Duisburg. Sat1 startet am Mittwoch eine Doku mit dem Duisburger Händler Norbert Zajac. Tierschützer üben Kritik: Das Format verharmlose Tierhandel.
Wirbel um eine neue Sat1-Sendung: Am Mittwochabend (1. Februar, 22.30 Uhr) startet der Sender mit der vierteiligen Dokumentationsreihe „Norberts Zoo – der größte Tierladen der Welt“, die den Alltag des Duisburger Tierhändlers Norbert Zajac zeigen soll. Vor der Premiere zieht der Sender allerdings massive Kritik des Deutschen Tierschutzbundes, dem rund 550 Tierheime in ganz Deutschland angeschlossen sind, auf sich. Die Tierschützer beklagen eine allzu positive Darstellung des Handels mit Tieren und eine Verharmlosung im Umgang mit exotischen Arten.
„Ein Tier ist keine Ware, die man einfach in Massen in einem Geschäft verkaufen dürfen sollte. Wer ernsthaft in Erwägung zieht, ein Tier bei sich aufzunehmen, sollte sich zuerst im Tierheim umsehen. Das Zajac-Konzept, bei dem man spielende Hundewelpen in ihren Gehegen beobachten kann, verführt zu Spontankäufen." Durch den hohen Tierbestand in dem Geschäft rücke der Wert des Einzeltieres in den Hintergrund. "Ohne sorgfältige Vorüberlegungen angeschaffte Tiere landen jedoch häufig in Tierheimen, weil ihre Ansprüche oder die entstehenden Kosten letztlich doch höher sind, als zuvor gedacht", so Tierschutzbund-Sprecher Marius Tünte.
Große Auswahl an exotischen Tieren
Zajac vertreibe in seinem Laden eine große Auswahl an Tieren, darunter auch sehr exotische Arten wie Spornschildkröten, Tigerpythons und Bindenwarane. Mit dieser einzigartigen Vielfalt hatte der Händler im vergangenen Jahr das Interesse des Fernsehsenders geweckt: Im Mai 2016 hatte Sat1 erstmals eine Reportage aus dem Laden im Duisburger Norden gesendet. Die Tierrechtler kritisieren, dass den Zuschauern durch die Berichterstattung das Gefühl vermittelt werde, exotische Tiere ganz einfach auch zuhause halten zu können. Zudem verleite das Konzept des Ladens die Kunden zu unüberlegten Käufen - der „Erlebnischarakter“ sei gar ein Teil des Zajac-Geschäftsmodells.
Letztendlich würden aber gerade exotische Tiere, so wie Zajac sie in seinem Laden für jedermann anbiete, wegen ihrer meist doch komplizierten Haltung häufig in Auffangstationen landen. Zudem seien Spontankäufe eine der häufigsten Ursachen für die Aufgabe von Haustieren. Die dem Deutschen Tierschutzbund angeschlossenen Tierschutzvereine und Tierheime gehörten deshalb - neben den Tieren selbst - zu den Hauptleidtragenden solcher Geschäftsmodelle und lehnten sie daher ab.
Die Duisburger Zoofachhandlung, nach eigener Aussage das größte Tierfachgeschäft der Welt, steht seit vielen Jahren bei Tierschutzverbänden in der Kritik. Unter anderem hatte der Händler vor einiger Zeit den Verkauf von Welpen in seinem Geschäft gestartet - trotz Protesten von Tierrechtlern und Hundezuchtverbänden. Bereits im vergangenen Jahr hatten mehrere Vereine den Sender Sat1 im Vorfeld aufgefordert, die Ausstrahlung der Dokusoap noch einmal zu überdenken.
Tierschutzbund fragt bei Sat1 an
Auch der Tierschutzbund hatte eine entsprechende Anfrage gestellt: „Leider haben wir bisher keine Reaktion von Sat1 erhalten“, sagt Marius Tünte. Auf Nachfrage dieser Redaktion teilte der Sender allerdings mit, dass man sich im Vorfeld genau über den Zoohändler erkundigt habe. Für den Dreh habe es einen stetigen Kontakt mit den zuständigen Behörden gegeben. Zudem habe das Ordnungsamt dem Sender gegenüber bestätigt, dass der Verkauf von Tieren bei „Zoo Zajac“ zahlreichen Auflagen unterliege und diese auch regelmäßig von Mitarbeitern der Behörde kontrolliert würden.
Das bestätigt das Duisburger Ordnungsamt: "Tierärzte des Veterinäramtes überprüfen als Sachverständige für das Ordnungsamt die Einhaltung der tierschutzrechtlichen Bestimmungen und in eigener Zuständigkeit die tierseuchenrechtlichen Vorschriften im Betrieb Zajac", erklärt Jennifer Gräfe von der städtischen Pressestelle. Hätte es bei den bisherigen Kontrollen kleinere Mängel gegeben, seien diese zudem durch den Betrieb unmittelbar oder zumindest kurzfristig abgestellt worden. Gegen den Dreh in den Geschäftsräumen habe es deshalb auch keinerlei Einwände vonseiten der Stadt gegeben: "Es handelt sich bei dem Zoogeschäft ansonsten um ganz normale private Geschäftsräume", erklärt die Stadtsprecherin.