Duisburg. . Vor Gericht steht ein Satudarah-Rocker. In seinem Buch stellt der Journalist Müller die These auf, dass er ein V-Mann war, ein „falscher Rocker“.
Bislang war J. Zeuge, sagte in Prozessen aus, durch die der Club verboten wurde, einige Rocker in Haft kamen. Am Montag erhielt er sein eigenes Urteil. Er spielt auch eine tragende Rolle in einem Buch von Udo Müller. Der Journalist, unter anderem für Stern TV tätig, hat pünktlich zum Prozessbeginn sein Buch „Der falsche Rocker - die unglaubliche Geschichte eines deutschen V-Mannes“ veröffentlicht (Riva-Verlag, 16,99 Euro).
In diversen Interviews mit dem inhaftierten Rockerpräsidenten von Satudarah, Ali Osman, hat Müller Erkenntnisse gewonnen über den Rockerkrieg, der über Jahre in Duisburg lief, teils mit Schießereien ausgetragen wurde, Todesopfer forderte und zig Einsätze der Polizei.
Rivalitäten zwischen Bandidos und Hells Angels
Akribisch beschreibt Müller, wie sich die Rivalitäten zwischen den Bandidos, den Hells Angels und dem ursprünglich unabhängigen Club Brotherhood Clown-Town von Ali Osman auf Duisburger Boden entwickelten. Warum Brotherhood Clown-Town bei dem niederländischen Rockerclub Satudarah Unterschlupf fand. Welche Waffen und welche Drogen wann wie mit wem beschafft wurden. Eine Räuberpistole jagt die nächste. Hinzu kommen Auszüge aus Anklageschriften.
Udo Müller ist einerseits der distanzierte Journalist, der infrage stellt, was sein krimineller Informant Ali Osman erzählt, der zusammenpuzzelt und gegenrecherchiert. Dann wieder ist er begeistert von seinen Einblicken in die Szene, stolz auf sich und seinen Mut, ins niederländische Hauptquartier von Satudarah gefahren zu sein und dort gedreht zu haben. In dem Wissen, nicht mehr zu erfahren, als auf den offiziellen Seiten des Clubs ohnehin preisgegeben wird.
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Ein Leben wie ein Action-Film
Das Leben des Angeklagten wirkt inhaltlich wie ein Action-Film, wenn auch sprachlich nicht ganz so spannend erzählt: Kaum volljährig, brach der Niederrheiner eine Lehre ab, heuerte bei den Fremdenlegionären an, kämpfte jahrelang in der ganzen Welt. Kontakt zur Polizei soll J. in einem Wing-Tsun-Club geknüpft haben, wo auch SEK-Beamte trainiert haben sollen. Für die Rocker rund um Ali Osman war J. interessant, weil er sich mit Waffen und Sprengstoff auskannte.
Rechtlich spannend wird es da, wo es um die Beweisführung geht, dass J. ein V-Mann ist - jedenfalls nach Einschätzung von Udo Müller und Ali Osman. Einer, der nicht nur beobachtete, sondern auch aktiv mitwirkte und Straftaten verübte. Ein Aspekt, der schon Thema im Innenausschuss war und Anlass für Verschwörungstheorien bietet.