Duisburg. . Die Education-Projekte des Klavier-Festivals Ruhr bringen seit zehn Jahren Schüler ganz unterschiedlicher Schulformen in Marxloh zusammen.
Die Education-Projekte gehören seit zehn Jahren zu den Herzstücken des Klavier-Festivals Ruhr. Was Tobias Bleek mit seinem Team Jahr für Jahr leistet, darauf ist Intendant Franz-Xaver Ohnesorg mit Recht stolz. Die Vernetzung von mittlerweile fünf überwiegend in Marxloh angesiedelten Schulen unterschiedlicher Schulformen für Gemeinschaftsproduktionen ist beispielhaft, wenn auch unter den derzeitigen schulpolitischen Gegebenheiten kaum auf andere Stadtteile oder Städte übertragbar.
Kinder sind mit Lust dabei
Während die Kinder mit ihren Lehrern und den vom Festival engagierten Coaches für zwei große Projekte üben, bei denen sie in „Strawinskys Welt“ eintauchen, trafen sich im Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium etwa 80 Pädagogen, Musiker und Musikfreunde zu einem Studientag, bei dem es um eine Bestandsaufnahme und Zukunftsperspektiven ging. Bei Workshops, Vorträgen und Diskussionsrunden konnte man sich ein Bild von den Impulsen machen, mit denen auch Kindern aus „bildungsfernen“ Schichten, mit Emigrationshintergrund oder auch behinderten Förderschülern Lust an der Musik vermittelt werden kann.
Besonders interessiert wurden unter diesem Aspekt die Workshops wahrgenommen, in denen Kinder mit unterschiedlichen Voraussetzungen und aus heterogenen sozialen Umfeldern durch individuell abgestimmte Methoden erstaunliche, von großer Lebenslust geprägte Ergebnisse erarbeiteten – mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen. So wurde mit Kindern aus Neuzuwandererfamilien getanzt, Schüler des Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums tanzten und musizierten mit Schülern aus den Grundschulen Henriettenstraße und Sandstraße sowie mit Förderschülern aus der Buchholzer Waldschule. Mit dabei waren auch Teilnehmer von der Herbert-Grillo-Gesamtschule.
Beharrliche Arbeit steht im Mittelpunkt
Bereits in seiner Begrüßung stellte Tobias Bleek die Bedeutung der Nachhaltigkeit heraus, die im Laufe der letzten zehn Jahre Früchte trug. Keine spektakulären Blitzergebnisse für medienwirksame Glanzproduktionen stehen im Mittelpunkt, sondern die beharrliche Arbeit mit den Kindern und Schulen.
Richard McNicol gehört zu den langgedienten Mitarbeitern des Festivals, der auch in diesem Jahr wieder Gymnasiasten und Förderschüler mit einfachen, aber einfallsreichen Mitteln zum gemeinsamen Musizieren motivieren konnte. Und die Spiellaune aller Beteiligten, die sich auf Metallophonen, Klangstäben und Geräuschinstrumenten artikulierten, war so groß, dass die erwachsenen Tagungsteilnehmer gleich mit eingebunden wurden. Tatsächlich entstand im Laufe des Kurses eine stimmungsvolle Klangkulisse mit Windgeräuschen und Vogelrufen, die eine Waldatmosphäre assoziierte.
Impulsvorträge zur musischen Erziehung
Theoretischer ging es in den Impulsvorträgen zu, in denen Hintergrundinformationen zur musischen Erziehung geliefert wurden. Angefangen von Eckart Altenmüller, der auf die positiven Auswirkungen musischer Betätigung auf das soziale Verhalten junger Menschen hinwies bis hin zu Ausführungen des Musikjournalisten Holger Noltze, der mehr kreativen Wagemut im alltäglichen Musikschulunterricht einforderte und die beschämend geringe Wertschätzung des Musikunterrichts in den Schulbehörden beklagte. Die Sportpädagogin Prof. Antje Klinge erörterte den Wert des Tanzes im Unterricht, befürwortet die Verankerung des Tanzes in den Lehrplänen des Sport- und Musikunterrichts, beklagte aber die unzureichende Umsetzung.