Duissern. . Der Skatclub im Haus Sprünken trifft sich seit 50 Jahren. Die Männerrunde hat Spaß, Prinzipien und keine Geheimnisse mehr voreinander.

Heinz Bertrams rechte Faust schlägt auf die Platte. Der Holztisch dröhnt dumpf. Die Karte mit dem Kreuzbuben fällt aus seiner Hand und bleibt nach einer halben Drehung in der Mitte liegen. Wer sich gefragt hat, was Karten kloppen eigentlich bedeutet, der weiß nun schlagartig Bescheid. Leise wirft erst Achim Bertram seinen Trumpf weg, dann landet auch Peter Krolls Karte auf dem kleinen Stapel. Sie machen keinen Stich gegen den 90-Jährigen, der die nächste Karte aus dem gefächerten Blatt zieht. Faustschlag. Dröhnen. Runde gewonnen.

Ein gutes Blatt: Den Männern geht es im Haus Sprünken um einen gemütlichen Abend – und ein wenig auch ums Gewinnen.
Ein gutes Blatt: Den Männern geht es im Haus Sprünken um einen gemütlichen Abend – und ein wenig auch ums Gewinnen. © Lars Heidrich

Die Frühlingssonne dringt zaghaft durch die Fenster in das Haus Sprünken, doch auch wenn vor der Tür meterhoch Schnee auf der Königsberger Allee liegen würde – das Wetter interessiert die sechs Männer nicht. Es ist Donnerstag, und das heißt: Skat spielen. Seit 50 Jahren treffen sie sich dazu in Kneipen in Duissern und Neudorf. Heinz Bertram und Helmut Drost waren schon bei der Gründung des Clubs vor einem halben Jahrhundert in der Delfter Stube dabei. Die Welt um sie herum hat sich verändert, das 32er-Blatt in ihren Händen nicht. „Achtzehn“, sagt Heinz Bertram.

Ewige Tabelle und gesellige Abende

Ein Pokerface setzt niemand aus der Runde mehr auf. Was gäbe es nach 50 Jahren denn noch zu verheimlichen? „Ich weiß ziemlich schnell, ob Heinz ein gutes Blatt hat oder nicht“, sagt Drost. Der 68-Jährige ist der Mann der Statistiken im Skatclub. Auf der Homepage führt er genau die Ergebnisse des aktuellen Spieltages auf und pflegt akribisch die Ewige Tabelle. Die meisten Siege (482) und Punkte (5791) hat Drost gesammelt, den höchsten Siegesschnitt der noch aktiven Spieler weist Achim Bertram auf (5,02).

Der 90-jährige Heinz Bertram ist Gründungsmitglied des Skatclubs.
Der 90-jährige Heinz Bertram ist Gründungsmitglied des Skatclubs. © Lars Heidrich

Die Zahlen sind eine Spielerei, sie bedeuten den Männern wenig, sagen sie. „Natürlich wollen wir gewinnen, wenn wir am Tisch sitzen. Aber entscheidend ist die Geselligkeit“, stellt Peter Kroll klar. Dieter Prassel und Eugen Nöthen nicken zustimmend. „Wer das Ganze bierernst nimmt, passt nicht zu uns“, sagt Drost. Bier ja, Ernst nein.

Zum Pokalfinale mit dem MSV nach Berlin

In all den Jahren wurden aus Spielpartnern Freunde. Einmal im Jahr gehen sie gemeinsam auf Tour, bezahlt von den 25 Euro, die jeder monatlich in die Kasse legt und den drei oder vier Euro, die die Verlierer an einem Donnerstagabend in der Regel begleichen. Die Gruppe lernte entlegene Winkel in Deutschland kennen, unterstützte den MSV beim Pokalfinale 1998 in Berlin, besuchte aber auch Rom und Prag. Für das Jubiläum ist die Reise nach Budapest über Pfingsten bereits gebucht. Auf den Touren veranstalteten die Männer häufig einen Dreikampf aus Knobeln, Minigolf und Kegeln. Über weitere Details von den Wochenenden schweigen sie sich dagegen aus und grinsen. Was in Müden oder Xanten passiert, bleibt in Müden oder Xanten.

Ordnung muss sein: Die Skatbrüder schreiben an ihren Spieltagen die Punkte auf und führen eine Ewige Tabelle.
Ordnung muss sein: Die Skatbrüder schreiben an ihren Spieltagen die Punkte auf und führen eine Ewige Tabelle. © Lars Heidrich

Grund zur Sorge besteht gleichwohl nicht. Den Skatbrüdern geht es um gemütliche Abende. Diese sind ihnen allerdings heilig, wie Peter Krolls heutige Ehefrau Birgit bei der Hochzeitsplanung feststellte. „Sie schlug einen Donnerstag vor“, erzählt der 70-Jährige, der einen nicht allzu autoritären Eindruck erweckt. Geheiratet wurde dennoch am Freitag. Was ihre Ehefrauen von dieser Prinzipientreue halten? Helmut Drost lacht und antwortet dann mit einem Skat-Witz: „Kontra!“

Die Karten liegen seit 50 Jahren auf dem Tisch. Sie werden dort wohl noch länger bleiben. „Wir haben kein Haltbarkeitsdatum“, sagt Drost.

Zu dritt zum Minigolf und zum Bowling

Helmut Drost, Heinz Bertram und Peter Kroll spielen im Frühling und Sommer donnerstags vor der Skat-Runde Minigolf am Volkspark in Rheinhausen. Im Herbst und Winter geht’s zu dritt zum Bowling nach Oberhausen.
Alle Ergebnisse und Infos zum Skatclub gibt es unter www.sport-am-donnerstag.de.