Der niedrige Rheinpegel hat der Binnenschifffahrt Probleme bereitet. Freude machen der Branche aber die Infrastrukturpläne der Politik.
- Der in Ruhrort ansässige Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt lobt die Verkehrspolitik
- Denn die Wasserstraßen werden mehr als früher in den Infrastrukturplanungen berücksichtigt
- Zu schaffen gemacht hat der Transportbranche zu Wasser das lange Niedrigwasser des Rheins
So lange hat sich der Rhein seit Jahren nicht mehr so klein gemacht wie in den letzten Monaten. Die Folgen niedrigster Pegelstände hat die Binnenschifffahrt zu spüren bekommen. Aber es gibt auch Grund zur Freude für die Transportbranche zu Wasser: Die Politik setzt offenbar verstärkt auf den Verkehrsträger Wasserstraße – und das nicht nur in Worten, sondern auch in Taten.
„Wir haben eine unschöne Zeit hinter uns“, blickt Jens Schwanen, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) auf fast ein dreiviertel Jahr niedrigen Rhein-Pegelstandes zurück: „Das Gewerbe hatte zu knapsen.“ Andererseits habe es für Kunden wie die Stahlindustrie oder die Kraftwerksbetreiber „nie eine Versorgungslücke“ gegeben. Gleichwohl seien Kunden auf die Verkehrsträger Schiene und Straße umgestiegen, die es jetzt zurückzuholen gelte.
Rhein wird um 30 Zentimeter tiefer
Gerade mit Blick auf die niedrigen Wasserstände, die Schwanen von seinem Büro im Ruhrorter „Haus Rhein“ stets im Blick hat, freut sich die Binnenschifffahrt über ein „gutes Jahr“ auf der politischen Bühne, das der Branche unter anderem eine Festschreibung des Rheinausbaus von Duisburg bis Dormagen beschert hat. Um 30 Zentimeter auf dann 2,80 Meter soll Europas verkehrsreichster Strom auf diesem Abschnitt vertieft werden. „Das bringt uns deutlich bessere Verhältnisse bei Niedrigwasser“, erklärt Schwanen. Der Stromausbau mache den Rheinverkehr erheblich weniger saisonabhängig.
Der Rheinausbau findet sich im Verkehrswegeplan ebenso wie die Anhebung von Brücken im Kanalgebiet – auch eine in der Vergangenheit immer wieder vom BDB vorgebrachte Forderung. Brücken, die als Ersatz für abgängige Kanalüberführungen neu gebaut werden, müssen künftig unter sich Platz genug haben für die Durchfahrt von Binnenschiffen mit zwei Lagen Containern. Bisher ist nur einlagige Beladung möglich, was den Container-Transport auf Wasserstraßen wie etwa dem Rhein-Herne-Kanal nicht unbedingt profitabel macht.
Was in den Reihen des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt für besondere Freude sorgt, ist die Tatsache, dass die Politik endlich eine permanente Forderung des BDB seit den 90er Jahren aufgegriffen hat und es nun ein eigenes Wasserstraßenausbaugesetz gibt. Entsprechende Reglungen, die künftige Genehmigungsverfahren erheblich beschleunigen dürften, gab es bisher nur die Straßen- und Schieneninfrastruktur.
Bei aller Freude an den jüngsten Bekenntnissen der Bundespolitik für die Binnenschifffahrt schwingen gerade beim Blick auf die Wasserstraßen-Infrastruktur auch erhebliche Sorgen mit. Denn es fehlt in der Wasserstraßenverwaltung laut Schwanen „massiv“ an Ingenieuren, die für eine Modernisierung der Wasserstraßen aber unverzichtbar sind. So gebe es zwar reichlich Investitionsbedarf, aber vorhandene Mittel können nicht verbaut werden. „Es gibt keinen Finanzengpass, es gibt einen Planungsengpass“, beklagte schon NRW-Verkehrsminister Michael Groschek, als er sich vor anderthalb Jahren in Duisburg über den Zustand von Wasserstraßen und Schleusen informierte.
Für Unsicherheiten in der Binnenschifffahrt sorgen derzeit neue Vorschriften über die Ausrüstung der Schiffe mit Rußpartikelfiltern. Der neue Richtwert sei mit den bisherigen Motoren nicht einzuhalten, klagt Schwanen. Gleichwohl sei seine Branche nach wie vor der umweltfreundlichste Verkehrsträger.