Duisburg. . Das IvAF-Netzwerk zur beruflichen Integration von Asylbewerbern und Flüchtlingen ist mit einem Büro ins Duisburger DGB-Haus gezogen.
- Netzwerk zur beruflichen Integration von Flüchtlingen hat jetzt ein Büro im Duisburger DGB-Haus eröffnet
- Reiner Siebert leitet es und berät seit einem Jahr Flüchtlinge auf dem Weg in den Beruf
- Bislang hat er 100 Klienten geholfen, ihnen Sprachkurse und Praktika vermittelt
Hassan lebt seit anderthalb Jahren in Deutschland. Er ist aus dem Iran geflüchtet, hatte dort als Bodenleger gearbeitet und diente in der Peschmerga. Derzeit lebt der junge Mann noch in einem Asylbewerberheim in Duisburg. In einem ersten Sprachkurs hat er schon gut Deutsch gelernt, aber es reicht nicht, um hier zu arbeiten. Das weiß er und sagt: „Wir brauchen Zeit zum Lernen.“ Doch selbst wenn Hassan besser Deutsch könnte, arbeiten dürfte er noch gar nicht, weil er sich noch im Asylverfahren befindet. Ein Praktikum wäre möglich – „mit Genehmigung der Ausländerbörde“, erklärt Reiner Siebert. Er leitet das Beratungsbüro des IvAF-Netzwerkes zur beruflichen Integration von Asylbewerbern und Flüchtlingen in Duisburg, vermittelt Sprachkurse, Praktika und erklärt, welche Anträge wo gestellt werden können.
100 Flüchtlinge bereits beraten
Das Beratungsangebot gibt es seit einem Jahr in Duisburg. Es richtet sich an Menschen, die seit längerer Zeit im Asylbewerberverfahren sind und „für die es wenige Angebote gibt. Viele Flüchtlinge warten neun bis zehn Monate, bis sie einen Antrag stellen können“, sagt Reiner Siebert. Über 100 Flüchtlinge hat er bereits beraten. Bislang traf sich Siebert mit den „Klienten“ in Cafes oder in Sprachschulen. Künftig kann er die vertraulichen Gespräche in dem neuen IvAF-Beratungsbüro im DGB-Haus führen.
Gerade in Zeiten, in denen die Bedrohung durch „Gefährder“ bundesweit allgegenwärtig erscheine und es „viele Vorurteile und Ängste gibt, die mit der Masse der Geflüchteten nichts zu tun haben“, so Duisburgs Verdi-Geschäftsführer Thomas Keuer, gelte es, gegenüber der großen Mehrheit der Schutzsuchenden, die Hand auszustrecken „und die großen Chancen zu nutzen, die junge, engagierte und oft gut vorgebildete Migranten auch der deutschen Einwanderungsgesellschaft bieten.“
Der Standort des Büros im Gewerkschaftshaus ist eine Besonderheit in der bundesweiten Projektlandschaft, „denn das Beratungsangebot richtet sich auch an Betriebsräte und Gewerkschafter“, erklärt die hiesige DGB-Vorsitzende Angelika Wagner. Mit dem DGB-Bildungswerk ist ein gewerkschaftlicher Projektpartner mit an Bord, der Betriebe über Fragen der betrieblichen Integration informiert.
Mit der räumlichen Nähe zum DGB und den Einzelgewerkschaften sollen darüber hinaus Kontakte zu den Arbeitnehmervertretungen gestärkt und Hemmschwellen abgebaut werden. „Viele der Geflüchteten kommen aus Ländern, in denen freie Gewerkschaften weitgehend unbekannt sind“, so Angelika Wagner. Auch die Aufklärung über Tarifautonomie und Arbeitnehmerrechte gehört mit zur Beratung. Die Unwissenheit der Flüchtlinge solle nicht ausgenutzt werden können, „um mit Dumpinglöhnen Tarifverträge und den Mindestlohn zu unterlaufen.“
Reiner Siebert weiß aus vielen Gesprächen mit Flüchtlingen, „dass sie arbeiten wollen.“ Den Büroleiter ärgert es, wenn er pauschale Äußerungen hört wie: „Die wollen doch gar nicht arbeiten.“ Hassan will. Genauso wie Ali, 19 Jahre alt. Er möchte Medizin studieren. Nach einem Sprachkurs hat ihm Reiner Siebert ein 4-wöchiges Pflegepraktikum an der Unfallklinik vermittelt. Oder wie Hassan, 30 Jahre alt. Er hat bereits zwei Bachelor-Abschlüsse in Maschinenbau. Die Anerkennungsverfahren sind eingeleitet, seit vier Monaten lernt er intensiv Deutsch und absolviert ein Praktikum in der Kfz-Prüfstelle des TÜV-Nord. Oder wie Ali Raza. Er ist Betriebswirt und hat in Pakistan für Firmen wie Coca Cola gearbeitet. Reiner Siebert versucht, einen Kontakt zur IHK herzustellen. Vielleicht können Firmen, die Handel in Südasien betreiben, Ali Razas Wissen nutzen.
Das Büro ist unter Tel. 0203/34 66 34 56 zu erreichen.