Der in Duisburg geborene Autor Dirk Stermann hat mit „Der Junge bekommt das Gute zuletzt“ einen tieftraurigen Roman geschrieben.

  • Dirk Stermann ist in Österreich als Humorist aus satirischen Sendungen sehr bekannt
  • In seinem Buch um den 13-jährigen Claude geht es nur am Anfang schwarzhumorig zu
  • Zum ersten Mal tritt der Wahl-Wiener in Duisburg im Rahmen der Akzente auf

Sein Ziel war für einen Humoristen untypisch. Dirk Stermann, der 1965 in Duisburg geboren wurde, in Ratingen aufwuchs und seit 1988 in Wien lebt, wollte ein trauriges Buch schreiben. Mit „Der Junge bekommt das Gute zuletzt“ ist ihm sogar der „traurigste Roman der Welt“ gelungen. So bewirbt jedenfalls sein Verlag die Geschichte von Claude, der gegen Ende der 220 Seiten erst 14 wird, dem aber eigentlich nichts Schlimmes mehr passieren kann. Seine Kindheit hat ihn gewappnet gegen Schmerzen aller Art.

Die Beschreibung von Schmerzen, die Ameisen und andere Insekten mit Bissen oder Stichen verursachen können, ist eine der Originalitäten des Romans. Eine Schmerzskala, die Claudes Seele durchläuft. Seine Mutter interessiert sich als Ethnologin mehr für fremde Völker und Kulturen als für ihren älteren Sohn. Sein Vater, der Musik-Dozent, ist mehr Posaunenlehrer als Vater. Claude wird schon als kleiner Junge stets abgeschoben an die lieblose, verfressene Oma, die sich eines Tages so vollstopft, dass sie tatsächlich platzt. Noch schlimmer wird Claudes Leben, als sich die Mutter in einen Indio verliebt. Da ziehen die Eltern eine Trennwand durch die gemeinsame Wohnung im historischen 1. Wiener Bezirk; Claude bleibt beim Vater, sein jüngerer Bruder bei der Mutter.

Nicht viel später lässt ihn auch der frisch verliebte Vater zurück wie ein überflüssiges Möbelstück.

Leser mit schwarzem Humor können anfangs noch lachen zum Beispiel über Claudes makabres Spezialwissen über Hinrichtungen in Wien, später aber bleibt die Traurigkeit ernst.

Man müsse Empathie empfinden, um so ein trauriges Buch zu schreiben, sagt Stermann über den Roman der kein autobiographischer sei.

An seine Kindheit in Duisburg erinnert er sich vor allem im Zusammenhang mit Besuchen. Die Großmutter lebte in Meiderich, und Dirk Stermann, der mit seinem Vater im Auto fuhr, hat noch die Rohre vor Augen, die über den Straßen verlaufen. Oder die Halden, auf denen im Winter Weihnachtsbäume standen und aus denen farbige Lichtblitze schossen. „Die Engel backen, sagte meine Mutter.“ Oder die Besuche bei der Tante in Kaßlerfeld, „wo wir schon vor dem Fußball spielen schmutzig waren“.

Inzwischen ist Dirk Stermann, der in Österreich beim ORF arbeitet, ein Star. Seit 2007 moderiert er zusammen mit Christoph Grissemann die Talkshow „Willkommen Österreich“, seit 2012 mit Grissemann die nach den beiden benannte satirische Spielshow „Keine Chance – Die Stermann gegen Grissemann Show“. Anfangs, vor dem Mauerfall, habe man in Wien viele Vorbehalte gegen Deutsche gespürt, heute habe man es leichter. „Sie haben sich mehr an uns gewöhnt“, sagt Stermann über die Österreicher.

Und dann auf die Frage, ob es stimme, dass er noch MSV-Fan sein, dringt Stermann wieder in dunkle Gefilde vor: „Ich bin natürlich sehr traurig, dass Michael Tönnies gestorben ist.“