Aber die meisten Ehen werden arrangiert.Anlaufstelle für Migrantinnen ist wichtig

0012787645-0050019962.JPG
© WAZ

Das Land NRW fördert ein Projekt "Frauen mit Migrationshintergrund in Duisburg - Zwangsverheiratet und rechtlos?". Bis Dezember will man einen Überblick über die Situation der Frauen gewinnen und anschließend die neuen Erkenntnisse der Öffentlichkeit vorstellen.

Während die Ergebnisse dieser Arbeit also noch ausstehen, kann Zehra Yilmaz, die in der Ditib-Begegnungsstätte in Marxloh arbeitet, nur sagen: "Zwangsheiraten sind bei uns in der Beratung kein Thema." Sie differenziert genau zwischen Zwangsheirat und einer arrangierten Ehe. "Zwangsheiraten sind leider eine türkische Tradition, die in ländlichen Gegenden verbreitet war", verdeutlicht Yilmaz. Selbst in der Türkei seien Zwangsheiraten ihrer Meinung nach kein Thema. Yilmaz: "Im Islam sind Zwangsheiraten sogar verboten." Man habe das Recht, nein zu sagen und seinen künftigen Ehepartner kennen zu lernen.

Anders sieht es mit arrangierten Ehen aus. "Bei uns sind die meisten Ehen arrangiert", sagt Yilmaz. Was bedeutet, die Familie schaut, welcher Mann, welche Frau für Tochter oder Sohn geeignet sind. Berücksichtigt werden dabei Faktoren wie sozialer Status, Bildung oder auch das Aussehen. Potentielle Partner werden einander vorgestellt. "Wenn die jungen Leute sich nicht mögen, müssen sie sich nicht weiter treffen", sagt die Muslimin. Wenn man sich jedoch sympathisch sei, könne man sich näher kennen lernen. "Erst wenn man einander versprochen ist, darf man miteinander ausgehen", erklärt Yilmaz. Sie versichert, selbst, wenn man nach einem Jahr merke, dass das nicht klappt, könnten sich die jungen Leute noch gegeneinander entscheiden. Ob man sich auch selbst einen Partner auswählen dürfe? "Ja", sagt sie, "ich habe meinen Eltern jemanden vorgestellt." Sie hätten "nein" gesagt. "Ich habe den Mann trotzdem geheiratet, es ist nicht gut gegangen", erzählt Yilmaz. Sie hätten sich scheiden lassen. Der Islam erlaube die Scheidung. Gesellschaftlich sei sie aber nicht so gern gesehen Einen Rat hat Yilmaz für türkische Muslime: "Wer in Deutschland aufgewachsen ist, sollte hier heiraten." Während junge Türken aus der Türkei dort heiraten sollten. In Duisburg gebe es 1000 Heiratsmigranten pro Jahr. 65 Prozent seien Frauen. Diese Frauen seien meist gebildet, in der Türkei sehr aktiv gewesen und hier häufig fast nur noch Zuhause. Sie verfielen in Depressionen. "Auch deshalb ist diese Begegnungsstätte so wichtig", sagt die Muslimin. Die Frauen brauchten eine Anlaufstelle, wo sie über ihre Probleme reden könnten.