Duisburg. . Datenmengen von bis zu 40 Gigabit pro Sekunde übertragen die Antennen, die Prof. Dr. Andreas Stöhr und sein Team an der UDE entwickelt haben.

  • Prof. Dr. Andreas Stöhr und sein Team an der UDE haben eine Alternative zum Glasfaserkabel entwickelt
  • Sie überbrücken Strecken ohne Kabel mit Antennen, ohne dass Geschwindigkeit verloren geht
  • Nach erfolgreichem Test in Polen denkt die Wirtschaftsförderung über ein Duisburger Modellprojekt nach

Sie erinnern sich an den Schauspieler Markus Majowski und seine TV-Werbung für „Telefone mit ohne Schnur“? Den Spot könnte Prof. Dr. Andreas Stöhr 20 Jahre später wiederholen: für Breitband-Internet ohne teure unterirdische Kabel. Mit seinem Team hat er am Lehrstuhl für Optoelektronik an der Universität Duisburg-Essen eine Antennen-Einheit gebaut, die turboschnelles Internet per Funk statt über Glasfaserkabel übertragen.

Verlässlich hohe Surf-Geschwindigkeit in weltweiten Netz versprechen besagte Glasfaserkabel. Allerdings verläuft der Netzausbau in Deutschland eher schleppend – besonders im ländlichen Raum bleibt ein schnelles Netz oft noch Illusion. Die schnelle Übertragung großer Datenmengen erfordert eine Rate von mindestens 50 Megabit pro Sekunden – doch zur flächendeckende Verlegung von Glasfaser entschließen sich die Anbieter nur, wenn auch eine ausreichende Zahl von Nutzern in Aussicht ist.

EU fördert Forschungen zu Alternativen

Deshalb fördert die EU nicht nur den Breitband-Ausbau, sondern auch die Forschung zu Alternative. Die haben die UDE-Ingenieure nun als Koordinatoren des millionenschweren Projekts Iphobac-NG nun in dreijähriger Arbeit mit sieben europäischen Partnern entwickelt.

„Im Prinzip verlängern wir die Glasfaser, indem wir die fehlende Strecke per Funk überbrücken. Dabei geht die Geschwindigkeit nicht verloren“, erklärt Prof. Andreas Stöhr. „Unsere Antenneneinheiten, die auf 71-bis-76-GHz-Frequenzen laufen, schaffen Datenraten von bis zu 40 Gigabit pro Sekunde.“

Reizvolle Lösung für ländliche Regionen

Ein weiterer Vorteil: Aufwand und Kosten sind gering, denn die Technik lässt sich in wenigen Tagen installieren. „Unsere Lösung ist wirtschaftlich reizvoll – für ländliche Regionen und auch für Städte.“

Und der Praxistest ist nun im polnischen Grawolin geglückt: Vor vier Wochen implementierte Anbieter Orange das System in seinem Netz – und war begeistert. „Orange hat unsere Antenneneinheiten zur Verlängerung des 2,5 Gbit/s GPON-Netzes (Gigabit Passive Optical Network) eingesetzt. Damit wurde Highspeed-Internet per Funk für bis zu 64 Teilnehmer erreicht“, so Stöhr. Die Datenrate kann bis zu einem Gigabit pro Sekunde betragen. Genug, um binnen Sekunden die Folge einer TV-Serie oder ein Spiel auf den PC zu laden.

Neues Breitband-Konzept

Mit Interesse hört das die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung – Breitband-Internet für die Duisburger Gewerbegebiete gehört zu ihren Zielen. „VDSL gibt es in den meisten Bereichen“, sagt Andree Schäfer (GfW), „aber oft geht der Bedarf darüber hinaus“. Angesichts von Wartezeiten und Tiefbaukosten von 150 Euro pro Meter hätten sich Firmen für Richtfunk entschieden. Die Stadtwerke-Tochter DCC soll nun im Auftrag der GfW ein neues Breitband-Konzept entwickeln. „In diesem Zusammenhang werden wir auch mit Andreas Stöhr über Möglichkeiten sprechen, seine Entwicklung hier als Modell zu installieren“, kündigt Schäfer an.