Duisburg. . Nur rund 4000 Teilnehmer zählte der Duisburger DGB bei der Maikundgebung. Viele hatten sich vom Dauerregen offenbar abschrecken lassen.
Mit 10.000 Besuchern hatten die Organisatoren gerechnet, aber nur 4000 waren dann tatsächlich am 1. Mai zur Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes in den Duisburger Landschaftspark gekommen. Ausdauernder Regen hatte vielen offenbar nachhaltig die Maierfeierlaune verdorben. Gleichwohl zeigte sich Hauptredner Alexander Kirchner, Vorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG, kämpferisch und forderte mit Blick auf das Wahljahr 2017 die Politik auf, sich deutlich stärker für die Arbeitnehmer und ihre Rechte zu engagieren.
Die Beschäftigten im Lande bräuchten gute Arbeit, sichere Arbeitsplätze und Investitionen in die Zukunft, forderte der EVG-Spitzenmann. „Die Politik ist gefordert zu handeln“, rief er aus mit Blick auf ein Steuersystem, das nach seiner Einschätzung die Reichen bevorzugt und die mittleren und unteren Einkommen über Gebühr belastet: Kirchner: „Die Schere geht weiter auseinander.“
Auch habe die Politik dafür zu sorgen, dass mehr Arbeitnehmer als bisher nach Tarif bezahlt werden. Dazu bedürfe die Mitbestimmungsgesetzgebung aus den 70er Jahren dringend einer Anpassung an Entwicklungen wie etwa der Digitalisierung, die eine „Entgrenzung der Arbeit“ mit sich bringen könne. Dabei verwies er auf den jüngsten Tarifabschluss für die Eisenbahner, die den Beschäftigten die Wahl lasse zwischen mehr Geld und mehr Freizeit.
Geld für einen handlungsfähigen Staat
„Zukunftsinvestitionen in einen handlungsfähigen Staat“ forderte Kirchner darüber hinaus. Es müsse mehr Geld in Bildung und Sicherheit fließen, es gebe erhebliche „Personallücken“ im öffentlichen Dienst und enormen Nachholbedarf beim Ausbau des sozialen Wohnungsbaus und bei der Sicherstellung einer leistungsfähigen Infrastruktur. Vor allem Bildung und Qualifizierung sicherten die wirtschaftliche Stärke der Bundesrepublik, führte Kirchner aus. Und: „Wir brauchen mehr Geld für Sicherheit“, also für mehr Polizisten.
Es gebe 1,5 Millionen Sozialwohnungen, aber einen Bedarf für 3,5 Millionen bezahlbare Wohneinheiten. Und allein bei der Bahn bestehen ein dringender Investitionsbedarf in Höhe von 40 Milliarden Euro. So seien beispielsweise 9000 Eisenbahnbrücken in Deutschland älter als 100 Jahre.
Zuvor hatte die Duisburger DGB-Chefin Angelika Wagner noch einmal auf die große Demonstration der Stahlbelegschaften am Mittwochmorgen in Hüttenheim vorm Tor 9 von Thyssen-Krupp Steel hingewiesen: „Es geht um die Zukunft unserer Kolleginnen und Kollegen, es geht um unsere Stadt – da müssen wir laut werden!“
Mai-Redner rufen zum Wählen auf
Alle Mai-Redner im Landschaftspark riefen dazu auf, bei den anstehenden Wahlen die Stimme abzugeben und sich für die Demokratie und gegen rechte Parteien auszusprechen. „Mischt Euch ein“, forderte Wagner auf.
Das anschließende Musikprogramm und die Spielangebote für Kinder mussten wegen des ungemütlichen Wetters mit deutlich weniger Zuspruch als in den letzten Jahren auskommen, ebenso die Anbieter von Spezialitäten aller Art von Cocktail bis Bratwurst. Vom Wetter völlig unbeeindruckt war die Thyssen-Krupp-Werkseisenbahn, die Pendelfahrten mit einem historischen Salonwagen anboten.
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