Duisburg. . Die Akzente-Ausstellung „Life -Size. Lebensgröße“ im Lehmbruck-Museum zeigt vielschichtige Werke von Jana Sterbak. Sie trug Maske.

  • Das Lehbruck-Museum zeigt zu den Akzenten die Ausstellung „Life-Size. Lebensgröße“
  • Die Konzeptkünstlerin Jana Sterbak erscheint wie ein Geist mit grauer Strickmaske
  • Sie wurde bekannt mit einem Aufsehen erregenden Fleischkleid, das neu geschneidert wurde

Die Künstlerin kommt in grauem Strick, das Gesicht verborgen hinter einer Maske, die nur die Augen frei lässt, während durch den netzartigen Poncho der bekleidete Körper erkennbar ist. Jana Sterbak hat für ihre Ausstellung „Life-Size. Lebensgröße“ im Lehmbruck-Museum eine Ausnahme gemacht. Erstens ist sie anwesend und zweitens in ihr Werk „Mask“ geschlüpft, das ihr Auftreten geisterhaft erscheinen lässt. Auch ihre knappen Antworten unterstreichen die Botschaft: Die Künstlerin tritt hinter ihrem Werk zurück, überlässt die Deutung dem Publikum.

„Eine sehr spezielle Sicht auf den Körper“

40 der wichtigsten Arbeiten aus über 30 Jahren zeigt die Ausstellung. „Eine sehr spezielle Sicht auf den Körper und die Identität“ habe Jana Sterbak, sagt Museumsdirektorin Söke Dinkla. die eine „starke Seelenverwandtschaft“ zwischen Wilhelm Lehmbruck und Jana Sterbak sieht. Nicht zufällig habe sie sich neben seiner „Großen Sinnenden“ fotografieren lassen, Aufnahmen mit eigenen Werken aber abgelehnt.

Bekannt geworden ist die 1955 in Prag geborene Jana Sterbak, die als Elfjährige mit ihren Eltern nach Kanada auswanderte, 1987 mit einem Fleischkleid, das 2010 von Lady Gaga (ungefragt) kopiert und für einen spektakulären Auftritt genutzt wurde. Eine Kopie des ersten Kleides mit dem Titel „Vanitas. Flesh Dress for an Albino Anorexic“ ist auch im Lehmbruck-Museum zu sehen. Einen ganzen Tag lang haben acht Museumsmitarbeiter Fleisch geschnitten, mit Salz konserviert und zusammen genäht. Mögen Betrachter an Vegetarismus und Tierschutz denken oder sich über die Ver(sch)wendung eines Lebensmittels aufregen – Jana Sterbak geht es um Vanitas, also die Vergänglichkeit. Damit findet sie ein neues Bild für ein altes, großes Thema der Kunstgeschichte.

Anziehend und abstoßend

„Ein wirklich gelungenes Kunstwerk kann uns dazu bringen, unsere Wahrnehmung zu überdenken – nicht nur innerhalb des Museums, sondern auch in der Welt außerhalb“, sagt die kluge Künstlerin. Indem sie mit Materialien wie Fleisch, Brotteig oder Schokolade arbeitet, holt sie die „Welt außerhalb“ ins Museum und spricht Betrachter ganz unmittelbarer an. In „Catacombs“ sind Schädel und Knochen aus Schokolade nachgebildet, das „Bread Bed“ hat eine Matratze aus Brotteig, der „Chair Apollinaire“ zeigt auch, wie sie das Material Rindfleisch im Lauf der Zeit verändert.

Anziehend und ängstigend sind die Arbeiten von Jana Sterbak, die erst funktionieren, wenn man sich ihnen nähert. Die „Hot Crown“ beginnt zu glühen und strahlt Wärme aus, „The Dress“ ist ein mit glühenden Stromdrähten besetztes Stahlgeflecht, inspiriert von der mythologischen Figur der Medea, die ihrer Rivalin ein vergiftetes Kleid schenkte. Unmittelbar stellt sich das Gefühl ein, wie schmerzhaft die Verbrennungen wären, die ein solches Kleid hinterließe.

Die vielschichtigen Arbeiten von Jana Sterbak wirken oft düster, sind doch Schmerzen, Vergänglichkeit und Tod keine angenehmen Themen. Die Künstlerin hat aber auch eine andere, ironische Seite. „Sisyphus Sport“ nennt sie eine Arbeit, bei der sie einen schweren Findling zum Rucksack umgerüstet hat. Macht er Sisyphus sein vergebliches Tun nun leichter? Oder sieht sie das symbolhafte Rackern schlicht sportlich?

>>Kuratoren geben umfassenden Einblick

Die Ausstellung wird in Anwesenheit der Künstlerin eröffnet am Samstag, 11. März, um 16 Uhr. Sie bleibt bis zum 11. Juni. Eintritt 9/5 Euro. Der Katalog kostet 28 Euro.

Eine Kuratorenführung beginnt Sonntag, 12. März, um 11.30 Uhr. Der Rundgang mit den Kuratoren Dr. Lena Nievers (Galerie im Taxispalais, Innsbruck) sowie Dr. Michael Krajewski (Lehmbruck-Museum) bietet einen umfassenden Einblick in die Ausstellung. Teilnahme 2 Euro plus Eintrittspreis.