Wanheimerort/Neudorf. . Die Wanheimerorter KG Blau-Gold ist ein echter Familienbetrieb. Schwestern und Kinder machen mit. „Kleine Vereine werden unterschätzt.“
Auf den ersten Blick sieht sie gar nicht aus wie eine Präsidentin. In ihrem blau-goldenen Garde-Kostüm schwingt Nadine Girse ihre Beine durch die Luft und hakt sich bei den anderen Tänzerinnen ein, die alle das gleiche Outfit tragen. Aber das war auch die Bedingung, als die Bissingheimerin vor fünf Jahren das Amt der Präsidentin der Wanheimerorter KG Blau-Gold übernahm. „Ich wollte unbedingt Tänzerin bleiben, das ist meine große Leidenschaft“, strahlt die 31-Jährige über das ganze Gesicht.
Die Präsidentin der KG ist gerade einmal 31
Ja, die Präsidentin der KG ist gerade mal 31. Als sie das Amt übernahm, war sie 26 Jahre alt und damit die jüngste Karnevals-Präsidentin in ganz Nordrhein-Westfalen. Das ist sie nach eigenem Wissen auch heute noch, ein klarer Kontrast zu der sonst vor allem männlichen, ergrauten Präsidentenwelt. Kein Wunder also, dass die Nervosität bei Nadine Girse vor ihrer ersten Sitzungsmoderation groß war: „Ich war unglaublich aufgeregt und hatte mir Karten vorbereitet, auf denen stand, was ich sagen wollte. Dann habe ich aber tief durchgeatmet und die Karten einfach weggeworfen und erzählt, was mir in den Kopf kam. Das hat super geklappt“, erinnert sie sich. Seitdem ist die Nervosität deutlich kleiner. Freundlich und durchsetzungsfähig müsse eine Präsidentin in Girses Augen sein: „Ich hoffe, dass ich das mit meinen 31 Jahren auch genauso bin wie ältere Präsidenten.“
Etwa 50 Mitglieder hat die gelernte OP-Schwester unter sich - obwohl neben sich passt wohl eher. „Wir sind wie eine große Familie“, schwärmt die Präsidentin. Das mag wohl auch daran liegen, dass die drei Schwestern der Präsidentin und auch ihre beiden Kinder mit im Verein sind: der vierjährige Finn und die sechsmonatige Malou. Nur ihr Ehemann kann mit Karneval nicht viel anfangen und bleibt lieber zu Hause. „Das ist aber vollkommen okay. Er unterstützt mich in meinen Aufgaben“, sagt die zweifache Mutter. Und die sind zahlreich: Neben dem Tanzen trainiert die 31-Jährige auch acht weitere Frauen in der großen Garde und hat als Präsidentin alle Hände voll zu tun – manchmal kann das auch ziemlich stressig werden „Aber ich mache das ja nicht alleine, hier hilft jeder mit. Bei den Veranstaltungen pusten selbst die ganz Kleinen die Luftballons auf oder verteilen die Deko.“
Zusammenhalt im ganzen Jahr
Die jährliche Sitzung ist das Highlight: „Ich möchte zeigen, dass auch die kleinen Vereine für den Duisburger Karneval wichtig sind. Die werden oft unterschätzt.“ Auch auf den Rosenmontagszug freut sich die Präsidentin schon Wochen vorher und natülich auf die verschiedenen Auftritte der Garden, etwa im Altersheim. „Wenn die älteren Damen dann anfangen zu weinen – das ist schöner als jeder Applaus und jede Bezahlung.“ Um das Geld geht es Nadine Girse sowieso nicht, in der KG sind alle ehrenamtlich im Einsatz. Anreiz dafür ist das Lebensgefühl. Momente wie ein Auftritt vor sechshundert Leuten in einem Eishockey-Stadion, gemeinsame Fahrten nach Irland und auch die Standing Ovations seien die ganze Mühe wert. „Es ist einfach diese Gemeinschaft“, versucht die Präsidentin ihre Begeisterung in Worte zu fassen. Und diese zähle das ganze Jahr über, nicht nur in der fünften Jahreszeit. Außerdem gilt bei Nadine Girse sowieso: „Nach dem Karneval ist vor dem Karneval“ und so hat sie jetzt schon begonnen, die Session 2018 vorzubereiten. Denn, soviel steht fest, ihre Ämter als Tänzerin, Trainerin und Präsidentin möchte sie noch lange nicht niederlegen: „Dafür macht das viel zu viel Spaß!“