Duisburg-Huckingen. . BUND: Die Bodenversiegelung behindere die Grundwasserneubildung, am Angerbogen I sei sie deutlich reduziert. Kritik an der Stadtverwaltung.
Zur geplanten Bebauung am Alten Angerbach – auf einer Fläche von 16 Hektar sollen 320 Wohneinheiten und eine Kindertagesstätte entstehen – meldet sich jetzt der BUND zu Wort. Die Naturschutzorganisation kritisiert die Baupläne vor allem wegen ihrer Bodenversiegelung, die die Zufuhr zum Grundwasser sinken lasse. Schwere Vorwürfe erhebt der BUND außerdem gegen die Stadtverwaltung: Deren Ausführungen im Bebauungsplan seien „in keiner Weise glaubhaft“, sondern sogar „irreführend“.
BUND spricht von „gravierenden Auswirkungen“
Für den BUND spricht Dr. Johannes Meßer, zugleich Vorsitzender des Landschaftsbeirats, von „gravierenden Auswirkungen der geplanten Bebauung“ und unterstützt diese Aussage mithilfe einer Beispielrechnung für den bereits bebauten Bereich des Angerbogens I. Danach habe sich die Grundwasserneubildung dort durch das Neubaugebiet deutlich reduziert: je nach Boden (Sand beziehungsweise Lehm) um 31 bis 45 Prozent.
Der Naturschützer erklärt das so: Bebauung reduziere zum einen die Verdunstung von Wasser. Zum anderen erhöhe sie den sogenannten Direktabfluss; es werde mehr Oberflächenwasser in die Kanalisation geleitet, statt auf Grünflächen zu versickern. Beides sorge dafür, dass das Grundwasser weniger Zufluss erhalte.
Die Versiegelung ergibt sich laut Meßer nicht nur aus den Neubauten selbst sowie den dazugehörigen Erschließungsstraßen, sondern auch aus Bauten, die die neuen Eigentümer an ihren Grundstücken selbst vornehmen. Der Experte, der sich auch beruflich mit Grundwasserneubildung beschäftigt, nennt als Beispiele Bauten wie Stellplätze, Garagen, Geräteschuppen, Terrassen oder Wintergärten.
Zwei Drittel der Angerbogen II-Fläche werden versiegelt
Meßer befürchtet, dass sich die Zahlen vom Angerbogen I in der neuen Siedlung wiederholen werden. „Im Bebauungsgebiet wurden 92 Prozent der Flächen bebaut und 39 Prozent versiegelt“, sagt er. Die Flächenbilanz der Stadt zeigt: Auf den insgesamt gut 16 Hektar des Plangebiets sollen nach der Bebauung noch fünf Hektar Grünflächen und Wald bleiben – zwei Drittel der Fläche werden also versiegelt; fast so viel wie beim Angerbogen I. Für Meßer Grund genug, im Namen des BUND zu sagen: „Wir lehnen den Bebauungsplan grundsätzlich ab.“
Die Stadt will die Flächenversiegelung aber inkauf nehmen, denn: Den negativen Auswirkungen stehe „die Entwicklung eines landschaftlich reizvoll gelegenen Wohnstandorts entgegen“, so die Verwaltung in ihrer Begründung des Bebauungsplans.
Außerdem werde die Versiegelung zum Teil ausgeglichen. So soll der Alte Angerbach erhalten und entwickelt werden. Der Böckumer Leitgraben soll zum Teil „als offenes Gewässer wiederhergestellt werden“. Dieser neue, offene Graben könnte dann das Niederschlagswasser aufnehmen, das im Baugebiet herabregnet. Neue Grünverbindungen sollen entlang der Stadtbahntrasse entwickelt werden.
Meßer begrüßt zwar den Plan, den Böckumer Graben zu öffnen. Im Hinblick auf die Versickerung des Wassers sei dadurch aber nichts gewonnen, weil der Graben nicht versickert, sondern in andere Gewässer mündet: Er führt über Bruchgraben und Anger und letztlich in den Rhein.
Der BUND-Mann fasst zusammen: Pläne zur Regenwasserversickerung gebe es für das geplante Neubaugebiet nicht. Das sei aber „nicht gesetzeskonform: Wir haben einen Zwang zur Regenwasserversickerung.“ Die Neubildung des Grundwassers dürfe laut Gesetz nicht beeinträchtigt werden. Auf Anfrage der Redaktion kündigt die Stadt an, dass ein Konzept zur Regenwasserbehandlung noch erstellt werde.