Sascha Ivan bringt mit seinem Modelabel „Tellavision“ neue Motive für Shirts und Hoodies heraus. Indische Designerinnen haben Motive entworfen.

Die Hilfsorganisation „Tellavision“ präsentierte nun ihre neue Kollektion mit einer Modenschau vor Publikum. Die Shirts und Pullover der Duisburger Marke wurden von jungen Designerinnen aus Indien entworfen – die meisten von ihnen haben eine schwere Vergangenheit. Weihnachten ist die Zeit der Geschenke. Dass viele Geschenke aber aus fernen Ländern und den Händen ausgebeuteter Menschen stammen, dürfte für niemanden mehr ein Geheimnis sein. Das neue T-Shirt für die Liebste lässt sich nun mal so bequem im Internet bestellen, so dass auch der moralische Schweinehund lieber auf dem Sofa sitzen bleibt. Einen Ausweg aus diesem Dilemma bot am vergangenen Sonntag im Grammatikoff Sascha Ivan und sein Modelabel „Tellavision“. Die fair und biologisch unbedenklich produzierten Shirts und Hoodies, die am Sonntag auf einer eigenen Modenschau präsentiert wurden, erzählen nämlich eine ganz besondere Geschichte – die ihrer Designerinnen.

Wie schon in den vergangenen Jahren wollten Sascha Ivan und „Tellavision“ auch 2016 die Stimme für junge Menschen in Not sein. Deshalb ging die Reise in den Süden Indiens, zu jungen Frauen, die von dem sogenannten Sumangali-System betroffen sind. Weil eine unverheiratete Frau in vielen Gebieten des Landes als wertlos gilt, zugleich aber eine Mitgift braucht, um zu heiraten, beuten Spinnereien die Notlage der Frauen aus. In Sweatshops müssen die verzweifelten Mädchen bis zu zwölf Stunden ohne Pause und im Stehen arbeiten. „Zu Essen gibt es nur trockenen Reis, zum Schlafen werden sie zusammengepfercht und oft von ihren Vorgesetzten sexuell belästigt“, berichtete Sascha Ivan, der mit einem Kamerateam vor Ort war.

Vertrauen aufbauen

Nach dem kniffeligen Ringen um das Vertrauen und die Freundschaft der Mädchen, sei es schließlich möglich gewesen, mit den jungen Frauen über ihre Vergangenheit zu reden – und über ihre Wünsche für die Zukunft. Egal, ob die Hoffnung auf mehr Nächstenliebe oder der Wunsch nach mehr Empathie, die Mädchen konnten ihrem Seelenleben und ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Die Endprodukte sind jetzt käuflich zu erwerben, gedruckt auf T-Shirts und Hoodies, die nicht nur moralisch unbedenklich sind und schick aussehen, sondern auch die Nachwuchsdesignerinnen unterstützen. „Mit dem Erlös wollen wir ihre Ausbildung finanzieren“, erklärte Sascha Ivan, „damit sie in einer richtigen Schneiderei oder auch am Computer arbeiten können“.

Bevor die Models auf der Bühne die spielerischen Motive präsentierten, berichtete Sascha Ivan noch von den Schwierigkeiten während ihrer Indienreise.

Doch trotz stundenlanger Dschungeltouren mit indischem Techno, abgebrannten Unterkünften und der Sprachbarriere fiel das Fazit am Ende positiv aus. „Die Arbeit mit den Mädchen war einfach klasse“, freute sich Ivan. Die Produkte der indischen Designerinnen brauchten sich vor den Shirts der Textilgiganten nicht zu verstecken. Bahgyas „Einstrichmotiv“ zeigte zum Beispiel ein abstraktes Porträt, dass ganz dem Zeitgeist der neuen Einfachheit entsprach, und auch Shobas „Rangoli“-Muster, ähnlich einem psychedelischen Mandala, könnte ganz selbstverständlich in den neuen Kollektionen großer Designer vertreten sein.