Duisburg. . Vier Tage bastelten Menschen aus verschiedenen Ländern gemeinsam an einem großen Wandbild. Jeder kann seine eigene Kultur mit einfließen lassen.
- Im Rahmen der Duisburger Akzente gestalten Menschen aus verschiedenen Kulturen gemeinsam ein Wandbild
- Mit dabei ist etwa ein Bildhauer, der vor einem Jahr aus dem syrischen Damaskus nach Duisburg geflohen war
- Neben dem vier Quadratmeter großen Mosaik entsteht auch eine Choreographie im Tanz-Workshop
Es sind tausende kleine bunte Steine, die alle anders aussehen: andere Farben, andere Größen, andere Formen. Und trotzdem – oder vielleicht auch gerade deshalb – sollen sie am Ende zusammen ein großes Kunstwerk ergeben. Genauer gesagt: ein vier Quadratmeter großes Mosaik.
„Mosaik“ – so heißt das Projekt als Teil der Duisburger Akzente, das vom Kultur- und Stadthistorischen Museum gemeinsam mit dem Kommunalen Integrationszentrum durchgeführt wird. Vier Tage lang basteln Menschen im Integrationszentrum am Innenhafen gemeinsam an einem großen Wandbild vor dem Eingang der Begegnungsstätte. Menschen aus Südamerika, dem Iran, aber auch Nachbarn des Zentrums sowie Museumsbesucher haben jeder für sich ein kleines Bild aus Mosaiksteinchen geschaffen.
Bildhauer zerschlägt Fliesen in winzige Teile
Einer von den Künstlern ist Muhamed Alnatour. Vor einem Jahr ist er aus der syrischen Stadt Damaskus nach Deutschland geflohen.
Alnatour ist Bildhauer. Mit einem Hammer zerschlägt er kleine Fliesen in winzige Mosaikteile. Diese trägt er an einen Tisch und beginnt, sie in sein Bild zu legen. Tutanchamun soll das werden, der wohl bekannteste altägyptische König.
Jeder kann seine eigene Kultur einfließen lassen
Neben dem kleinen Kunstwerk legt ein Mitglied des Vereins „Amigos de Bolivia“ – also die Freunde Boliviens – ein Bild der Nationalpflanze ihres Heimatlandes: der Kantuta. Die Chilenin Ines Quinanes und die Bolivianerin Irene Stabel bilden währenddessen den südamerikanischen Kontinent aus Steinchen.
„Jeder kann hier seine eigene Kultur und seine eigene Geschichte mit einfließen lassen. Das gefällt mir. Außerdem lerne ich neue Leute kennen und kann meine Sprachkenntnisse verbessern“, freut sich Muhamed Alnatour. Mit seinem fertigen Bild geht er nach draußen zu Anna und Dorothea Kalberer von „Sanfte Strukturen“. Die beiden Künstlerinnen vom Bodensee bringen die einzelnen Bilder aus den kleinen Steinchen an die Wand an. Sie schauen genau, welches Bild wo am besten hinpasst.
Tänzer studieren Choreographie ein
„Es ist interessant zu sehen, wie viele kleine Einzelteile eine Gesamtkomposition ergeben“, sagt Kalberer. Auch Alnatours Bild wird Teil des Ganzen – direkt neben einem Fisch, einem Fußball und einer Blume. Am heutigen Montag soll das Mosaik komplett fertig sein.
Aus einem Fenster des Zentrums dringt orientalische Musik nach draußen. Dennen neben der Bastelarbeit steht auch die Musik im Fokus: Südamerikanische, anatolische und orientalische Tänzer studieren eine Choreographie ein. Dabei bringt jeder die Volkstänze seines Herkunftslandes mit ein. „Egal, aus welchem Land eine Musik kommt: Jeder kann darauf tanzen“, sagt Tanzlehrer Bülent Bozkurt.
Vom Kunstwerk aus lauscht Muhamed Alnatour kurz den Klängen. Dann geht er zu dem großen Foodtruck, der vor dem Zentrum bereitsteht. „Refugees Kitchen“ steht darauf. Drei Flüchtlinge aus Syrien und dem Iran kochen hier für die Künstler. Heute gibt es eine Mischung aus syrischer und italienischer Küche. Denn aus verschiedenen Nationen eins werden zu lassen, das ist im interkulturellen Zentrum der ganz normale Alltag.