Duisburg. . Die Henle-Villa stand lange Zeit leer – nun gibt’s die Baugenehmigung für eine denkmalgerechte Sanierung. Der Namensgeber empfing illustre Gäste.
Bis zum nächsten Jahr entsteht an der Wilhelmshöhe am Kaiserberg in Duisburg ein exquisites Wohngebiet. Rund um die 1921 errichtete Henle-Villa werden 47 neue Wohnungen für gehobene Ansprüche gebaut. Der Quadratmeter kostet 4000 Euro. Auch in der geschichtsträchtigen Villa sollen zwei Wohnungen und zwei Büros entstehen. Die Stadt hat in dieser Woche die Baugenehmigung erteilt, dass das Gebäude denkmalgerecht saniert werden darf. „Der Boden muss erhalten bleiben und der Denkmalschutz legt Wert auf typische Fenster. Das werden schöne Holzfenster sein, allerdings eher schlicht und nicht im Zuckerbäcker-Stil“, erklärt Volker Flemming, Geschäftsführer der Firma Blankbau, die das Gebiet gemeinsam mit dem Architekturbüro Druschke und Grosser entwickelt und auch das prächtige Haus renoviert.
Die Wilhelmshöhe war viele Jahre eine angesagte Adresse. In der Villa Henle, die Günter Henle 1937 erwarb und die deshalb diesen Namen trägt, gingen wichtige Wirtschaftsgrößen und Politiker ein und aus. Henle hatte in die Klöckner-Familie eingeheiratet. Als 1936 der einzige Sohn der Klöcknerfamilie bei einem Autounfall starb, nahm Familienoberhaupt Peter Klöckner den Schwiegersohn Dr. Günter Henle als Teilhaber in das Unternehmen auf. Nachdem der Patriarch starb, stieg Henle an die Konzernspitze auf. Zuvor musste er 131 Fragen zur Entnazifizierung beantworten. Am 30. November 1945 wurde er mit 75 anderen führenden Stahlindustriellen verhaftet. Henle verbrachte den Jahreswechsel im britischen Lager Bad Nenndorf bei Hannover und durfte erst zwei Jahre später am 3.1. Dezember 1947 wieder sein Büro betreten. Die Westalliierten änderten dann ihre Meinung - mit Beginn des Kalten Krieges brauchten sie Deutschland als Bündnispartner. Als Vorsitzender der Klöckner & Co.-Unternehmensgruppe wurde Henle in der jungen Bundesrepublik zu einem führenden Vertreter der rheinisch-westfälischen Eisen- und Stahlindustrie.
Treppenhäuser bleiben erhalten
Parallel verfolgte er eine politische Karriere, gehörte von 1947 bis 1949 dem Frankfurter Wirtschaftsrat an. Das war der Vorgänger des Bundestages. Adenauer fragte Henle bei Fragen zur Wirtschafts- und Außenpolitik um Rat – und schlug ihm deshalb vor, bei der Wahl anzutreten. Henle gehörte in der ersten Legislaturperiode von 1949 bis 1953 dem Gremium an. Von 1952 bis 1953 war er außerdem Mitglied der Gemeinsamen Versammlung der Montanunion in Straßburg, dem Vorläufer des späteren Europäischen Parlaments. Danach entschied Henle allerdings, sich stärker dem Konzern zu widmen, und stieg aus der Politik aus.
Dennoch bekam die Familie immer wieder hochrangigen Besuch. Das Problem: „Ihnen war das Treppenhaus zu klein und nicht repräsentativ genug“, weiß Volker Flemming. Also haben sie 1960 den Fahrenkamp-Anbau errichtet lassen – mit stilvoller, breiter Treppe samt geschwungenem Geländer. Über diese ist selbst Adenauer einmal geschritten. Außerdem befand sich ein Schwimmbad in dem Gebäudeteil. Das Becken ist zurzeit allerdings nur noch mit Bauschutt gefüllt. Die Wände sind mit Graffiti besprüht worden. „Die Villa stand ab 1997 leer und es gab immer wieder Probleme mit Vandalismus.“
Ein neues Schwimmbad wird es nicht geben, aber die beiden Treppenhäuser müssen nach Auflagen des Denkmalschutzes erhalten bleiben, weil sie typischerweise für die Geschichte des Hauses stehen.