Duisburg. . Seit 50 Jahren ist der Duisburger Walter Böke Amateurfunker mit Leidenschaft. Nun verrät er, warum das Hobby sein ganzes Leben verändert hat.
- Walter Böke ist seit einem halben Jahrhundert Mitglied im Deutschen Amateur-Radio-Club
- 1965 sah er auf einer Freizeitmesse einen alten Schiffsender – seitdem ist er vom Virus infiziert
- Vom Funkraum in Buchholz aus hat er schon mit Menschen aus der ganzen Welt gesprochen
Vorsichtig dreht Walter Böke an dem Regler des schwarzen Transceivers. Die achtstellige Frequenzangabe auf dem Display überschlägt sich bei jeder Bewegung. Und dann klappt es: Aus dem Rauschen ertönt eine Stimme. „Das ist Russisch“, erkennt Böke fachmännisch. Kein Wunder – der 66-Jährige ist seit über 50 Jahren Amateurfunker. „Das Hobby hat mein ganzes Leben geprägt“, sagt er heute.
Am Anfang war eine Freizeitausstellung
Alles begann 1965 auf einer Freizeitausstellung in der alten Mercatorhalle. Dort bekam der kleine Walter einen alten, schrankhohen Schiffsender zu sehen. „Als ich erfuhr, dass man damit die ganze Welt erreichen kann, war ich hin und weg“, erinnert sich Böke und lächelt. 1967 wird er Mitglied im Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC) und legt im Harz die Lizenzprüfung ab. „Weil ich aber Muffe bekommen habe, habe ich das Morsen ausgelassen“, erzählt der Amateurfunker. So erhält er zunächst nur die C-Lizenz. Zwei Jahre später holt er die Prüfung nach. Seitdem trägt er das Rufzeichen DKEM7. „Das bin ich“, erklärt Böke schlicht. Über die ausgelassene Prüfung kann er fast 50 Jahre später lachen.
Stundenlang kann sich Walter Böke über die technischen Details des Funkerdaseins unterhalten. Er kennt nahezu alle Geräte, alle Anschlüsse. Auch im Berufsleben hat ihn die Faszination für Technik nie losgelassen. Der gebürtige Duisburger, der mittlerweile in Krefeld lebt, lernt Fernmeldemonteur. „Weil ich mir aber nicht mein Leben lang etwas sagen lassen wollte, habe ich an der Abendschule das Abitur nachgemacht und danach Elektrotechnik studiert.“ Für die Lufthansa fliegt er als Flugingenieur danach um den Globus.
Funkraum im Dachgeschoss einer Schule
Seitdem er in Rente ist, sitzt er aber immer öfter in dem kleinen Funkraum, den der Ortsverband Huckingen des DARC im Dachgeschoss der Grundschule Böhmerstraße in Buchholz eingerichtet hat. Jede Menge historische Geräte türmen sich hier. Auf dem Dach stehen drei große Antennen. Jedes Mal, wenn er am Funkgerät sitzt, wird für Böke ein kleiner Traum war. „Die Möglichkeit, die Welt zu erreichen, ist phänomenal.“ An diesem Nachmittag ist das aber nicht so einfach, es ist zu sonnig. „Am Besten funktioniert es in der Dämmerung“, erläutert Böke.
Und wenn es gut klappt, erreicht der 66-Jährige über Kurzwelle Funker aus aller Herren Länder. Doch über was unterhält man sich dann überhaupt? Er erzähle immer, wo er gerade sitzt und wie das Wetter ist, verrät Böke. Manchmal entwickle sich eine ganz normale Unterhaltung. Von einem Amerikaner habe er letztens Reisetipps bekommen. Nach dem Gespräch schicken die Funker sich als Bestätigung Karten zu. Wenn der Gegenüber also eine Karte mit dem Rufzeichen DKEM7 zugesandt bekommt, weiß er, dass er mit Walter Böke gesprochen hat, dessen Stimme seit über einem halben Jahrhundert per Funk von Duisburg in die Welt hinausgeht.