Duisburg. . Marco und Nadja Sesko suchten eine Parzelle, wurden aber erst einmal versetzt. Mit etwas Hilfe soll es nun mit dem Garten klappen.
Marco und Nadja Sesko sind glücklich. Die beiden Meidericher sitzen im Rollstuhl und wollten dennoch unbedingt gärtnern. „Wir haben bei zwei Kleingartenvereinen in der Nähe angerufen und Termine ausgemacht, wurden dann aber versetzt“, erzählt Nadja Sesko enttäuscht – und schiebt die Absage auf ihre Behinderung. Auch im Nachhinein sei niemand mehr für sie erreichbar gewesen. An der Schlickstraße in der Anlage „Liebe die Scholle“ hat es dann aber doch geklappt. Zum Glück war zu dieser Zeit gerade eine Parzelle frei geworden. 70 gehören insgesamt zu der Anlage, die im Jahr 1930 gegründet wurde.
Auch Peter Lomott, Vorsitzender des Kleingartenvereins „Liebe die Scholle“ sagte ihnen von vorneherein, dass es schwierig werden würde als Rolli-Fahrer. Aber Lomott hat Jahrzehnte lang „auf Thyssen“ malocht. Er ist pragmatisch. „Bei uns gibt’s schon eine ältere Dame, die ebenfalls im Rollstuhl sitzt. Wir helfen ihr dann und wann. Also haben wir gesagt: ,Wir versuchen es.’“ Die Wege sind zum Glück breit genug. Auch die Tür in der Hütte hat den passenden Durchmesser. Bei den Seskos will die Familie mit einspringen, etwa wenn Bäume zurück zu schneiden sind. Um den Garten schön zu machen, helfen auch Bekannte. „Jeder, der bei uns anfängt, hat erst einmal ein Jahr lang Zeit, sich den Garten so herzurichten, wie es ihm gefällt“, so Lomott. Er ergänzt lächelnd: „Eins hab ich den beiden gesagt: Nur rumsitzen geht nicht. Die sollen auch schwatte Hände kriegen.“
Anbau in Hochbeeten
Im Kleingartengesetz ist sowieso geregelt, dass ein Drittel der Fläche für den Anbau von Obst und Gemüse dienen soll. Also werden demnächst Hochbeete angeschafft, die die beiden Neu-Gärtner umgraben können. „Mal sehen, was wir dort anbauen. Hier zu sein, ist für uns jedes Mal wie ein kleiner Urlaub“, erklärt Nadja Sesko glücklich. Da sie regelmäßig zur Dialyse muss, sind längere Ausflüge kaum möglich. Die Wohnung befindet sich in der Nachbarschaft.
Jennifer Villegas Calzawara, zweite Vorsitzende, freut sich ebenfalls, dass es bei ihnen in der Anlage geklappt hat. „Gärtnern ist ein schönes Hobby“, sagt sie, und gerät ins Schwärmen, wenn sie an das eigene Gemüse denkt.
Diskriminierung dieser Art hat das Paar bisher selten erlebt. Die beiden haben sich bei der Arbeit in der Behindertenwerkstatt kennen gelernt. „Ein Busfahrer der DVG hat sich mal angestellt und wollte mich mit dem Rolli nicht mitnehmen“, erinnert sich Marco Sesko. Er fährt einen dreiräderigen E-Scooter. „Hast du noch einen anderen Rollstuhl?“, erkundigt sich Peter Lomott. Hat er, mit einem schmaleren Gestell. Lomott ist erleichtert. Im Gemeinschaftshaus des Vereins könnte es sonst nämlich etwas eng werden. Und zum Feiern werden die beiden Neu-Gärtner selbstredend auch eingeladen.