Rote Pumps in Größe 44, Stiefel in 46, Plateauschuhe in 47. Dutzende Paare stehen aufgereiht nebeneinander. Angezogen werden sie allerdings nicht von Frauen, sondern Männern, die auf Damenwäsche stehen. Im „Alten Bizarren Bahnhof“ in Neumühl gibt es Zimmer für jeden Geschmack: SM-Studios, Klassenräume, Behandlungsbetten wie im Krankenhaus. „Hier geht es nicht um Sex, sondern um Rollenspiele. Die Männer wollen etwas ausprobieren oder ausleben, was sie zu Hause nicht haben können. Wir sind kein Puff“, erklärt Natascha (Name geändert). Der Kinoerfolg „Fifty Shades of Grey“ hat kaum Auswirkungen auf ihr Geschäft. „Der wird eher von Frauen geguckt.“

Rote Pumps in Größe 44, Stiefel in 46, Plateauschuhe in 47. Dutzende Paare stehen aufgereiht nebeneinander. Angezogen werden sie allerdings nicht von Frauen, sondern Männern, die auf Damenwäsche stehen. Im „Alten Bizarren Bahnhof“ in Neumühl gibt es Zimmer für jeden Geschmack: SM-Studios, Klassenräume, Behandlungsbetten wie im Krankenhaus. „Hier geht es nicht um Sex, sondern um Rollenspiele. Die Männer wollen etwas ausprobieren oder ausleben, was sie zu Hause nicht haben können. Wir sind kein Puff“, erklärt Natascha (Name geändert). Der Kinoerfolg „Fifty Shades of Grey“ hat kaum Auswirkungen auf ihr Geschäft. „Der wird eher von Frauen geguckt.“

Natascha ist Quereinsteigerin. Vor zwölf Jahren übernahm sie die Räume in dem ehemaligen Güterbahnhof. Er liegt versteckt im Industriegebiet. Drei Frauen sind meist im Haus. „Es gibt Frauen, die haben Stammkunden, anderen ist es egal, zu wem sie gehen“, erklärt Natascha. Ihnen wird dann, je nach Fantasie, ein Raum zugewiesen. Eine Stunde kostet 220 Euro. Den meisten reicht eine halbe. Die Besucher kommen aus ganz Deutschland. Oft sind es Geschäftsleute, die Entspannung suchen. Chefs, die sonst Ansprechpartner für ihre Mitarbeiter sind, wollen Verantwortung abgeben, sich schwach fühlen. „Was wir hier bieten, hat nichts mit dem zu tun, was bei RTL 2 zu sehen ist“, betont die Chefin. Die Grenzen sind weit gefasst. „Nur bei extremen Sachen, die der Gesundheit schaden oder moralisch verwerflich sind, sagen wir Stopp,“ erklärt sie. Ansonsten bestimmt der Kunde. In einem Vorgespräch am Empfang erklärt er, was gewünscht ist. Einige sagen vorher, dass keine blauen Flecken oder Striemen zurückbleiben sollen. Spuren, die sie erklären müssten.

In dem umgebauten Bahnhof duftet es nach Räucherstäbchen, drinnen schummeriges Licht. Viele Türen, dahinter die Themenzimmer. „Lady Diana“ wartet im Kellerverlies. An der Wand hängt ein Spinnennetz aus Ketten. Daneben Gewichte, Gurte, Gerten. Sie sitzt im Lack-Outfit auf einem Thron. Die Beine übereinandergeschlagen, der Blick streng. Vor ihr eine Pritsche.

Am Kopfende ein Aufsatz, durch den man den Kopf stecken kann. Über ihre private Leidenschaft ist Diana, die im Alltag anders heißt, zu diesem Job gekommen. Anfangs hatte sie eine Stelle über eine Zeitarbeitsfirma gesucht. Als die ihr nichts anbot, machte sie sich selbstständig. „Ich habe eine sadistische Ader.“ Ein Vorteil. Mitte Vierzig ist sie. Alter spielt keine Rolle. Reife sei für eine Herrin sogar von Vorteil. „Wichtig ist nur, dass die Frauen gut deutsch sprechen, den Gast verstehen und sich mit ihm unterhalten können.“ Dianas Füße stecken in hohen Hacken. „Viele stehen nicht nur auf Brüste, sondern haben einen Fußfetisch“, weiß sie. Neulich war ein junger Mann bei ihr, der wollte, dass sie verschiedene Outfits anprobiert. Dann schnüffelte er an ihr. Er mochte den Geruch von Lack und Latex. Neulinge führt die rot-blonde Domina behutsam mit Fesseln und Co. in die bizarre Welt ein. Stammkunden werden fixiert, eingeschnürt, härter malträtiert. Die meisten vereinbaren ein Code-Wort, wenn es zu viel wird. Nach einer Session baut sie die Männer wieder auf. Zum Orgasmus kommt der Kunde nur, wenn die gestrenge Dame es ihm befiehlt. Einige wollen gar, weil sie sonst das Gefühl hätten, ihre Partnerin zu betrügen. Der Blick auf die Welt habe sich durch die Arbeit nicht verändert. Nur manchmal, da muss sie grinsen, wenn im Café ein Mann auf ihre Füße starrt. Sie hat einen Blick für Fetischisten.