Duisburg. . Dschungelcamp light im Innenhafen: Seit vier Jahren können Gäste im Mongo’s Insekten frittiert genießen. Das Angebot ist mehr als ein PR-Gag.
- Mit dem Insekten-Probierteller wil das Restaurant Mongo’s einen Denkanstoß geben
- Heuschrecken seien in der Produktion umweltschonender als beispielsweise Rinder
- Nicht in allen Städten darf die Restaurantkette den Insekten-Schmauß anbieten
Maden. Überall Maden, Grillen und Heuschrecken auf dem Teller. Mitten in Duisburg, in einem schicken Restaurant im Innenhafen. Zeit, schreiend rauszurennen und nie wieder zu kommen.
Halt, da war doch was.
Genau, ich sollte ja den Selbstversuch machen, sozusagen Dschungelcamp light. Meine Nachnamensvetterin Kader Loth isst sich ja gerade durch die Busch-Palette. Da liegt es nahe, dem Mongo’s in Duisburg einen Besuch abzustatten. Und da sitzt auch Dennis Heisterkamp, Pressesprecher der Restaurant-Kette, und fragt grinsend: „Und?“
Was bleibt mir anderes übrig, als die Wahrheit zu sagen. „Echt lecker.“
Weniger Schadstoffe als bei Fleischproduktion
Dass Gäste im Mongo’s Insekten essen können, ist nicht neu. 2013 hat die Kette mit Sitz in Essen damit angefangen. „Mehr eine PR-Nummer“, sagt Heisterkamp. Deutschland war mal wieder im Dschungelfieber. Die strengen Richtlinien ließen gerade zu, Insekten nach asiatischer Tradition zu servieren. Natürlich werden sie frittiert, mit Dips und Salat gereicht. Aber Maden bleiben Maden, Vieh, dass in heruntergekommenen Küchen unter Müllsäcken lauert. Oder nicht?
„Insekten kann man viel leichter züchten als Rinder. Sie haben keine Schadstoffe, aber jede Menge Proteine“, sagt Heisterkamp. Pro Kilo erzeugten Mehlwürmer bei der Produktion rund 30 Gramm Treibhausgase – Rinder lägen bei drei Kilo. Außerdem werde Wasser gespart: Für die Herstellung von einem Kilo Heuschrecken werden 1000 Liter benötigt, für ein Kilo Rindfleisch 15 000 Liter. Das Mongo’s unterstütze deswegen den Ansatz des Umweltbundesamtes, die Mehrwertsteuer auf Fleisch zu erhöhen. „Wir glauben nicht, dass Insekten eine Alternative zum Fleisch werden, aber wir wollen einen Denkanstoß geben“, sagt Heisterkamp. Und der fruchtet: Der Probierteller (4,90 Euro), wird pro Jahr rund 30 000-mal in den Mongo’s-Filialen bestellt.
Insektenverbot in Düsseldorf
Tatsächlich schmecken sie, die Requisiten eines jeden Horror-Schockers. Die Heuschrecken sind knusprig, würzig, fast, als würde man Erdnüsse essen, genauso wie die Grillen in Mango-Maracuja-Sauce und die Maden. Sie sind in einem Tempura-Teig eingearbeitet. Beißt man hinein, sieht es doch ein wenig wie im Dschungel-Camp aus: Die Maden quellen aus dem Teig, sind aber natürlich längst tot.
Nicht alle reagieren mit Neugierde auf den Insekten-Schmauß, berichtet Dennis Heisterkamp. Vor einiger Zeit habe die Restaurantleitung der Münchener Filiale angerufen und gesagt: „Die wollen uns den Laden dicht machen“. Das dortige Amt duldete das Angebot nicht, das Zubereiten von Insekten in der Küche verstoße gegen eine EU-Richtlinie. Dasselbe Bild bot sich in Düsseldorf – Maden und Co. wurden aus der Küche verbannt. Daraufhin rückten auch die Behörden in Duisburg und Essen aus. Die hatten allerdings keine Bedenken. Vorausgesetzt, der Gast könne deutlich erkennen, dass er Insekten isst. „Wir dürfen sie zum Beispiel nicht zu Paniermehl verarbeiten.“
Kaum Zuchtbetriebe
Mit dem Angebot hat das Mongo’s ein Alleinstellungsmerkmal. Heisterkamp ist nur ein Restaurant in Berlin bekannt, dass mal einen Insektenburger angeboten habe. „Es ist in Deutschland grenzwertig“, sagt der Marketingleiter. Das mache auch die Beschaffung nicht leicht. Ein Züchter aus den Niederlanden liefert die Heuschrecken und Maden schockgefroren an, weiterverarbeitet werden sie dann in der Mongo’s Küche . In Deutschland gebe es kaum Insekten-Zuchtbetriebe.
Vielleicht werde das Mongo’s das Projekt ausweiten. Wenn es nach einem Gast geht, der jüngst eine Beschwerde äußerte, müsste das Mongo’s vor allem mehr Heuschrecken bestellen. „Er hat sich beklagt, dass er nicht satt geworden ist.“