Duisburg. . Gerade bei der ersten Begegnung sei es wichtig sich aufeinander einzulassen und Pseudo-Gespräche zu überwinden, so der Ratschlag von Simon Cohen.

Dr. Simon Cohen, Chefarzt im St. Vincenz, hat seine Frau auf der Reeperbahn kennen gelernt: Der Neurologe und Psychiater machte damals Zivildienst, sie ein freiwilliges Soziales Jahr in Hamburg bei der Heilsarmee. Das liegt allerdings schon 30 Jahre zurück. Seitdem hat sich viel verändert, wie sich Singles kennen lernen und wie lange Beziehungen halten. Ein Gespräch über Flirt-Seminare, Online-Dating und die Frage, ob früher alles besser war.

Was halten Sie von Online-Dating-Plattformen?

Ich kenne viele, die sich darüber kennen gelernt haben und nun glücklich mit ihrem Partner sind. Anders als beim Kennenlernen beim Bäcker oder auf einer Party weiß man sofort, dass der andere auch auf der Suche und offen für eine neue Liebe ist. Entscheidend ist, dass man sich dann auch trifft und in eine normale soziale Interaktion kommt.

Meist gleichen die ersten Treffen eher einem Bewerbungstermin.

Wichtig ist, dass aus Pseudo-Gesprächen bei solchen Terminen, in denen sich jeder darstellt, wirkliche Gespräche werden. Der eine muss bereit sein, sich auf den anderen einzulassen. Es muss eine Weiterentwicklung nach dem Kennenlernen stattfinden. Erst so gelingt es, eine Beziehung aufzubauen.

Die Auswahl bei Online-Plattformen ist schier endlos.

Das stimmt. Es geht oft darum, den vermeintlich perfekten Lebensabschnittsgefährten zu finden und dann ist man nur noch mit der Suchen beschäftigt und merkt gar nicht, wenn jemand dabei ist, der passen könnte. Ich bin davon überzeugt, dass meine Frau sich nie im Leben mehr in den Typen verlieben würde, der ich vor 30 Jahren war. Beziehungen sind Arbeit. Es gibt mehrere Untersuchungen von Männern und Frauen, die z.B. an einer Expedition teilgenommen haben. Nach kurzer Zeit finden sich in solch kleinen Gruppen Paare und die Pärchen waren der Überzeugung den weltbesten Partner gefunden zu haben. Auch in Kulturen, in denen Ehen arrangiert werden, gibt es zufriedene Partnerschaften. Oft wird beim Suchen nach dem perfekten Partner vergessen, dass Beziehungen auch Arbeit und Wachsen bedeuten.

Heute wird das Date erstmal gegoogelt, bevor man sich trifft.

Das ist typisch für die Generation Facebook, die ihr Leben in sozialen Netzwerken darstellt. Oft ist es dann eine große Überraschung, wen man wirklich kennen lernt.

Flirttipps gibt es zuhauf, darunter auch so genannte Männlichkeits-Coaches, die Männer auf die Partnersuche vorbereiten. Ist das nötig?

Jahrelang wurde die Entwicklung und Stärkung von Frauen in den Fokus genommen, vielleicht gibt es jetzt einen gewissen Nachholbedarf, sich als Macho oder gerade als Frauenversteher zu präsentieren. Wahrscheinlich lernt man bei so einem Seminar von selbst ernannten Männlichkeitscoaches aber genauso viel wie bei einem Abend mit einem Comedian wie Kaya Yanar.

War denn früher alles besser?

Das bezweifele ich.