Duisburg. . Laura Koelmans, Jennifer Moryson, Carina Bürgers und Lena Keunecke arbeiten als Brauerinnen und Mälzerinnen bei der König-Brauerei.

  • Vier Frauen arbeiten bei der König-Brauerei als Brauerinnen und Mälzerinnen
  • Seit Jahren behaupten sie sich erfolgreich in der angestammten Männerdomäne
  • Alle vier Frauen sind von ihrer abwechslungsreichen Arbeit begeistert

Wasser, Hopfen, Malz, Hefe – das ergibt: gutes Bier. Wenn man weiß, wie es geht und wie man es richtig macht. Drei Frauen, die das Handwerk beherrschen, und eine, die es seit August vergangenen Jahres erlernt, arbeiten bei der König-Brauerei in Beeck. Als Brauerinnen und Mälzerinnen behaupten sie sich in einem Beruf, der gemeinhin als Männerdomäne gilt. Dass ihre anderen Kollegen alle männlich sind, ficht die vier Frauen nicht an.

„Hier gibt es keine Unterschiede in der Behandlung, auch bei den Azubis nicht“, sagt die Auszubildende Lena Keunecke, und ihre Kolleginnen unterstreichen das. „Der Umgangston ist etwas rauer“, meint Jennifer Moryson, aber da alle vier nicht auf den Mund gefallen sind, ist das auch kein Problem. „Lediglich als die erste Auszubildende 1988 angefangen hat, wurden die Pinup-Kalender abgenommen und seitdem keiner mehr aufgehängt“, weiß Jennifer Moryson aus Erzählungen.

Wenig Rohstoffe für ein tolles Produkt

Sie selbst hat 1999 ihre Ausbildung bei der Königs-Brauerei begonnen: „Ich wollte nach dem Abi nicht studieren, sondern irgendwas mit Lebensmitteln machen. Das erste, was die Liste bei der Berufsberatung ausspuckte war Brauer. Und ich dachte nur: Cool, was ist das denn?“

Ähnlich erging es Lena Keunecke: „Ich hab’ allerdings die ganze Liste gelesen.“ Warum sie sich dann den Beruf als Brauerin und Mälzerin ausgesucht hat, begründet sie ebenso schlicht wie amüsant: „Ich hatte immer schon ein gesundes Interesse an Bier. Und mit meinem Vater hatte ich auch schon Bier in unserer Garage gebraut.“ Zudem sei es faszinierend, dass man aus so wenige Rohstoffen ein so tolles Produkt herstellen könne.

„Über Bier lässt sich trefflich streiten“

„Man braucht nur Wasser, Hefe, Malz und Hopfen“, zählt Laura Koelmans auf. „Und die Liebe der Brauerin“, ergänzt Jennifer Moryson. Auch Carina Bürgers bekräftigt das, und sie meint: „Bier ist ein emotionales Produkt. Darüber kann man sich wunderbar streiten.“ Es ist beeindruckend mit welcher Begeisterung die vier Frauen von ihrem Beruf schwärmen. „Er hat so viele verschiedene Facetten“, findet Jennifer Moryson. „Es ist wirklich jeden Tag etwas anderes“, bekräftig Laura Koelmans.

Das Sudhaus, der Gärkeller, die Filtration und der Drucktankkeller ist das Terrain der Brauerinnen. Die Arbeit wird in drei Schichten erledigt mit vier Leuten pro Abteilung. Bei König gibt es derzeit 18 aktive Brauer, fünf Auszubildende, einen Obermeister, zwei Meister und drei Gesellen mit Meisterbrief, die die Schichtverantwortung haben.

„Ein Sud ist ein Hektoliter. Wir können bis zu 14 Sude pro Tag produzieren“, erklärt Jennifer Moryson. „Drei bis vier Wochen muss das dann reifen, bevor es filtriert wird.“ Außer chemischen und physikalischen Kenntnissen benötigen Brauer auch technische Fähigkeiten. „Der Ursprung muss stimmen“, sagt Carina Bürgers. „Wir müssen wissen, wie die einzelnen Maschinen funktionieren.“ Auch um notfalls eingreifen zu können, wenn etwas nicht läuft.

Meisterstellen sind rar gesät

Zudem werden angehende Brauer und Mälzer in Lebensmittelkunde geschult. „Es ist schon toll, was man allein über Wasser lernen kann.“ Das Element übt auf Laura Koelmans eine besondere Faszination aus. „Wasser kann so hinterhältig sein“, sagt sie, lacht und schiebt dann hinterher: „Ich kenne jemand, der studiert sogar Wasser.“ Darauf Carina Bürgers feixend: „Wenn du noch mal studieren willst, studier besser Bier. Das ist nicht so trocken.“

Doch obwohl alle vier Frauen das Abitur in der Tasche haben, war für keine von ihnen ein Studium eine Option, ebenso wenig die Meisterschule. „Wenn man eine Familie gründen will, ist das schwierig“, sagt Jennifer Moryson. Sie hat sich für eine Familie entschieden, ebenso wie Carina Bürgers, die nach der Geburt ihres zweiten Kindes noch in Elternzeit ist. Laura Koelmans hingegen sagt ganz deutlich, dass sie kein Interesse an einer Führungsposition hat. Und Lena Keunecke muss erst ihre Ausbildung beenden.

Aber es gibt noch einen anderen Grund, warum der Meister eher unattraktiv ist, wie Jennifer Moryson erklärt: „In NRW sind die Meisterstellen in unserem Beruf rar gesät. Da müsste man schon nach Bayern. Aber die Tarifverträge für Brauer sind bei uns besser, hier verdiene ich mehr als ich in Bayern als Meisterin bekäme.“

Voraussetzungen für die Ausbildung

Wer die Ausbildung zum Brauer und Mälzer machen will, sollte möglichst Interesse an Chemie, Physik und Biologie mitbringen. Zudem kann ein technischer Verstand von Nutzen sein.

Wichtig ist auch die Bereitschaft, im Schichtdienst zu arbeiten.

Voraussetzung für die Ausbildung ist mindestens ein Realschulabschluss. Weitere Informationen gibt es auf: www.koenig.de