Duisburg. . Mehr als vier Jahrzehnte war Ulrich Rieger für den Duisburger DGB tätig. Er organisierte Kampagnen, Kundgebungen – und sogar Blutkonserven.
Bei unzähligen Arbeitskämpfen hat er geholfen, Dutzende von Mai-Kundgebungen hat er organisiert, für Sitzungsräume für Gewerkschafter hat er gesorgt wie für Blutkonserven für den Kanzler – über 40 Jahre lang hat Ulrich Rieger beim Duisburger DGB gewirkt. Jetzt hat für den 62-Jährigen die passive Phase der Altersteilzeit begonnen.
„Ich gehöre einem Verein an, dessen Aufgabe es ist, sich überflüssig zu machen“, sagt Rieger über den Deutschen Gewerkschaftsbund. „Aber davon sind wir noch weit entfernt.“ Noch immer gelte es, Arbeits- und Lebensbedingungen von Arbeitnehmern zu verbessern.
In einem Dorf in Niedersachsen wurde Rieger geboren, der Vater folgte dem Lockruf des blühenden Bergbaus an die Ruhr. In Wanne-Eickel wohnte die Familie mit ihren vier Söhnen, 1969 begann Rieger eine Ausbildung als Technischer Zeichner beim „Bochumer Verein“. Seine Gewerkschaft war die IG Metall, er wurde Jugendvertreter, dann Betriebsrat, engagierte sich in der gewerkschaftlichen Jugendbildungsarbeit begann 1974 eine erstmals angebotene 18-monatige Ausbildung zum hauptamtlichen Gewerkschafssekretär.
Blutkonserven waren vorzuhalten
„In Duisburg bin ich dann übernommen worden“, blickt Rieger zurück: „Ich habe mich hier immer wohl gefühlt, das war meine Bestimmung.“ Und viel erlebt hat er auch: den sechswöchigen Streik der Stahlarbeiter für die 35-Stunden-Woche mitten im Winter mit nächtlichen Suppen-Lieferungen für die Streikposten oder der Kampf um das Hüttenwerk in Rheinhausen: „Eine ganze Region hat mitgezogen“, ist Rieger immer noch beeindruckt. 1981, der Zeit des RAF-Terrorismus, waren Bundeskanzler Helmut Schmidt und DGB-Chef Heinz Oskar Vetter Gastredner beim 1. Mai. Für beide, so gebot es das damalige Sicherheitskonzept, waren Blutkonserven der jeweiligen Blutgruppe vorzuhalten.
„Es hat Siege und Niederlagen gegeben“, zieht der unermüdliche Gewerkschafter ein vorsichtiges Resümee. Den Mindestlohn habe man erreichen, den „radikalen Abbau von Arbeitsplätzen“ oft nicht verhindern können. Viel Wert gelegt hat Rieger auf die Arbeit hinter den Kulissen, in diversen Gremien und für verschiedene Netzwerke, oft gemeinsam mit Politik, Kirchen, Wohlfahrtsverbänden – und auch mit den Arbeitgebern: „Mitstreiter suchen, auf andere zugehen: Das hat mir immer Spaß gemacht.“
Mehr Zeit mit der Familie verbringen
Jetzt will sich Rieger mehr seiner Familie widmen. Vier Kinder hat er und auch vier Enkel. Und Reisen steht auf dem Plan. Alle europäischen Hauptstädte möchte er erkunden, ein bisschen die Seele baumeln lassen im heimischen Beeckerwerth. Und wenn der DGB ihn noch einmal brauchen sollte? „Dann bin ich da.“