in der Tasche lassen. Gegen Hyperaktivität sei es ohnehin besser, auf solche Reize zu verzichten. „Eine Kollegin gibt zum Beispiel einem Schüler mit hohem Bewegungsdrang immer einen Knetball vor der Stunde“, berichtet sie. „Seitdem trommelt er weniger auf dem Tisch herum und ist ruhiger“, berichtet Adriane Sondern.

Während die Spinner Lehrer und Eltern auf die Nerven gehen, freut sich Boris Roskothen über die Umsätze – auch wenn er andere Spiele für sinnvoller hält. „Dieser Kreisel ist doch recht simpel“, sagt der Spielzeughändler aus der Innenstadt. Etwa 50 Stück verkaufe er am Tag. Zwischen 5 und 20 Euro kosten die Spielzeuge und sind schnell vergriffen. „Wir müssen häufig nachordern.“ Schließlich haben viele der Kinder gleich mehrere Spinner in verschiedenen Farben und Formen.

Spielzeughändler: Hypes kommen und gehen

Solche Hypes treten immer mal wieder auf und verschwinden genauso schnell, wie sie aufgeploppt sind, weiß der Spielehändler. „Vergleichbar waren etwa die Scooby-Doo-Armbänder“, erinnert er sich. Auch Pokemon Go ist mittlerweile wieder abgeebbt. Roskothen weiß: „Für Kinder, die den Trend mitmachen, ist das ein Status-Symbol.“ Generell halte er es jedoch für gut, wenn solche simplen Spielzeuge zum Anfassen und Ausprobieren zum Trend werden. „Besser als elektronische Spiele auf dem Handy oder an der Konsole“, sagt er. Denn die binden die Kinder nur ans Sofa und machen schlapp.