Duisburg. . Erich Staake, Chef der Duisburger Hafengesellschaft, setzt für die Zukunft auf Logistik-Netzwerke mit chinesischen Unternehmen.

  • Der Duisburger Hafen setzt zu Beginn seines vierten Jahrhunderts auf den Handel mit China
  • Schon jetzt rollen regelmäßig Eisenbahnzüge über die „Neue Seidenstraße“ in den fernen Osten
  • Momentan lahmt der internationale Warenverkehr etwas, Ausbaupläne wurden auf Eis gelegt

300 Jahre Duisburger Hafen: Das Jubiläum wurde in diesem Jahr ausgiebig gefeiert, aber ausruhen auf früheren Erfolgen war auch im Jubel-Jahr nicht angesagt. Hafen-Chef Erich Staake arbeitet mit seinem Team mit Hochdruck daran, den Hafen auf die Herausforderungen der Zukunft auszurichten.

„Wir leben in einer Phase extremer Umwälzungen“, sagt Staake mit Blick auf die Wahl von Donald Trump, der für „Renationalisierung“ von Warenströmen stehe, und auf die Digitalisierung. „Der 3D-Druck wird zwei bis drei Prozent des Transports ersetzen“, schätzt der Duisport-Vorstandsvorsitzende, gleichwohl bleibe die Logistik dynamisch: „In den letzten 20 Jahren ist die Logistik doppelt so stark gewachsen wie das weltweite Bruttosozialprodukt.“ Doch im Vorjahr sei es „von heute auf morgen“ anders geworden. Ausbaupläne, etwa für neue Container-Terminals, habe der Hafen auf Eis gelegt, im ersten Halbjahr sogar ein leichtes Minus geschrieben, sagt Staake, erwartet aber fürs gesamte Geschäftsjahr ein leichtes Plus.

Produktion in China wird teurer

300 Jahre Duisburger Hafen: Zum Festakt auf der Mercatorinsel kamen auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die so die Bedeutung des Hafens unterstrichen.
300 Jahre Duisburger Hafen: Zum Festakt auf der Mercatorinsel kamen auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die so die Bedeutung des Hafens unterstrichen. © Lars Heidrich

Eine der Ursachen für die Flaute im weltweiten Handel sieht Staake in China, wo die Wirtschaft nicht mehr so stürmisch wachse wie zuvor, wo Exporte rückläufig seien. Unter anderem, weil die Produktion in China teurer wird. Mit der Folge, dass Fertigungen in noch billigere Länder verlagert werden. Staake: „Die Karawane zieht weiter.“ In Länder, die aber nicht zu Treibern der Weltwirtschaft werden: „Es gibt nur ein China“, verweist Staake auf den riesigen Inlandsmarkt des Reiches der Mitte.

Für den Hafen heiße es jetzt, die Effizienz zu steigern und Neuland zu betreten. So gelte es bei Neuplanungen von Container-Terminals wie schon zuvor auf deren Auslastung zu achten. Darauf auch, dass neue Firmen im Hafen und auf den diversen Logport-Flächen auch Nutzer der Terminals werden und über die Hafenbahn Duisport-Rail darauf zurückgreifen können. Das habe bisher immer geklappt, sagt Staake, keines der neun Duisburger Terminals schreibe rote Zahlen.

Bester Umschlags-Standort für das „schwarze Gold“

Hafenchef Erich Staake beim Gespräch mit unserer Redaktion über die Zukunft des Duisburger Hafens.
Hafenchef Erich Staake beim Gespräch mit unserer Redaktion über die Zukunft des Duisburger Hafens. © Ute Gabriel

Der Kohleumschlag, der den Duisburger Hafen einst zum größtem Binnenhafen der Welt gemacht hat, leidet laut Staake unter den Folgen der nicht immer geradlinigen Energiepolitik. „Da ist intelligente Konsolidierung angesagt“, fordert der Hafen-Chef. Für Deutschlands „besten Standort“ für den Umschlag des „schwarzen Goldes“ mit der Kohleinsel, wo der Brennstoff für jeden Bedarf aufbearbeitet werden könne, sei man bemüht, das bisherige Volumen aufrecht zu erhalten: „Ich bin da verhalten optimistisch.“

Ausbau internationaler Netzwerke

Mehr als optimistisch ist Staake dagegen, was den Ausbau internationaler Netzwerke angeht: „Da ist etwas gelungen.“ Durch die enge Zusammenarbeit mit großen chinesischen Unternehmen habe der Duisburger Hafen die Chance, „zentrales Einfallstor für Europa“ zu werden. Duisport liefere dabei Logistikkonzepte für vorhandene oder entstehende gigantische Industriezentren in Fernost, möglich sei auch der Betrieb von Eisenbahnknotenpunkten in anderen Ländern.

Schon jetzt verkehren regelmäßig Züge zwischen China und Duisburg über die „Neue Seidenstraße“. Sie bringen vor allem hochwertige Elektronikprodukte in den Westen, während nach Osten Konsumgüter wie Wein und Spirituosen, aber auch Milchpulver und Auto-Ersatzteile transportiert werden.

In der Wirtschaftsdelegation von Sigmar Gabriel

Erst im November war Staake mit einer von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel angeführten deutschen Wirtschaftsdelegation in China, wo er diverse Verträge über künftige Zusammenarbeit abschloss. So wurde mit der Logistikdivision der China Merchants Group (CMG) eine strategische und projektbezogene Zusammenarbeit vereinbart. CMG ist ein führender Konzern unter anderem im Bereich Transport/Infrastruktur sowie Finanzen mit Sitz in Hongkong. Er besitzt 31 Häfen in 18 Ländern und betreibt 1148 Logistikcenter in Metropolregionen.

Bereits heute verkehren wöchentlich rund 20 Züge zwischen Duisburg und China. Entlang dieser neuen Handelsroute wollen CMG und Duisport gemeinsame Projekte im ganzen transeurasischen Bereich realisieren.

Neben der besseren Anbindung an die Märkte in Westeuropa möchte China durch die Seidenstraßen-Initiative auch seine Provinzen in Zentralchina und im Westen des Landes wirtschaftlich weiterentwickeln.

>> MEHR GÜTERVERKEHR ÜBER DUISBURG

Zudem unterzeichnete Staake Kooperationsverträge mit Chengdu International Railway Port Investment. Das Unternehmen plant einen erheblichen Zuwachs im Gütertransport von China nach Europa direkt über Duisburg. Staake ist zuversichtlich, dass die in China vereinbarten Kooperationen zu erheblich steigenden Umschlagzahlen im Duisburger Hafen führen werden. Man wolle Duisport zur führenden Transport-Drehscheibe in Europa für die Chinaverkehre entwickeln, so Staake.

Eine Erfolgsgeschichte namens Logport 

5000 neue Arbeitsplätze – diese Zahl steht für die erfolgreiche Umnutzung des 265 Hektar großen Areal der früheren Krupp-Hütte in Rheinhausen. Rund 50 Firmen wurden dort seit 1998 angesiedelt, und unter dem Markennamen Logport wurden in der Folge weitere Flächen zu Logistikzentren umgenutzt – Logport II bis IV, weiterer Zuwachs ist in Arbeit.

Logport I in Rheinhausen, Logport II auf dem gegenüberliegenden Rheinufer in Wanheim-Angerhausen, Logport III auf dem früheren Rangierbahnhof Hohenbudberg markieren die Anfänge der Erfolgsgeschichte in Duisburg, bevor mit Logport IV in Kamp-Lintfort erstmals die umliegende Region mit einbezogen wurden. Die dortigen 26 Hektar sind schon komplett vermarktet, 500 neue Arbeitsplätze werden geschaffen.

Logport VI entsteht in Walsum Auf dem Gelände der ehemaligen Papierfabrik in Duisburg-Walsum soll nach den Plänen von Hafen-Chef Staake Logport VI entstehen. Foto: Hans Blossey

25 Hektar groß wird Logport V in Oberhausen sein, wo noch eine Zufahrt zur Autobahn geschaffen werden muss. Eine Anbindung an die A 59 ist für Logport VI erforderlich, dem nächsten Duisburger Logistikzentrum, das am Rhein gelegen und mit Gleisanschluss ausgestattet auf dem Areal der kürzlich stillgelegten Walsumer Papierfabrik entstehen soll. Staake ist zuversichtlich, dass von der Neunutzung des 40-Hektar-Geländes bereits ab 2018 etwas zu sehen sein wird.

Für Logport VII hat der Duisburger Hafen ein gemeinsames Unternehmen (Joint Venture) mit der Ruhrkohle gegründet, um dem Bergbau auf Flächen der 2016 stillgelegten Zeche Auguste Victoria in Marl Logistik folgen zu lassen. Insgesamt, so Staake, hab man für Logistikansiedlungen in und um Duisburg in den nächsten fünf Jahren rund 200 Hektar Fläche zur Verfügung: „Einige tausend Arbeitsplätze werden dort entstehen“, sagt der Hafen-Chef.