Duisburg. . Der Duisburger Kaisermünzenpreis 2016 geht an das Filmforum am Dellplatz. Dessen Chef Kai Gottlob nahm die Auszeichnung im Ratssaal entgegen.
- Der Duisburger Kaisermünzenpreis 2016 geht an das Filmforum am Dellplatz
- Die bürgerschaftliche Vereinigung „Pro Duisburg“ zeichnete das kommunale Kino aus
- Filmforum-Chef Kai Gottlob dankte vor allem seinen engagierten Mitarbeitern
Kai Gottlob lächelt. Die lobenden Worte, die da auf das Filmforum und seinen Leiter herniederprasseln, sie wollen gar kein Ende nehmen. Als „Mont Blanc der Duisburger Kulturlandschaft“ setzt Hermann Kewitz, Vorsitzender des gastgebenden Vereins „Pro Duisburg“, das kommunale Kino am Dellplatz auf den Gipfel. OB Sören Link lobt das Team um Geschäftsführer Gottlob als „Bewahrer und Förderer der Filmkultur in unserer Stadt“. Verdienter Lohn für das Engagement in den vergangenen Jahrzehnten ist die Verleihung des Kaisermünzenpreises 2016, die den Ratssaal des Rathauses gestern bis zum letzten Platz füllte.
Der Ratssaal, das sei auch so etwas wie die Wiege des Filmforums, erinnerte OB Link in seinem Grußwort an das Gründungsjahr 1970. Damals las Josef Krings als Vorsitzender des Kulturausschusses einfach das aktuelle Kinoprogramm vor. Titel wie „Schulmädchen-Report“ oder „Dr. Fummel und seine Gespielinnen“ verdeutlichten, wie dringend der Bedarf war, der seichten Massenware auf der Leinwand seitens der Stadt etwas Niveauvolles entgegenzusetzen. Noch nie sei eine Vorlage im Rat so schnell verabschiedet worden, sagte Link mit einem Schmunzeln. Das war die Geburtsstunde des ersten kommunalen Kinos im Land.
Umzug ins Studio M der alten Mercatorhalle
Gezeigt wurden die Filme zu Beginn in einem Saal der Volkshochschule, deren Tochter das Filmforum bis heute geblieben ist. Es erfolgte der Umzug ins Studio M der alten Mercatorhalle, ehe 1981 jene Räumlichkeiten am Dellplatz bezogen wurden, die bis heute die Heimat des Filmforums sind.
„In ihrer Arbeit steckt spürbar viel Herzblut und Leidenschaft“, lobte Link. „Das ist ein entscheidender Teil ihrer Erfolgsgeschichte.“ Die jetzige Verleihung durch die bürgerschaftliche Vereinigung Pro Duisburg sei quasi eine Liebeserklärung der Bürger an ihr Filmforum, stellte der OB fest.
„Sommerkino ist wie ein Stück Urlaub“
Das hatte Hermann Kewitz bereits in seiner Begrüßung in schöne Worte gefasst: „Das Filmforum ist für viele Duisburger ein Stück Zuhause und das Sommerkino im Landschaftspark ein Stück Urlaub geworden.“ Er stimmte in seiner Laudatio aber auch nachdenkliche Töne an – etwa, dass durch die inflationäre Flut an bewegten Bildern im Internet derzeit „eine Entwertung des Bildhaften“ stattfinde. Und wie wichtig das Kino am Dellplatz sei, um dem etwas entgegenzusetzen. „Kunst kann sich wehren gegen das Niveaulose“, so Kewitz.
Der Vorsitzende vergaß auch nicht Gottlobs großes Interesse an Stadtgeschichte zu erwähnen und lobte auch seine Mühen um den anvisierten Wiederaufbau des Mercatorhauses. Im Fokus stehe aber das „Kino mit Haltung, das für Werte, Toleranz und die Nicht-Ausgrenzung von Minderheiten steht“.
Im Jahr 2010 drohte das Aus
In der Dankesrede stellte Gottlob sein Mitarbeiter-Team in den Mittelpunkt. Sie alle haben um ihre Existenzen gezittert, als im Jahr 2010 eine Kürzung der städtischen Zuschüsse um 50 Prozent drohte, was gleichbedeutend mit dem Aus gewesen wäre. Doch der sofort einsetzende, massive Bürgerprotest zwang die lokale Politik damals zum Umdenken. „Es ist schön, wenn wir mit unserer Arbeit die Herzen der Menschen hier erreichen konnten.“ Zum Abschluss gab es Szenen des Charlie-Chaplin-Klassiker „Lichter der Großstadt“ zu sehen. Sie brachten den Ratssaal nicht nur zum Lächeln, sondern zum Lachen. Ein gewonnener Tag für alle.
>>Einer der besten Stummfilm-Pianisten im Land
Für die musikalische Begleitung der Filmausschnitte („Metropolis“, „Das Duisburger Rathaus“, „City Lights“) sorgte Joachim Bärenz, der zu den besten Stummfilm-Pianisten Deutschlands zählt und seit Jahrzehnten regelmäßig im Filmforum spielt.
Unter den Gästen weilte auch Horst Schäfer, der erste Leiter des kommunalen Kinos sowie zahlreiche aktuelle und frühere Mitarbeiter.
Mit Blick auf die historische Filmsammlung und teils einzigartige Werke über Duisburg sagte Gottlob: „Unsere Stadt hat eine Geschichte, auf die man stolz sein kann“. Das zu wissen, sei wichtig bei der Identitätsfindung.