Duisburg. . Der Ballettabend b.31 erkundet die unterschiedlichen Seiten des Lebens: Zu Marla Glen und Mozart, mit Stampfen, entrückter Schönheit und Spaß.
- Das Stück „Obelisko“ hat Martin Schläpfer bereits 2007 für das „ballettmainz“ entwickelt
- Für die Premiere am Wochenende hat er „Obelisko“ mit neuen Tänzern und neuer Musik frisch einstudiert
- Ein Abend zwischen aufgedrehtem Spaß und jenseitiger Schönheit - das Publikum ist hingerissen
Es beginnt mit Schnürstiefeln auf Plateausohlen zu Marla Glens bluesig-rauchigem Song „Travel“, es endet auf hochhackigen Lackpumps mit „Geh’n wir ins Chambre separée“ aus Heubergs Operette „Opernball“, gesungen von Elisabeth Schwarzkopf. Mit seiner Choreographie „Obelisko“ eröffnet Martin Schläpfer den dreiteiligen Abend b.31, der am Samstag im Theater seine gefeierte Duisburg-Premiere hatte.
Fasziniert folgt man dieser fantastischen Reise durch Traum und Jenseits, um schließlich mit einem absurden Spaß wieder in der Wirklichkeit aufzuwachen.
Schläpfer bringt Tänzer an den Rand des Möglichen
„Obelisko“, 2007 entstanden für das „ballettmainz“, hat Schläpfer als Chefchoreograph des Balletts am Rhein mit zum Teil neuer Musik und neuen Tänzern frisch einstudiert.
Er lenkt in „Obelisko“ die Aufmerksamkeit auf die Kunst seiner Tänzer, die er auch an den Rand des Möglichen bringt, er lotet die Wirkung der Fußbekleidung auf die Bewegungen aus, vor allem aber erzählt er auf der wie von Mondschein erleuchteten nächtlichen Bühne sieben kurze Geschichten.
Do Amarals großer Auftritt
Die drei cool stampfenden Paare erinnern an die raue Wirklichkeit, wie sie Marla Glen beim Reisen und Arbeiten auf Tourneen beschreibt. Traumwandelnd langsam tanzen zwei Paare zu Sciarrino-Klängen.
Es folgen ein zartes Abschiedssolo zu Schuberts „Du bist die Ruh“ und ein irrwitzig schnelles Solo zu einem „Prestissimo“ aus einer Scarlatti-Sonate. Schmerz und Melancholie werden Bewegungen zu einer Mozart-Fantasie, es gibt ein düsteres Solo, in dem Marlúcia do Amaral unfassbare sieben Minuten auf der Spitze fast statisch wie eine Skulptur den Bühnenraum durchmisst, schließlich das charmant-bissige Pas de deux zum „Opernball“: Was unvereinbar klingt, verbindet Schläpfer zu einem fesselnden Lebensreigen.
Van Manens Choreographie mit drei Paaren
Sein Mentor und Freund, der große Hans van Manen, wird diesmal mit seiner Choreographie „Adagio Hammerklavier“ von 1973 vorgestellt. Der bereits ertaubte Ludwig van Beethoven komponierte es im Zustand großer Verzweiflung.
Von jenseitiger Schönheit ist Hans van Manens Choreographie mit drei Paaren, die Männer in weißen Hosen mit freien Oberkörpern und funkelnden Halsketten, die Frauen in luftigen Kleidern, und das weiße Tuch auf der schwarzen Bühne wellt sich im Windhauch. Langsam fließend, von zarter Innigkeit und Harmonie ist dieser geradezu entrückte Tanz.
Publikum ist hingerissen
Und dann mit einem Lachen aufwachen: „Sh-Boom!“ von Sol León und Paul Lightfoot, 1994 am Nederlands Dans Theater entwickelt, ist wie eine groteske Nummernrevue angelegt, die sich zu dumpfer, kratziger Schellackmusik mit der Unterhaltungsindustrie der 20er Jahre, mit Sketchen, Schmalz und Klamauk auseinandersetzt.
Der mechanisch wie ein Automat immer wieder grinsende Mann, das übertrieben affektiert sprechende Paar, die identischen Nummerngirls – das ist ein ziemlich aufgedrehter Spaß.
Das Publikum ist hingerissen.
>> Termine der weiteren Vorstellungen
Weitere Vorstellungen von b.31 sind am Freitag, 19. Mai, um 19.30 Uhr sowie am Sonntag, 21. Mai, um 18.30 Uhr. Karten und weitere Informationen an der Theaterkasse, Neckarstraße, 0203/283 62 100 sowie auf www.ballettamrhein.de.
Im Juni steht die nächste Ballettpremiere auf dem Programm: Martin Schläpfer stellt am 2. Juni in Düsseldorf sein neues abendfüllendes Stück vor: In „Petite Messe solenelle“ setzt er sich intensiv mit der Komposition von Gioacchino Rossini auseinander.