Duisburg. . In „Name: Sophie Scholl“ von Rike Reiniger spielt Hanna Kertesz die historische Figur und eine Jura-Studentin gleichen Namens. Frage der Moral.

  • „Name: Sophie Scholl“ von Rike Reiniger hatte Premiere im Foyer III des Stadttheaters
  • Die junge Schauspielerin Hanna Kertesz bewältigt eine anspruchsvolle Aufgabe bravourös
  • Sie füllt die Rolle der historischen Figur und einer Studentin von heute mit Leben

Sophies Mutter hat einen Mann namens Scholl geheiratet. Ganz zufällig ist das Mädchen an einen Namen gekommen, den sie lieber gegen einen belangloseren tauschen würde, weil stets die Nachfrage folgt „...wie die Sophie Scholl?“ Ja, wie die Sophie Scholl! Ein Name, der die Geschichte einer anderen erzählt. So verknüpft Rike Reiniger in ihrem Stück „Name: Sophie Scholl“ die Geschichte der Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus mit der Geschichte der Jura-Studentin Sophie Scholl, die als Zeugin in einem Prozess aussagen soll und dabei eine moralische Entscheidung treffen muss: Die Wahrheit sagen – und damit das Prädikatsexamen in den Wind schreiben? Oder schweigen – und damit der unschuldigen Angeklagten die Entlastung verweigern?

Es ist die erste Solo-Rolle für Hanna Kertesz, die sich nach intensiver Mitarbeit im Jugendclub Spieltrieb dieser anspruchsvollen, schönen Aufgabe für eine junge Schauspielerin stellt. Die Premiere beim Theatertreffen verdient das Prädikat „sehr gut“. In der Inszenierung von Marie-Kristin Pankrath füllt Hanna Kertesz dieses Lehrstück mit Leben, spielt die Doppelrolle der historischen und der aktuelle Sophie gleichermaßen glaubwürdig – eine Stunde lang allein im Foyer III, denn alle anderen Figuren werden eingesprochen. Dabei wird die Medizin-Studentin Sophie Scholl nicht als Heilige verklärt, sie ist eine lebenslustige, sehr mutige, aufrechte junge Frau, die mit ihrem Bruder Hans und den anderen Mitstreitern der „Weißen Rose“ mit der Wahrheit gegen die Nazi-Propaganda kämpft. Dafür wird sie hingerichtet.

Schlechtes Examen würde Karriere verhindern

Und Hanna Kertesz spielt die Jura-Studentin von heute, der ein schlechtes Examen droht, das jede Aussicht auf eine Karriere verbaut. Hängt doch bei Juristen die berufliche Zukunft ganz an der Note. Unter Druck gesetzt wird sie von einem korrupten Professor, der die Prüfungsaufgaben an die Studenten seines Vorbereitungskurses verkauft, den Betrug aber der Sekretärin der Fakultät in die Schuhe schieben will. Er erpresst Sophie, die bezeugen kann, dass die Sekretärin unschuldig ist.

Die Geschichten der beiden Sophies werden parallel in Rückblenden erzählt. Hanna Kertesz springt hin und her zwischen den jungen Frauen und ihren Welten. Eindringlich gelingen ihr die letzten Sekunden Sophie Scholls vor der Hinrichtung. Indem die lebende Sophie Rückschau hält auf das, was am Ende des Lebens zählt, findet sie ihre Entscheidung.

Viel Beifall für Hanna Kertesz und eine Inszenierung, die reichlich Stoff für Diskussionen bietet.