Innenstadt. . „Die Schallplatte“ und „Onkel Stereo“ beteiligen sich am Record Store Day und begeistern ihre Fans. Der Tag soll für die Fachgeschäfte werben.
Wolfgang Bernreuther hat zwischen „The Doors“, „Pink Floyd“ und Jazz-Scheiben Platz genommen. Der Blues-Musiker hockt in der „Schallplatte“ und gibt ein Konzert. Pünktlich zum „Record Store Day“ hat Thomas Fenn, Chef von „Fenn Music“ und Betreiber des kleinen, feinen Vinyl-Fachgeschäfts am Sonnenwall eine Sonderedition mit Bernreuther-Songs herausgebracht. Vor zehn Jahren wurde der „Record Store Day“ erstmals von kleinen, unabhängigen Plattengeschäften in den USA veranstaltet. Seit einigen Jahren beteiligen sich auch Duisburger Anbieter, so wie die „Schallplatte“ oder „Onkel Stereo“.
„Platten sind der in Vinyl gepresste Respekt vor Musikern“, findet Wolfgang Bernreuther. So ist er gerne hunderte Kilometer aus seiner Heimat nach Duisburg gefahren, um den Vinyl-Fans ein Konzert zu geben, und Scheiben zu signieren. „Meine Zeit ist endlich, denkt mal darüber nach, was eine handsignierte Platte später auf Ebay bringt“, scherzt er.
„Wir haben viele Stammkunden, und vielleicht ein paar Jüngere, wo der Vater aber schon hier gekauft hat“, erklärt Fenn. Klassik steht bei ihm in den Regalen, Blues und Jazz ebenso. DJs, die auf Elektro stehen, müssen sich woanders umschauen. Mit dem ganzen neumodischen Kram, iTunes oder Musikdownloads, kann der Geschäftsinhaber nichts anfangen. „Mein Rechner hat überhaupt keine Lautsprecher und die Brennprogramme habe ich alle runtergeschmissen.“
Auch Dirk Brosimski findet es viel schöner, eine Scheibe aufzulegen. „Ich habe aber auch noch ältere Tonbänder“, erzählt der Schlagzeuger, der bei den „Los Placebos“ trommelt. Punk, Avantgarde findet sich in seinen Regalen – und künftig auch ein handsignierter Tonträger von Wolfgang Bernreuther. Mit seinem silbernen Stift unterschreibt der 56-Jährige nicht nur, sondern gibt den Besuchern auch „Love and Peace“ mit auf den Weg.
Bernreuther ist froh, dass er mit Spotify und Co. nichts zu tun hat – und seine Lieder nach wie vor auf Vinyl gepresst werden. „Ich bin damit aufgewachsen. In den 90er-Jahren hat man mich ausgelacht, dass ich noch Scheiben mache. Aber das ist ein Handwerk und um eine Platte anzuhören nimmt man sich eben Zeit in unserer schnelllebigen Zeit.“ Zum Glück sei er schon lange genug im Geschäft, dass er sich allein um seine Songs kümmern könne.
Liebe zur Musik weitergeben
Die Liebe zur Musik gibt er übrigens auch in seinem anderen Job weiter. Wenn Bernreuther nicht auftritt, arbeitet er als Berufsberater. Einmal kam ein Jugendlicher zu ihm, der eigentlich die Schreinerei seines Vaters übernehmen sollte, aber lieber Gitarren bauen wollte. Er ahnte nicht, dass Bernreuther Musiker ist. Der sah sich das erste selbstgebaute Instrument des Nachwuchses an, und gab ihm den Tipp, seinen Traum zu verfolgen. Neulich hat er den Jungen von damals wieder getroffen. Bernreuther war auf einer Musikmesse unterwegs und sah sich am Stand eines renommierten Gitarrenherstellers um. Der Schüler von früher erkannte ihn sofort. Er arbeitet inzwischen als Instrumenten-Chefdesigner. „Ich bekomm’ heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke.“ Und so versucht er weiter, junges und altes Publikum für handgemachte Musik zu erreichen.
Kein Mainstream bei „Onkel Stereo“
Bei „Onkel Stereo“ legt schon der Name nahe, dass es in dem Fachgeschäft für Unnützes und Schönes auch Vinyl gibt. In Form von hörbaren Schallplatten, aber auch solchen, die zu Untersetzern umfunktioniert wurden oder gar als Teppich dienen. Außerdem gibt es Bücher über Musik. „Das ist schon ein stimmiges Konzept. Wir bedienen keinen Mainstream, sondern Punk, Elektro und Jazz“, erklärt Max Nuscheler. Damit werde mit der Auswahl ein anderes Klientel angesprochen als von den umliegenden Plattenläden. „Wir ergänzen uns da gut.“
Seit Ladeneröffnung beteiligt sich Onkel Stereo auch am „Record Store Day“, der jeweils am dritten Samstag im April stattfindet. „Wir haben Stammkunden, die immer mal wieder kommen. Aber beim Record Store Day sind viele Sammler unterwegs, die morgens schon vor Ladenöffnung vor der Tür stehen, weil sie spezielle Scheiben suchen“, sagt Max Nuscheler.