Duisburg. . Vor 500 Gästen wurde der Masterplan Wirtschaft in der kleinen Mercatorhalle vorgestellt. NRW-Minister Michael Groschek fand lobende Worte.

  • Vor 500 Gästen wurde der Masterplan Wirtschaft für Duisburg in der kleinen Mercatorhalle vorgestellt
  • NRW-Minister Michael Groschek fand lobende Worte und kündigte die Unterstützung des Landes an
  • Und er verwies auf gut gefüllte Töpfe, etwa für die Städtebauförderung, aber auch für mehr

Der Masterplan Wirtschaft steht. Und mit ihm sei „Duisburg am Anfang eines guten Weges“, wie Burkhard Landers, Präsident der Niederrheinischen IHK gestern auf dem Zukunftskongress im kleinen Saal der Mercatorhalle betonte. Rund 500 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung kamen, um sich über die Ergebnisse des zweijährigen Prozesses zu informieren und darüber, wie die Strategie für mehr Wachstum und Beschäftigung aussieht.

„Die Stimmung in der Wirtschaft ist gut“

„Die Stimmung in der Wirtschaft ist gut“, sagte Landers. „Der Masterplan ist nicht nur von Verzweifelung getrieben, sondern auch von Hoffnung“. Und: Er basiere auf dem Ist-Zustand. So bauten die 60 Projekte auf die Probleme auf, die Duisburg hat. Eine hohe Steuerbelastung, Arbeitslosigkeit, Gewerbeflächenknappheit, marode Straßen und Brücken sind nur ein paar Stichworte. Klar sei aber auch, „dass Duisburg nicht alle Probleme alleine lösen kann“. Auch der Bund und das Land seien gefragt.

Mit dem Landesminister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr Michael Groschek saß der richtige Adressat im Saal, und der hatte auch die richtige Antwort parat: „Wir werden Duisburg stützen und unterstützen“, kündigte er an. Und er verwies auf gut gefüllte Töpfe, etwa für die Städtebauförderung, aber auch für mehr. Groschek: „Im Großraum Duisburg steht Geld zur Verfügung wie selten zuvor.“

„Ruhrort brauch ein neues, zusätzliches Leben“

Und der SPD-Minister nannte auch gleich die Projekte, in die zügig Geld fließen werde: Ausbau der Autobahnen A 3 und A 59, Bau der A 40-Rheinbrücke, Sanierung des Karl-Lehr-Brückenzuges, Anbindung von Logport VI in Walsum, Bau der Ortsumgehung Meiderich, neues Dach über den Bahnsteigen des Hauptbahnhofes.

Rund 500 Gäste kamen zum Zukunftskongress Wirtschaft in die kleine Mercatorhalle Duisburgs.
Rund 500 Gäste kamen zum Zukunftskongress Wirtschaft in die kleine Mercatorhalle Duisburgs. © Stephan Eickershoff

Konkrete Ideen präsentierte Groschek auch für Ruhrort, wo man vorhandene ungenutzte Immobilien aufkaufen könne, um sie kreativen Menschen zur Verfügung zu stellen: „Ruhrort braucht neues, zusätzliches Leben.“ Auch die Tatsache, dass der Hafen Umschlag für die großen Autobauer Daimler, VW und Audi und macht und weitere Auto-Kompetenz an der Universität angelagert ist, solle sich Duisburg stärker zunutze machen, sich als die „Automobilstadt“ in NRW verstehen und beispielsweise eine Teststrecke für autonomes Fahren einrichten. Zuversichtlich zeigte sich Groschek zudem, dass in der Innenstadt ein „städtebaulicher Brückenschlag“ möglich ist zwischen künftigem Outlet-Center und bestehenden Einkaufstraßen, auf dass beide Handels-Standorte profitieren.

Im Ministerium gibt es einen Duisburg-Beauftragten

Den Masterplan Wirtschaft lobte Groschek als „wunderbare Liebeserklärung an diese Stadt“, die zum Machen und Mitmachen auffordere. In seinem Ministerium gebe es wegen der oft verkannten Potenziale bereits einen Duisburg-Beauftragten. Sein Testat für die Stadt an Rhein und Ruhr: „Duisburg ist ein Zukunftsstandort.“

Den Hafen hob er dabei hervor und dessen Verbindung über die neue Seidenstraße mit China, aber auch Wohnbauprojekte wie auf dem Bahn-Gelände in Wedau mit einer Qualität, wie sie in Düsseldorf oder Köln für viele nicht zu bezahlen wäre. Den Duisburger riet Groschek mehr Selbstbewusstsein zu zeigen nach der Devise „Kopf hoch, Brust raus, Bauch rein“.

„Masterplan muss Schneeballeffekt werden“

Und so war es auch der Tag des Motivierens. Oberbürgermeister Sören Link bekundete nach dem Motto „Reden ist gut, aber Machen ist besser“, dass man sich nicht darauf beschränken wolle, zu sagen, wo es hakt, sondern Lösungen schaffen. Gemeinsam. Und dabei „müssen wir noch mehr Leute mitnehmen“, sagte Burkhard Landers. Der Masterplan Wirtschaft müsse „ein Schneeballeffekt für Duisburg werden.“

Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft des Unternehmerverbandes appellierte an die Politik „diesen Weg mitzugehen.“ Denn nachhaltig könne dieser nur wirken, „wenn die Politik mitzieht.“

Wirtschaft wünscht sich einen „Minister“ im Rathaus 

Fünf Arbeitsgruppen haben sich im Masterplanverfahren Themenkomplexen gewidmet und ihre Forderungen und Projekte formuliert, die in der Mercatorhalle kurz skizziert wurden.

Mittelstand und Gründung. „Duisburg braucht ein Gesicht für Wirtschaftsfragen. Der fehlt“, forderte der Arbeitskreissprecher, Sparkassenchef Joachim Bonn, einen Wirtschaftsdezernenten, einen „Minister“ in der Rathaus-Beigeordneten-Riege. Außerdem sollte sich Duisburg als mittelstandsfreundliche Stadt zertifizieren lassen: „Das hätte Signalwirkung und führt zu Selbstdisziplin“, so Bonn.

Infrastruktur, Umwelt und Energie. Schnellere Genehmigungsverfahren, Instandhaltung und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, ein besseres Breitbandnetz sind Empfehlungen aus diesem Arbeitskreis. Und die Wirtschaft braucht mehr Flächen und einen entsprechenden Flächennutzungsplan. „Ohne zusätzliche Gewerbeflächen werden wir nicht erfolgreich sein“, erklärte der Gruppen-Sprecher Karl-Josef Sassen, Chef von DK Recycling.

Image und internationales Profil. „Wir müssen es schaffen, die Dinge, dir wir gut machen, besser zu verkaufen“, lautet die Kernbotschaft von Haniel-Managerin Jutta Stolle, deren Arbeitsgruppe sich um Duisburgs Ruf bemüht. Dazu gehört auch, dass Duisburg Mut zu großen Projekten zeigt und eine Sprache findet, die im digitalen Zeitalter moderner wird und sich im Web informativ und serviceorientiert zeigt.

Familienfreundlichkeit. Mehr bezahlbaren und attraktiven Wohnraum, Ausbau von Kita-Betreuung und der Sportstätten: Das sind Empfehlungen aus der Arbeitsgruppe. „Familienfreundlichkeit ist ein wichtiger Standortfaktor“, meinte Krohne-Geschäftsführer Ingo Wald mit Blick auf die Ansiedlung junger Familien und Fachkräfte für die Wirtschaft.

Bildung, Integration und Technologie. Duisburgs Bildungslandschaft ist gut, aber die Vernetzung muss besser werden und es braucht mehr Flexibilität, „nonformelle Kompetenz“ zu erkennen und zu fördern, meinte Arbeitskreissprecher Frank Wittig. Und: „Wenn eine Stadt Integration kann, dann Duisburg.“