Ruth Zurek trägt ein altes Hemd spazieren. Aus dem Kleidungsstück, das früher ihrem Mann gehörte, hat sie eine so genannte „Morsbag“ hergestellt. Dafür werden alte Duschvorhänge, Bettwäsche oder andere Textilien recycelt.

Ruth Zurek trägt ein altes Hemd spazieren. Aus dem Kleidungsstück, das früher ihrem Mann gehörte, hat sie eine so genannte „Morsbag“ hergestellt. Dafür werden alte Duschvorhänge, Bettwäsche oder andere Textilien recycelt.

Die Idee dazu stammt aus Großbritannien von Claire Morsman. Sie fand bei einem Spaziergang einen Vogel, der sich in eine Plastiktüte verheddert hatte. Fortan schwor sie sich, nie wieder mit solchen Tüten einkaufen zu gehen. Sie nähte 1000 Taschen aus alten Stoffen und verteilte sie im Bekanntenkreis. Daraus ist eine globale Bewegung entstanden.

Die Wirtschaftsbetriebe Duisburg greifen die Idee auf und wollen viele andere begeistern, ebenfalls Morsbags zu nähen. Am kommenden Freitag, 19. Mai, findet deshalb auf dem Recyclinghof Nord ein Nähcafé statt. Die einzelnen Handarbeiter organisieren sich in Gruppen, sogenannte Pods. Die einzelnen Standorten tauschen sich über eine Internetplattform aus. Mittlerweile wurden weltweit bereits 230 000 Morsbags genäht und benutzt, damit keine Tiere mehr an Plastikabfällen verenden.

„Wir richten etwa zehn Arbeitsplätze im Nähcafé ein, aber wir brauchen ja auch Personen, die zum Beispiel Stoff zuschneiden“, erklärt Ute Brüggemann, die von dem Projekt begeistert ist. Ruth Zurek, die bereits fleißig näht, hat zum Beispiel einen alten, bunten Duschvorhang verarbeitet. „Eigentlich eignen sich alle Materialien, nur Stretch-Stoffe sind etwas schwierig“, sagt die Abfallberaterin. „Es gibt ja manchmal auch Kleidungsstücke, die einem nicht mehr passen, die aber so eine zweite Chance bekommen.“

Für die Taschen gebe es ein Schnittmuster, aber der Fantasie, was Größe oder Form angeht, seien keine Grenzen gesetzt. Im Internet sind dazu viele Tutorials entstanden und in Videos kann man anderen Nähern dabei zusehen, wie die individuellen Taschen entstehen. Um diese als „Morsbag“ zu identifizieren, wird jede mit einem offiziellen Emblem versehen.

Anschließend werden die Einkaufshilfen verschenkt. Die Abfallberatung der Wirtschaftsbetriebe beteiligen sich mit dieser Idee auch an der Umweltwoche, und wollen dafür auch in der Innenstadt Taschen nähen. „Grundkenntnisse wären schön, aber wer Nähen lernen möchte, dem kann ich auch ein paar Handgriffe zeigen“, sagt Ruth Zurek. Etwas Kniffelig sei eigentlich nur, die Henkel anzubringen.

Für die Taschen werden übrigens nicht etwa Stoffe aus den Kleidercontainern verarbeitet. Diese werden anders verwertet. Separate Stoffspenden werden deshalb gerne im Recyclinghof Nord entgegen genommen.