Duisburg. Der Sozialverband VdK zählte 2016 in Duisburg und am Niederrhein 2900 mehr Mitglieder und 10 000 Sprechstunden. Der Beratungsbedarf steigt.

Die Arbeit ist nicht weniger geworden. Und wenn Horst Vöge, Vorsitzender des VdK-Kreisverbandes am Niederrhein, die ansteigenden Mitgliederzahlen und Rechtsberatungen in den vergangenen Jahren betrachtet, dann dürfte sich das in den kommenden Jahren auch nicht ändern. Rund 2900 Neumitglieder zählte der Sozialverband im vergangenen Jahr insgesamt in Duisburg, Kreis Kleve und Kreis Wesel. „Die Menschen kommen nicht zu uns, weil wir ein so tolles Freizeitangebot haben. Sie haben ein ernsthaftes Problem, von der Pflege bis zur Rente“, sagt Horst Vöge, der zugleich auch Landesvorsitzender des VdK ist.

Die Sprechstunden sind überfüllt

Oft geht es um Rentenfragen, Erwerbsminderung oder die Bescheinigung einer Schwerbehinderung und damit auch „um die Sicherung eines Arbeitsplatzes“, erklärt Roland Walter, Geschäftsführer des VdK am Niederrhein. Denn je nach Behinderungsgrad gibt es Hilfsmittel für die Arbeit. Die Sprechstunden, die der Verband an insgesamt 17 Standorten anbietet, davon fünf in Duisburg, sind überlaufen. „An manchen Tagen kommen 50 bis 60 Ratsuchende zu uns, da bleibt manchmal nicht mehr als zehn Minuten für eine Beratung. Aber die Leute bereiten sich immer besser vor“, sagt Horst Vöge.

Aktuell werden vor allem Fragen zum neuen Pflegestrukturgesetz gestellt, das der VdK grundsätzlich begrüßt. Vöge spricht von einem „großen Wurf“, nicht zuletzt auch, weil nun Demenzerkrankungen bei der Einstufung in die fünf Pflegegrade mit berücksichtigt werden. „Dafür haben wir zehn Jahre gekämpft. Aber wir haben schon viel erreicht“, sagt Roland Walter. Sozialpolitik sei aber nun einmal langatmig. Und so werde man nun auch bei der Umsetzung des neues Pflegegesetzes genauer hinschauen. „Früher gab es 33 Komponenten, nach denen Pflegestufen bestimmt wurden, heute sind es 77. Da fragt man sich: Schafft das überhaupt der Medizinische Dienst?“, so Walter.

Besorgter Blick auf die Altersarmut

Kritik äußert der VdK auch daran, dass es für pflegende Angehörige 30 weniger Geld gibt, „wenn sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um entlastet zu werden. „Dies ist ungerecht,“ so Vöge. Auch müssten die Kommunen eine einheitliche Beratungsstruktur haben. Dies sei nicht der Fall. Eine Pflegesituation trete oft von heute auf morgen auf. „Viele rufen dann bei uns an. Unsere Beratung ist aber eine Rechtsberatungen und eigentlich keine Sozialberatung“, sagt Roland Walter.

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Besorgt schaut der VdK auf die Entwicklung der Altersarmut. Duisburg habe eine „knallharte Armutsschiene“, sagt Horst Vöge. 20 Prozent der über 60-Jährigen werden Prognosen zufolge bereits im Jahr 2020 trotz Rente auf eine Grundsicherung angewiesen sein. Die Zahl der Menschen, die von der Grundsicherung leben, hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. 2030 liegt die prognostizierte normale Rente bei rund 800 Euro und damit im Grundsicherungsbereich. Das Rentenalter immer nur rauf zu setzen, sei keine Lösung. Man müsse über neue Strukturen der Sozialversicherung und Freibeträge für die Grundsicherung im Alter nachdenken, so Horst Vöge. Dass beispielsweise Rentnerinnen, die eine Grundsicherung bekommen, die Mütterrente angerechnet bekommen, eine Rentnerin, die keine Grundsicherung bekommt, aber nicht – „das ist unverschämt.“