Duisburg. . Die Kooperation der DVG mit Essens Evag und der Mülheimer MVG im gemeinsamen Verkehrsverbund Via ist Geschichte. Keine Veränderungen für Kunden.

  • Der Austritt aus dem Verbund Via mit Essen und Mülheim ist für die DVG nun vollzogen
  • Seit dem 1. Januar 2017 rollt das Verkehrsunternehmen wieder auf eigene Rechnung
  • DVG-Vorstandschef Marcus Wittig verspricht: „Kunden werden nichts merken“

Wo DVG draufsteht, ist auch nur noch DVG drin: Mit dem 1. Januar lässt Duisburgs Verkehrsunternehmen seine Busse und Bahnen wieder vollständig auf eigene Rechnung rollen, die Kooperation mit Essens Evag und der Mülheimer MVG im gemeinsamen Verkehrsverbund Via ist Geschichte. „Unsere Kunden werden davon nichts merken“, erklärt DVG-Vorstandschef Marcus Wittig. Und das sind immerhin 60 Millionen im Jahr.

Aus dem Verbund heraus filetiert

Entflechtung nennt sich das, was Juristen, Kaufleute und Techniker der DVG in den vergangenen Wochen geräuschlos hinter den Kulissen abgewickelt haben, um die DVG aus dem Via-Verbund heraus zu filetieren. Eine von Gutachtern und der Bezirksregierung empfohlene Fusion der drei kommunalen Verkehrsbetriebe wollte Duisburg nicht mitgehen.

Weil die steuerliche Quersubventionierung des Nahverkehrs mit Stadtwerkegewinnen in Höhe von rund 18 Millionen Euro dadurch gefährdet gewesen wäre. Und weil – das sagt aber niemand in der Klarheit – Duisburg fürchtete, dass sich die Essener Evag mit der Fusion auf Kosten der straff geführten DVG gesundsanieren wollte. Essen und Mülheim wollen jetzt allein fusionieren – mit schlagzeilenträchtigem Gezerre um Vorstandsposten.

Kein wirtschaftlicher Schaden durch die Entflechtung

„Durch die Entflechtung entsteht kein wirtschaftlicher Schaden“, betont Wittig. Die drei Oberbürgermeister hatten sich zuvor auch darauf verständigt, dass Schadensersatzklauseln nicht gezogen werden und eine „wirtschaftlich vertretbare Lösung“ gefunden wird. Das scheint gelungen zu sein. Bis auf die letzte Radmutter klamüserten die drei Verkehrsunternehmen auch die gemeinsamen Sachwerte auseinander.

Auch die Personal-Entflechtungen wurden geregelt: 28 DVG-Mitarbeiter kehrten aus Mülheim und Essen zurück nach Duisburg, 20 Via-Mitarbeiter bleiben in Duisburg und wechseln zur DVG. Das 400 Köpfe starke Fahrpersonal – rund die Hälfte der Gesamtbelegschaft der DVG – fuhr auch zu Via-Zeiten auf DVG-Ticket.

Viel Platz in der DVV-Zentrale an der Bungertstraße

Der Austausch der Straßenbahnen wird eine kostspielige Angelegenheit.
Der Austausch der Straßenbahnen wird eine kostspielige Angelegenheit. © Stephan Eickershoff

Wieder getrennt wurde die Fahrplanplanung und das Kundenmanagement. Platz genug für die Personalrochade hat die DVG: In der DVV-Holding-Zentrale an der Bungertstraße sind mit dem Restrukturierungsprogramm und dem Abbau von 300 Stellen viele Büros leer, so dass auch der DVG-Sitz an der Mülheimer Straße in Neudorf aufgelöst und verkauft wird.

„Wir verfolgen kein Kirchturmdenken und sperren uns nicht gegen Kooperationen“, unterstreicht die DVG. Auch mit Essen und Mülheim soll es weiterhin, „dort, wo es Sinn macht“, Zusammenarbeit und Leistungsaustausche geben. Mit klaren Kalkulationen wird die DVG auch prüfen, ob die Fahrkartenautomaten weiter am MVG-Standort Mülheim gewartet werden oder nicht. Parallel kooperiert die DVG bekanntlich mit der Düsseldorfer Rheinbahn bei der U-79-Linie.

Haushaltssanierung fest im Blick

Auch gegenüber den strengen Blicken der Bezirksregierung, die auf die Einhaltung der Ziele der Haushaltssanierung achtet, dokumentiert die DVG, dass sie auch allein auf Kosteneffizienz und straffe Organisation achtet: So hat sie sich laut Wittig eine noch schlankere Organisation verordnet. Wittig: „Wir haben ein starkes und hochmotiviertes Team und die DVG erfüllte alle Anforderungen eines modernen Verkehrsunternehmens.“

>> 130 MILLIONEN EURO INVESTITIONEN

Auf die DVG kommt in diesem Jahr der Startschuss für eine Riesen-Investition zu. Ab 2021 werden 47 neue Straßenbahn-Fahrzeuge aufs Gleis gesetzt, die die maroden N-Wagen für die Linien 901 und 903 ersetzen sollen.

Das Gesamtvolumen der Investitionsmaßnahmen wird sich auf 130 Millionen Euro beziffern. Parallel zur Ausschreibung wird noch geklärt, ob der neue Schienen-Fuhrpark über Eigenkapital/Kredite oder über Leasing abgewickelt wird. Fördermittel für die Anschaffung gibt es nicht.

Auch die neue digitale Zugsicherung für über 30 Millionen Euro steht auf der DVG-Agenda. Hier hat Duisburg eine Förderung über den Verkehrsverbund Rhein Ruhr VRR erreicht.


Im ersten Quartal wird auch der überfällige Entwurf eines Nahverkehrskonzeptes dem Rat vorgelegt, der das künftige Angebot von Bus und Bahn festlegen soll, das die DVG umsetzen muss. Ins Konzept fließt die Mobilitätsumfrage, die Stadt im vergangenen Jahr mit Tausenden Duisburgern durchgeführt hatte.