Duisburg. . Bei einem Ehekurs im Zentrum der Freien Evangelischen Gemeinde in Duisburg wird gegrillt - und an der Beziehung gearbeitet.

Im Zentrum der Freien Evangelischen Gemeinde duftet es nach frisch Gegrilltem. Die Tische sind hübsch dekoriert. Neben den Tellern liegen selbst gebastelte Herzen. „Gunda“ und „Dietmar“ steht auf ihnen. Das Essen ist Teil eines Ehekurses, den die Gemeinde veranstaltet.

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„Wir wollen gute Ehen besser machen“, sagt Wolfgang Schmidt. Angesprochen sind Paare, die schon einige Zeit verheiratet sind, an ihrer Beziehung arbeiten und sich wieder näher kommen wollen. Nach dem Dinner geht’s an Eingemachte.

Jede Woche wechseln die Themen für die abendlichen Treffen

Die wöchentlich stattfindenden Abende stehen unter bestimmten Themen: „Konflikte gemeinsam bewältigen“ zum Beispiel, „Mit Eltern und Schwiegereltern klar kommen“ oder „Ein erfülltes Liebesleben haben“. Wolfgang Schmidt betont: „Wir wollen Paare erreichen, die sich miteinander auseinander setzen wollen und sich so den Gang zum Paartherapeuten sparen können.“

Isolde und Peter Benner sind seit 32 Jahren verheiratet. Sie waren im vergangenen Jahr als Teilnehmer dabei. Die Jahre waren ein Hoch und Runter. „Wir haben uns bewusst für die klassische Aufgabenverteilung entschieden. Ich habe mich gerne um die Kinder gekümmert“, sagt Isolde Benner. Dennoch hatte sie das Gefühl, dass ihr Mann die Aufgaben, die sie zu Hause übernimmt, nicht richtig wertschätzt.

Als die Kinder nun erwachsen wurden, hat sie sich mit einem Café selbstständig gemacht. Seitdem ahnt der Gatte, was sie früher alles übernommen hat – und es gibt neue Gesprächsthemen. „Wir wollen bewusst etwas für unsere Ehe tun“, sind sich die beiden einig.

Dietmar und Gunda Lies, beide 49,  haben in Griechenland geheiratet. Für sie ist der Kurs ein kleiner Neustart – die Kinder sind groß.
Dietmar und Gunda Lies, beide 49, haben in Griechenland geheiratet. Für sie ist der Kurs ein kleiner Neustart – die Kinder sind groß. © Lars Fröhlich

Acht Paare machen mit. Sie sitzen zu zweit an kleinen Tischen. Vorne läuft ein Film. Ein bisschen wie beim Tele-Kolleg erklären Nicky und Sila Lee, welche Konflikte im Alltag auftauchen, und wie sie diese gelöst haben. Es wird scheinbar Dahergesagtes benannt, das beim anderen manchmal Wut oder Traurigkeit auslöst. Die beiden stellen Szenen nach, erklären, was genau passiert.

Es geht darum, miteinander zu reden - auch im geschützten Rahmen

Dann stoppt der Film. Die Teilnehmer zücken ihr Kursbuch, nun sind sie an der Reihe. Sie sollen Sätze vervollständigen wie „Wenn wir in den Urlaub fahren, fühle ich mich...“ oder „Wenn wir uns mit Freunden treffen, fühle ich mich.“ Jeder Partner notiert seine Antwort, anschließend sollen die beiden darüber reden. Im Hintergrund läuft leise Musik, dieser Teil ist privat. „Da kann’s auch mal zur Sache gehen“, weiß Isolde Benner. Aber genau das ist gewollt. Der Kurs bietet einen geschützten Rahmen.

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Ruth und Kurt Pfahler haben sich vor 41 Jahren kennen gelernt. Beide arbeiteten in einem landwirtschaftlichen Betrieb. „Ich fand ihn attraktiv, innerlich und äußerlich. Er ist ein sehr wertvoller Mensch.“ Seit sie den Kurs machen, ist der Mittwochabend nur für sie beide reserviert, damit sie bewusst gemeinsam Zeit miteinander verbringen.

Die zweite Hochzeit war ein rauschendes Fest

Gunda und Dietmar Lies haben den Kurs von Bekannten empfohlen bekommen. Gunda Lies war schon einmal verheiratet. „In meiner ersten Ehe war ich jung. Ich wurde schwanger, wir haben schnell geheiratet. Wahrscheinlich noch etwas unreif.“ Ihrem Dietmar hat sie vor acht Jahren das Ja-Wort gegeben. „Mit einer rauschenden Feier in Griechenland.“

Viele Freunde reisten an, und die Dorfbewohner haben sogar die Häuser neu geweißt. Der Ehekurs soll ein Neustart sein, die Kinder sind nämlich inzwischen groß. Gunda Lies: „Ich bin mir sicher, jetzt geht es erst richtig los.“