Duisburg-Walsum. 55 Jahre hat Wilhelm Josten bei der Hövelmann gearbeitet, zuletzt als Sprecher der Geschäftsführung. Seine Zeit war von Wachstum geprägt.
16 Jahre alt war er zu Beginn seiner Karriere, eher schmächtig und Lehrling. 55 Jahre später steht Wilhelm Josten an der Spitze des Unternehmens, das ihn einst ausbildete, und ist eine feste Größe in der Branche rund um Mineralwasser und andere Erfrischungsgetränke. Jetzt zieht sich der 71-Jährige aus der Geschäftsführung der Walsumer Getränkegruppe Hövelmann zurück, bleibt dem Unternehmen und der Unternehmer-Familie aber erhalten.
Als Josten seine Ausbildung als Groß- und Einzelhandelskaufmann antrat, war Hövelmann ein kleines Familienunternehmen mit 25 bis 30 Mitarbeitern und einem erfolgreichen Fruchtsaftgetränk namens „Rheinperle“. Reine Büroarbeit gab’s allenfalls im Winter, in Zeiten des großen Durstes hieß es Anpacken beim Ausliefern, 16-stündige Arbeitstage waren nicht selten, erinnert sich Josten.
Nach der Ausbildung kamen für Josten die ersten Kundenbesuche – und das direkte Gespräch liebt er nach wie vor. Die Bundeswehr unterbrach seine Tätigkeit für Hövelmann keineswegs, an freien Wochenenden ging’s in den Betrieb, wurden unter anderem Abrechnungen mit den Fahrern gemacht, die die Trinkhallen belieferten.
220 000 Flaschen pro Stunde
1968 erwarb das Familienunternehmen 20 000 Quadratmeter am heutigen Firmensitz an der Römerstraße, 1969 ging dort eine neue Abfüllanlage in Betrieb, die Kapazität stieg von 6000 Flaschen pro Stunde auf 18 000. Zum Vergleich: Aktuell können an der Römerstraße sieben Abfüllanlagen 220 000 Flaschen pro Stunde füllen, und auf einer Fläche von 220 000 Quadratmetern stehen 80 000 qm Hallen.
1970 beschritt das Walsumer Getränkeunternehmen, das bisher mit Mineralwasser nur gehandelt hatte, Neuland: Man begann nach dem beliebter werdenden Getränk zu bohren. In 180 Meter Tiefe wurde man fündig, die Rheinfels-Quelle begann zu sprudeln. Inzwischen sind es elf Brunnen in 220 bis 300 Meter Tiefe unter der Walsumer Rheinaue, die über unterirdische Leitungen mit der Abfüllung verbunden sind. Jede Mineralwassermarke hat ihren eigenen Brunnen, von Burgwallbronn bis Römerwall.
„Marken und Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital“
Wurde vor den Bohrungen Mineralwasser nur in der engeren Region ausgeliefert, eroberte Rheinfels nach und nach das ganze Land. Und an diesem dynamischen Wachstumsprozess wesentlich beteiligt war Wilhelm Josten. 1973 erhielt er Gesamtprokura, 1982 rückte er auf in die Geschäftsführung, ab 2007 war er deren Sprecher. Und Hövelmann wuchs und wuchs, prominente Namen unter den Erwerbungen sind Sinalco und Fachinger. „Marken sind das wichtigste Kapital des Unternehmens neben den Mitarbeitern“, sagt Josten.
Viele Mitarbeiter sind seit Jahren und Jahrzehnten beim Walsumer Getränkeunternehmen, und das sind nicht die einzigen langjährigen Beziehungen: „Kunden und Lieferanten können sich auf uns verlassen“, so Josten im Rückblick. Geholfen habe ihm stets die Rückendeckung durch die Hövelmann-Familie, die sich wiederum als „immer kreativ und risikobereit“ gezeigt habe. Und er hebt das außergewöhnliche Engagement der Hövelmann-Mitarbeiter hervor: „Wir hatten immer ein tolles Team.“ Und Leute, die bereit waren und sind, besonders im nachfragestarken Sommer richtig anzupacken: „Wer heute Durst hat, trinkt nicht morgen.“