Hochfeld. . Der Raum- und Stadtplaner hat federführend das Integrierte Handlungskonzept mitentwickelt. Schmidt sagt: „Wir glauben an Hochfeld.“
Reinhard Schmidt ist der „Neue“ im Büro der Entwicklungsgesellschaft Duisburg (EG DU) in Hochfeld, seitdem Stadtteilmanager Georg Fobbe in Rente gegangen ist. Wobei, so ganz stimmt das nicht. Schmidt, Ingenieur für Stadt- und Raumplanung, hat zuvor zwei Jahre lang das Integrierte Handlungskonzept Hochfeld entwickelt und formuliert. Der 54-Jährige ist Spezialist. Integrierte Handlungskonzepte hat er schon für viele Städte, etwa Herne und Dortmund, geschrieben, und sich bereits als Student für so genannte Transformationsprozesse interessiert. Anfang der 1980er Jahre engagierte sich der Mann, der seit 54 Jahren im Essener Norden lebt, für eine Umnutzung der Zeche Carl. Ihm und anderen Aktiven gelang es, ein soziokulturelles Zentrum zu gründen. Später gab er eine Stadtteilzeitung heraus und kämpfte gegen den Ausbau der A 52 durch den Norden.
Hochfeld kannte Schmidt noch aus den 1980er Jahren. „Ein Freund hat in Duisburg studiert und gesagt: ,Wir müssen mal nach Hochfeld.’“ Da gab’s den Grünzug, der nun als Radweg an den Rhein dienen soll, in dieser Form noch nicht und staubiger war es ohnehin. „Hochfeld hat eine eigene Schönheit. So wie das ganze Ruhrgebiet. Es gibt kaum eine Region, in der nichts älter als 150 Jahre ist, und die es trotzdem geschafft hat, sich in der Zeit fünf Mal neu zu erfinden.“ Als Schmidt vor zwei Jahren nach Duisburg kam, gab es übrigens auch ein zufälliges Wiedersehen mit einem alten Kommilitonen: Carsten Tum. „Er hatte es schwerer, mich wiederzuerkennen“, erzählt Reinhard Schmidt und lächelt. Als Student trug Schmidt „Matte und Vollbart.“
Hochfeld habe Potenzial, mit seiner Lage zwischen Rhein und Innenstadt. Allerdings müsste mal langsam damit angefangen werden, zum Beispiel das neue Quartier Rheinort zu bewerben. „Stadtplanung beginnt mit Bildern im Kopf. Und es ist doch toll, wenn man künftig durch eine Straße laufen kann und dahinter taucht direkt der Rhein auf.“ In die Bausubstanz müsste zwar investiert werden, aber einen Platzcharakter wie am Hochfelder Markt würde man in anderen Lagen suchen. Auch die Anbindung mit der Straßenbahn sei gut – und ihm gefällt, dass Planer der Wanheimer Straße ihren Schrecken genommen haben, indem sie die Haltestellen barrierefrei machen und so verbreitern, dass dort nicht mehr so gerast werden könne. „Auch daran arbeitet man in anderen Städten vergebens.“
Probleme nicht wegbauen
Um sich auf seine Aufgabe im Stadtteilbüro vorzubereiten, ist Reinhard Schmidt anfangs „mit einer Knipse“ durch die Straßen gezogen. Erschreckt haben ihn die Armut, und die sichtbaren Auswirkungen der Zuwanderung aus Südosteuropa. Kritiker monieren deshalb auch, dass das Integrierte Handlungskonzept wieder nur auf bauliche Veränderungen setze und dadurch die Probleme im Stadtteil nicht behoben werden. „Natürlich können wir die sozialen Probleme nicht wegbauen. Aber nehmen wir zum Beispiel die Kita Immendahl: Die ist Familienzentrum und dort findet jede Woche Beratung statt. Weil es aber an Räumen fehlt, finden die Gespräche über Notlagen auf dem Flur statt. Da hilft dann ein Kita-Anbau immens.“
Beschämt habe ihn auch, unter welchen Bedingungen im Blauen Haus gearbeitet werde. „Der Sozialarbeiter Nikita macht einen guten Job, aber die Hardware stimmt nicht.“ Reinhard Schmidt weiß, wovon er redet: Er ist selbst Vater von zwei Kindern, und ist damals aus dem Job ausgestiegen, um sich um die Erziehung zu kümmern, als noch niemand von Elternzeit und Vätermonaten sprach. Das ist im Job denn auch nicht bei allen auf Verständnis gestoßen. „Aber für mich war es wichtig und die richtige Entscheidung.“ Und in den Bedürfnissen, was Eltern ihren Kindern bieten wollen, seien die kulturellen Unterschiede gar nicht so bedeutend. „Als ich am Blauen Haus war, habe ich eine Mutter gesehen, die offenbar recht neu in Hochfeld ist, die sich über das Angebot informieren wollte. Mit dabei war noch eine Frau mit Kopftuch, die offenbar in Hochfeld aufgewachsen ist – die hat das Gespräch gemanagt und übersetzt.“ So sorge das Integrierte Handlungskonzept nun auch im Falle des Blauen Hauses dafür, dass die Kinder künftigen nicht mehr in Containern kickern, sondern in festen Räumen.
Geld für eine Stadtteilschule
In seinen vorherigen Jobs hat Reinhard Schmidt übrigens meist nur die Konzepte geschrieben. Nun bekommt er auch die Umsetzung mit. Das Geld wird nicht in einem großen Batzen ausgezahlt, die Maßnahmen müssen als einzelne Projekte beantragt werden. Eine Großbaustelle wird etwa auch die Grundschule Hochfelder Markt, die zur Stadtteilschule umgebaut werden soll. Und dann ist da ja noch die Alte Feuerwache, von der im Integrierten Handlungskonzept kaum die Rede ist. „Als Planer können wir nur Versatzstücke liefern. Der Rest muss von den Politikern und der Verwaltung kommen. Aber wir glauben an Hochfeld.“