Duisburg. . Die Arbeitnehmervertreter drängen den Thyssen-Krupp-Vorstand zu klaren Äußerungen zur Konzern-Zukunft. Und warnen vor einer Stahl-Ehe mit Tata.

  • Die Betriebsräte von Thyssen-Krupp Steel halten eine Fusion mit Tata für wirtschaftlich riskant
  • Sie fordern vom eigenen Konzern-Vorstand, sich endlich zur Zukunft des Unternehmens zu äußern
  • Nach ihrer Einschätzung steht Deutschlands größtes Stahlunternehmen vor einem Top-Ergebnis

Rund 3500 Mitarbeiter waren am Donnerstag bei der Betriebsversammlung von Thyssen-Krupp Steel, und sie wollten eigentlich nur eines: endlich ein klares Wort vom Vorstand zur Zukunft ihres Unternehmens. Doch die Erwartungen wurden erneut enttäuscht, kritisiert Betriebsratsvorsitzender Günter Back: „Die kneifen vor der Belegschaft.“

Stahlvorstandschef Andreas Goss und seinen Finanzchef Premal Desai habe man schon seit geraumer Zeit nicht mehr in den regelmäßigen Betriebsversammlungen gesehen, und gerade diese beiden könnten wohl Auskunft geben. Vor allem über die offenbar immer noch akuten Pläne, Deutschlands Branchen-Primus Thyssen-Krupp und Tata mit Werken in Großbritannien und den Niederlanden zusammenzuführen.

Hohe Lasten durch Pensionsverpflichtungen

Und da weder vom Duisburger Stahlvorstand noch vom Essener Konzernvorstand Erhellendes zu hören war, hat die IG Metall Erkundigungen über Tata eingeholt, und der Stahl-Betriebsrat ist über die Ergebnisse höchst alarmiert, schließt gar ein „Desaster“ wie beim Bau des brasilianischen Hüttenwerkes nicht aus. Neben hohen finanziellen Lasten durch Pensionsverpflichtungen ist die Rede, ebenso von einer hohen Verschuldung und „tiefroten Zahlen“ seit Jahren. „Verluste von täglich einer Million Euro“, sprach Back in der Betriebsversammlung mahnend an. Sein Fazit: „Bei Tata scheint nichts zu holen zu sein.“ Und Backs Stellvertreter Tekin Nasikkol warnte eindringlich: „Das kann den ganzen Thyssen-Krupp-Konzern gefährden.“ Eine Fusion mit Tata sein „ein extrem hohes Risiko für uns Beschäftigte“. Im Übrigens seien die Belegschaften an den britischen und niederländischen Standorten nach Angaben der heimischen Arbeitnehmervertreter nicht minder skeptisch, was ein mögliches Zusammenrücken der beiden Stahlkonzerne angeht.

Betriebsräte erwarten ein „Super-Geschäftsjahr“

Nicht nachvollziehbar ist aus Arbeitnehmersicht das ganze Gerede über Fusionen mit anderen Unternehmen vor allem vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Lage der Stahlsparte von Thyssen-Krupp. Eine „Super-Geschäftsjahr“ sei zu erwarten, „die Hütte brummt“. Die Auslastung der Anlagen liegt laut Back derzeit bei knapp 90 Prozent, der Stahlpreise gehe weiter nach oben. An vielen Stellen fehle es bereits an Vormaterial, weshalb man über eine Produktionseinschränkung bei HKM nur den Kopf schütteln könne.