Duisburg. . Peter Gasse geht in den Ruhestand. Der 64-jährige HKM-Arbeitsdirektor hat als Elektriker-Lehrling auf der Hütte begonnen.
- HKM-Arbeitsdirektor Peter Gasse geht zum Jahresende in den Ruhestand
- Vor seiner Zeit in der Hüttengeschäftsführung war unter anderem NRW-Bezirksleiter der IG Metall
- Der Gewerkschafter saß auch für eine kurze Zeit für die SPD im Düsseldorfer Landtag
Am Anfang des Berufslebens Elektriker-Lehrling im Hüttenwerk, am Ende Geschäftsführer des selben Werkes, zwischendrin führender Gewerkschafter und Landtagsabgeordneter – an Herausforderungen und Abwechslung hat es im Berufsleben von Peter Gasse nicht gefehlt. Am heutigen Freitag hat der Arbeitsdirektor der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) seinen letzten Arbeitstag.
Zwölf Jahre war der überzeugte und engagierte Duisburger Mitglied der HKM-Geschäftsführung, begonnen hat er dort 1967 bis 1970 als angehender Starkstromelektriker, als das Werk im Duisburger Süden noch unter Mannesmannröhren-Werke firmierte, wurde Facharbeiter und Betriebsrat und fiel schnell der IG Metall auf. 1975 wurde Gasse Gewerkschaftssekretär der IG Metall Duisburg für Jugend und Berufsbildung. Der Jugend gilt noch immer die besondere Aufmerksamkeit des Vaters zweier Söhne.
Ein beeindruckender Redner der lauten und leisen Töne
In der Gewerkschaft entfaltete Gasse seine Qualitäten, erwies sich unter anderem als beeindruckender Redner, der sowohl laut mobilisieren, aber auch leise sensibilisieren kann. Nach dem Arbeitskampf in Rheinhausen, der die Stilllegung der Krupp-Hütte letztlich nicht abwenden konnte, kam Gasse an die Spitze der Duisburger IG Metall, eine der mitgliederstärksten Verwaltungsstelle der Gewerkschaft an einem Standort voller Probleme. Von 1990 bis Mitte 2000 war Gasse 1. Bevollmächtigter, um dann als Bezirksleiter der IG Metall an die Spitze der Gewerkschaft in ganz NRW berufen zu werden.
„Dann ist man auch Chef und hat eine absolute Führungsfunktion“, blickt er zurück auf diese Zeit. 30 Mitarbeiter hatte er und so gut wie keine Freizeit, war 100 000 Kilometer im Jahr auf Achse. „Ich habe nichts gegen viel Arbeit“, sagt Gasse, der zwischendurch auch noch für gut ein Jahr SPD-Landtagsabgeordneter war und im Jahr 2002 zudem Mitglied der damaligen „Kommission für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“, besser bekannt als „Hartz-Kommission“. Das sei ein „lehrreicher Prozess“ gewesen auf der „Berliner Bühne“, auch wenn man dabei seine Vorstellungen nicht eins zu eins habe umsetzen können.
Im Sommer 2014 erfolgte der Wechsel
Dann der Wechsel von der Gewerkschaft an die Spitze eines Unternehmens mit 3300 Mitarbeitern im Sommer 2014. „Ich war relativ schnell im Thema“, erinnert sich der erfahrene Metaller. „Aber ich musste erstmal lernen, dass ich den Betriebsrat nicht auch noch berate.“
Etwas Besonderes habe die Rolle des Arbeitsdirektors unter den Bedingungen der Montanmitbestimmung aber doch: „Man ist nicht der Ober-Betriebsrat, aber man vertritt auch nicht ausschließlich die Anteilseigner.“ Man sei mehr Mediator, der für den Ausgleich von Interessen sorgt. „Wie bei Tarifverhandlungen“, lacht Gasse: „Da darf es keine Gewinner und Verlierer geben.“
Mahnmal entstand vor dem Werkstor
Und die Jugend ist ihm ein Anliegen geblieben. Viele Azubi-Jahrgänge haben seit Gasses Amtsantritt in den Niederlanden ein Museum zur NS-Gewaltherrschaft besucht und sind tief beeindruckt zurückgekehrt.
Vor Werkstor entstand zudem ein Mahnmal zur Erinnerung an die Zwangsarbeiter, die auch bei Mannesmann für Hitlers Krieg schuften mussten. Dass in seiner Zeit als Geschäftsführer HKM die Kokereikapazität verdoppelte, sieht er auch mit Befriedigung. Eine solche Investition schaffe Sicherheit für die Zukunft.
Und was ist Gasses Zukunft? „Ich muss lernen, nichts zu tun.“