Duisburg. . Krieg und Flucht haben ihren Studiumabschluss verhindert. Ihre Uni-Laufbahn wollen 91 Geflüchtete fortsetzen, die sich an der UDE vorbereiten.
- Rund 90 geflüchtete Bewerber bereiten sich nach ihrer Flucht an der Uni Duisburg-Essen auf ein Studium vor
- Die meisten von ihnen stammen aus Syrien, dem Irak, Iran und Afghanistan
- Die deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang ist ihr Türöffner für die Hochschule
Sie kommen aus Syrien, dem Irak, aus Afghanistan. Dort haben sie Biologie, Informatik oder Medizin studiert. Manche standen kurz vor den Abschlussprüfungen, als Krieg oder Terror sie auf die Flucht zwang. Sie alle treibt der gleiche Traum: Das Studium in Deutschland zu beenden, Arbeit finden, hier oder in ihren Heimatländern. Mit dem Programm „NRWege ins Studium“ versucht die Landesregierung ihnen einen oft holprigen Weg zu bahnen. Die Universität Duisburg-Essen (UDE) bekommt bis 2020 rund 500 000 Euro für zusätzliche Deutschkurse sowie Beratung und Betreuung der geflüchteten Studienbewerber am Akademischen Auslandsamt (AAA).
Beeindruckende sprachliche Fortschritte
Wafaa Al Monayer und Modar Aldebiat (beide 24), die beiden Syrer, sind zwei von derzeit 91 jungen Menschen, die schon als Gasthörer Vorlesungen an der UDE besuchen. Aus Salamiyah nahe Homs stammt Modar, der angehende Tierarzt. „Ein halbes Jahr fehlte noch bis zum Abschluss“, berichtet er. Dann die Flucht, auf der ihn seine Schwester begleitete – jetzt lebt er in der Unterkunft an der Memelstraße in Neudorf.
Aus der Hauptstadt Damaskus stammt Wafaa, Personalmanagement studierte sie seit anderthalb Jahren im benachbarten Jordanien, als auch ihre Familie vor bald zwei Jahren das Land verlassen musste. Heute lebt sie mit der Mutter und drei Geschwistern in Walsum. „Seit dem vergangenen Sommer besuche ich die Sprachkurse an der Uni“, berichtet sie. „Beeindruckend“ nennt Bärbel Enger, die im Uni-Gebäude an der Geibelstraße 41 die Studierenden berät, Wafaas sprachliche Fortschritte. Schon bald soll die junge Syrerin die „Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang“ (DSH) machen – für Wafaa ein wichtiger Meilenstein. Der bestandene Test für das C1-Sprachniveau ist der Türöffner für die Fortsetzung des Studiums.
Als Gasthörer den Uni-Alltag kennenlernen
Für Modar versperrt die Bürokratie noch den schnellen Weg. „Ich muss zunächst den Integrationskurs mit dem B1-Sprachkurs machen“, erklärt er. Schade, dass er nicht direkt in den Uni-Kurs gehen kann, wo er sicher größere Fortschritte erzielen würde, findet Bärbel Enger: „Er verliert so ein Semester.“ Für Modar hat das langsamere Tempo auch Vorzüge: „In meiner Unterkunft leben sehr viele Menschen. Dort in Ruhe zu lernen, ist sehr schwierig.“ Als Gasthörer haben beide die Möglichkeit genutzt, in den Uni-Alltag hineinzuschnuppern. Modar in Physiologie und Biologie. „Das ist vieles wie in der Tiermedizin“, sagt er. Wafaa fährt zu den Wirtschaftswissenschaftlern am Campus Essen. „Anfangs war das Sprachniveau sehr hoch für mich“, sagt sie. Völlig normal, beruhigt Udo Rasum vom Akademischen Auslandsamt: „Bis die Bewerber fit sind für einen deutschsprachigen Studiengang, dauert es je nach Vorkenntnissen bis zu einem Jahr.“
Akademisches Auslandsamt hilft bei den Formalitäten
Die Voraussetzung für die Deutschkurse der UDE, die das Institut für optionale Studien anbietet, ist ein Zeugnis, das zum Studium befähigt. „Wenn geflüchtete Bewerber ihren Bildungsabschluss nicht belegen können, gibt es ein Verfahren zur Feststellung der Studierfähigkeit“, erklärt Bärbel Enger. Mit der bestandenen Sprachprüfung müssen sich die jungen Frauen und Männer für die Bachelor-Studiengänge bewerben bei Uni-Assist in Berlin. Enger: „Sie organisieren das Verfahren, wir begleiten die Bewerber bei den Formalitäten.“
Zweimal pro Jahr Infoveranstaltung
Ungefähr die Hälfe der geflüchteten Studienanwärter an der UDE kommt aus Syrien. Iran, Irak und Afghanistan sind ebenfalls häufige Herkunftsländer. Außerdem gibt es einige Afrikaner. „Zweimal im Jahr bieten wir eine Info-Veranstaltung an, darüber unterrichten wir auch die Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit“, berichtet Bärbel Enger.
Beratung bietet das Akademische Auslandsamt auch zu anderen Themen. „Die Finanzierung des Studiums ist wichtig“, so Udo Rasum, „einige Bewerber sind sogar BAföG-berechtigt.“ Auch bereits im Herkunftsland erworbene Studienleistungen können unter bestimmten Voraussetzungen anerkannt werden – zuständig ist dafür die Zentralstelle in Düsseldorf.