Duisburg. . Fürs erste Weihnachtsfest mit seiner Frau hat Albert-Wilhelm Qinting zu Hammer und Meißel gegriffen – und mit der Kunst nicht mehr aufgehört

Als Albert Wilhelm Quinting frisch verheiratet war, wollte er seiner Frau ein ganz besonderes Geschenk zu Weihnachten machen. „Das war eine spontane Eingebung“, erinnert sich der heute 90-Jährige. Also griff er zu Hammer und Meißel und schnitzte aus einem Holzblock eine eigene Krippe. „Meine Frau hat sich sehr darüber gefreut.“ Mit dem Schnitzen der Krippe entdeckte er seine Leidenschaft für die Bildhauerei. Diese hielt ein Leben lang.

Albert-Wilhelm Quintings aus Holz geschnitzte Weihnachtskrippe.
Albert-Wilhelm Quintings aus Holz geschnitzte Weihnachtskrippe. © Stephan Eickershoff

Am Ostertag 1959 hatten Albert Quinting und seine Frau geheiratet. Das erste Weihnachtsfest als Familie wollten sie in der eigenen Wohnung feiern. „32 Jahre war ich damals alt“, erinnert sich der Senior, der bereits seit einigen Jahren Witwer ist. Im Zweiten Weltkrieg wurde er verwundet, seitdem ist die rechte Hand gelähmt. „Trotzdem habe ich damals nur einen Hammer und einen Meißel benötigt, um die Krippe zu schnitzen“, sagt der Großenbaumer. Dafür wählte er ein Stück Limba-Holz, „das splittert nicht so“. Das Modell formte er natürlich vorher in Ton. „Als Vorlage.“ Etwa eine Woche schnitzte der junge Ehemann an der Krippe – alles für die Liebste. „Die hat wahnsinnig gestrahlt, als sie die Krippe dann unter dem Tannenbaum stehen sah.“

Auf das Wesentliche konzentriert

Heute steht das gute Stück auf dem Esszimmertisch in seiner Wohnung. Zur Weihnachtszeit ist es geschmückt mit Tannenzweigen, eingerahmt mit ganz viel frischem Grün. Sie ist im Gegensatz zu vielen anderen Krippen eher puristisch gehalten und konzentriert sich auf das Wesentliche: Maria und Josef ragen mit dem Kind in ihrer Mitte aus dem angedeuteten Stalldach, Ochs und Esel blicken hinter ihnen und seitlich hervor, ein Stern strahlt über der Szenerie. Auch wenn es sein Erstlingswerk war, trägt es bereits die typische Handschrift des Hobby-Handwerkers und späteren Künstlers Quinting. Denn bis heute fertigt der Senior Modelle und Zeichnungen. Seine Wohnung in Großenbaum gleicht einem Museum, das bestückt ist mit seinen Arbeiten: Bronzegüsse zieren die Wände und weitere Holzschnitzereien stehen auf den Fensterbänken. Die Motive sind gegenständlich und abstrakt, oft religiös. Sie zeigen Bilder aus der Bibel, etwa Jesus und seine Jünger beim Abendmahl, aber auch ein Mädchen mit Gitarre, tanzende Kinder oder Porträts seiner Familie: der Frau und auch seiner Tochter, die heute mit den Enkelkindern in Südafrika lebt.

„Auch den 1,80 Meter großen Grabstein für meine Eltern habe ich selbst aus Kalkstein entworfen und gefertigt“, erzählt Quinting, der neben der Bildhauerei auch gemalt hat, „Öl, Aquarell oder mit Lichtfarben am Computer.“ Die Bildhauerei blieb jedoch immer seine Leidenschaft. Die Krippe ist dafür der beste Beweis.