„Was Du verschweigst – behalte ich für mich.“ Wer bei Lütfiye Güzel als Dichterin den Reim oder die holde Liebe im Frühling sucht, der kann gleich einpacken. Die inzwischen bundesweit geschätzte Autorin ist über den Status des literarischen Geheimtipps längst hinaus.
„Was Du verschweigst – behalte ich für mich.“ Wer bei Lütfiye Güzel als Dichterin den Reim oder die holde Liebe im Frühling sucht, der kann gleich einpacken. Die inzwischen bundesweit geschätzte Autorin ist über den Status des literarischen Geheimtipps längst hinaus.
Mit „Faible ?“ hat die 1972 in Hamborn geborene und in Marxloh aufgewachsene Güzel jetzt eine sehr lesenswerte „Best of“-Auswahl veröffentlicht. Auf 200 Seiten finden sich rabenschwarze Miniaturen und lakonische Text-Fragmente, die schon einmal in Büchern wie dem 2012 erschienenen Erstling „Herz-Terroristin“ oder „Let’s go Güzel“ und zuletzt in der Novelle „Oh, No!“ publiziert wurden. Ein Buch, das ihr bisheriges lyrisches Werk gnadenlos und garantiert ohne hoffnungsvolles Licht auf den Punkt bringt.
Finsterer Blick auf den grauen Alltag
Die 2014 mit dem Fakir-Baykurt-Kulturpreis der Stadt Duisburg ausgezeichnete Poetin mit dem finsteren Blick auf die Beschränkungen und Zumutungen des grauen Alltags lebt und arbeitet derzeit in Berlin und Duisburg. Im vergangenen Jahr war sie Stadtschreiberin in Köln-Mülheim.
„Das Gute an guten Filmen war, dass sie schlecht besucht waren.“ Mit der Wahrheitsliebe hält es die junge Autorin sehr genau, die mit dem kulturellen Mainstream nichts gemein haben will. Als sprachwitzige Philosophin schätzt sie die Schattenreiche des Lebens, dessen vorgetäuschte Heiterkeit sie nicht erträgt. „Gastarbeiter“ hat sie ihr Gedicht betitelt: „Ein Türke fegt Zigarettenreste zusammen. Hier am Bahnhof. Es gibt kalte Asche zum Frühstück. Ich habe irgendwas gedacht. Weiß aber nicht mehr, was es war.“
Lütfiye Güzel, zu deren Dichter-Helden auch das versoffene Teilzeit-Genie Charles Bukowski gehörte, dessen abgeklärte Sicht auf die Welt ihr immer noch gefällt, sieht sich als Autorin und als „Sportlerin“ aber auch kritisch: „Schreibe. Weil ich keine Kondition habe. Meine Abwehr ist gut. Es gibt nur nichts zu verteidigen.“