Duissern. . Sigrid Hardebusch ist die neue Bezirksbeamtin für Duissern. „Ein Traumjob“,findet sie. Hier hat sie noch Gelegenheit, mit Bürgern zu plaudern.
„ Da kommt die Königin von Duissern“, begrüßt der Kollege Sigrid Hardebusch lächelnd. Zu ihrem Büro in der Polizeiwache Neudorf muss man zwei Stufen emporsteigen. Daran liegt’s nicht. Seit einigen Wochen dreht die 53-Jährige als Bezirksbeamtin ihre Runden durch das „Königreich“ Duissern. „Dieser Stadtteil ist ein Traum. Mein Vorgänger hat gesagt, dass das hier die Insel der Glückseligen ist – das kann ich nur bestätigen.“
Ursprünglich hatte die Oberkommissarin, die aus dem Duisburger Norden stammt und einige Jahre Schwerpunktdienst in Hamborn versehen hat, sich auf den Stadtteil Beeck beworben. Aber der Kollege hat dort seinen Vertrag doch noch einmal verlängert. Nun freut sie sich über die beschaulichen Einsätze zwischen Mülheimer Straße und Werthacker.
Haftbefehle müssen zugestellt werden
„Bei meinem ersten Rundgang durch den Werthacker habe ich ja nicht schlecht gestaunt.“ Und die Siedlung beinahe nicht gefunden. Dafür hat sie jetzt einen umso besseren Draht zu Wolfgang Stahl, dem Vorsitzenden der dortigen Siedlergemeinschaft. Auch der Bürgerverein Duissern hat schon Kontakt mit ihr aufgenommen. Einige Kinder erkennen sie auf der Straße, weil sie der Grundschule schon einen Besuch abgestattet hat. „Hier habe ich noch die Gelegenheit, mit den Bürgern zu sprechen, ihnen zuzuhören. Sie freuen sich, wenn sie mal Polizei im Stadtteil sehen.“ Und wenn sie an der Ampel steht, fahren alle automatisch langsamer und warten brav, bis es grün ist, obwohl einige Ampelphasen länger dauern. Der Respekt ist groß. Aber natürlich muss Sigrid Hardebusch auch manchmal in Duissern Haftbefehle zustellen oder Briefe vorbeibringen, damit sich gesuchte Personen bei ihr melden.
Diesmal hat sie einen Einsatz an der Mülheimer Straße. Der Betroffene hat auf Amtsbriefe nicht reagiert. Nun gibt es einen Haftbefehl. Zwei Männer kommen aus dem Haus. Die Polizistin erfährt, dass der Gesuchte nicht mehr im Haus wohne. Sie solle sich mal bei den Nachbarn erkundigen, die wüssten mehr. Nach einem kurzen Gespräch, sieht Sigrid Hardebusch klarer. „Die Post, die hier im Briefkasten landet, bekommt er offenbar zugestellt.“ Wo genau er wohnt, bekommt sie aber nicht raus. Nun heißt es für sie: abwarten.
Ihr Sohn ist ebenfalls bei der Polizei
„Wir bekommen viel mit.“ Etwa, wenn jemand kleinere Summen schuldig bleibt und deshalb ein Haftbefehl zugestellt werden muss. Manchmal begleitet sie die Person dann direkt zur Bank und versucht, sich diskret im Hintergrund zu halten. „Mein Job ist ein Traum“, sagt Hardebusch. Ungehalten wird sie nur, wenn sie die gleiche Ausrede zum 20. Mal hört.
Dass sie bei der Polizei gelandet ist, war übrigens eher die Idee ihrer Brüder. Zunächst studierte sie Jura. Vier Semester, davon zwei ernsthaft, um dann festzustellen, dass das doch nichts für sie ist. Die Brüder rieten ihr dann dazu, sich bei der Polizei zu bewerben, Ungerechtigkeit war ihr schon immer ein Graus. Den Sporttest packte sie, und alle anderen Anforderungen meisterte sie auch. Im März war die Prüfung, im April 1990 konnte sie anfangen.
Als sie in der Hundertschaft war, bekam sie ihren Sohn, arbeitete deshalb später einige Zeit im Innendienst. Sie hat nie bereut, zur Polizei gegangen zu sein. „Schaulaufen“ nennt sie die Runden, die sie durch ihren Stadtteil dreht.
Ihr Sohn ist inzwischen auch auf den Geschmack gekommen, und macht derzeit eine Ausbildung bei der Polizei. „Der wollte schon als Kindergartenkind immer Polizist werden.“