Duisburg. . Hans-Jürgen Vangenhassend kritisiert bei der Neugestaltung der Mercatorinsel den geplanten Brückenschlag – und bringt eine Alternative ins Spiel.
Wie soll das gehen? Die Frage hat sich Hans-Jürgen Vangenhassend (76) sofort gestellt, als er erstmals vom geplanten Brückenschlag nach Ruhrort hörte. Wie berichtet, hat der Rat inzwischen weiter Nägel mit Köpfen gemacht und nicht nur grünes Licht für ein Logistikzentrum des schwäbischen Autoherstellers Daimler auf der Mercatorinsel und einen Park gegeben. Auch die Planungen für eine Brücke, die von der schmalen Landzunge nach Ruhrort führen und Fußgängern sowie Radfahrern vorbehalten sein soll, können nun vorangetrieben werden.
Vangenhassend kann deshalb nur mit dem Kopf schütteln. „Die Brücke müsste sehr hoch sein, damit unter ihr große Containerschiffe und Küstenmotorschiffe durchfahren können“, sagt der gelernte Schifffahrtskaufmann. „Ich habe von einer Klapp-, Hub- oder Drehbrücke gehört, halte das aber alles für abwegig.“ Der gebürtige Ruhrorter, der heute in Homberg lebt, will aber nicht nur meckern, sondern macht einen kostengünstigeren Alternativ-Vorschlag: eine kleine Fähre.
Fähre setzte schon in den Sechzigern über
„Ein so genannter Nachen ist früher schon bis Ende der 60er Jahre übergesetzt – in Höhe des damaligen Verwaltungsgebäudes Compaigne Genérale, heute Imperial“, sagt der 76-Jährige und zeigt zum Beweis nicht eine Postkarte mit dem Fährboot, sondern lädt gleich zu einem Ortstermin ein. Von Imperial sind es nur wenige Meter über die Straße bis zu zwei Treppenabgängen links und rechts, die zu einer steilen Kaimauer führen. „Früher ging es nicht so steil herunter. Da gab es für den Nachen einen extra Einstieg über einen Steiger“, erzählt Vangenhassend. Er selbst habe als Kind mit seiner Mutter die Fähre genutzt und sich nun bei alten Kollegen aus der Schifffahrt mehr Informationen darüber besorgt.
Fährmann war demnach ein gewisser Walter Engelen. Der habe mit seinem kleinen Boot vor allem Hafenarbeiter zu ihren Arbeitsplätzen gebracht. „Die jüngeren Mitfahrer mussten wohl selbst rudern“, sagt Vangenhassend. „Auch die Ehefrauen der Arbeiter sind mit der Fähre gefahren, um ihren Männern das Mittagessen zu bringen.“ In einem Henkelmann, einem heute eher ungebräuchlichen Behälter aus Blech. Mit dem Nachen seien auch Schiffspapiere von den Mitarbeitern der Reedereien und in der Zeit nach 1945, nach dem Krieg, außerdem Kohlereste und Briketts, Holzstückchen als Brennmaterial in einem Kneiselsäckchen, so genannte Mutterklötzchen, befördert worden.
Die Überfahrt, so Vangenhassend, habe etwa 20 Pfennig gekostet. „In den späteren Jahren hatte Walter Engelen eine kleine Motorfähre mit Fahrstand, ehe der Betrieb Ende der 60er Jahre eingestellt wurde“, so der 76-Jährige, der sich freuen würde, wenn diese kleine Fähre nun ein Comeback feiern könnte. „Sie wäre auf jeden Fall viel kostengünstiger als die geplante Brücke.“
>> Kennen Sie noch das Boot oder den Fährmann?
- Die Redaktion hat im Stadtarchiv und bei Bernhard Weber, Leiter des Binnenschifffahrtsmuseum in Ruhrort, nachgefragt, um mehr Informationen zur kleinen Fähre zu bekommen. Doch dort ist der Nachen, von dem Hans-Jürgen Vangenhassend berichtet, nicht bekannt.
- Deshalb wollen wir von unseren Lesern wissen: Kennen Sie noch das Fährboot oder den Fährmann Walter Engelen? Haben Sie noch weitere Infos oder Bilder? Dann rufen Sie uns bitte an unter 0203/99 26 31 51 oder schreiben Sie eine E-Mail an redaktion.duisburg@waz.de.