Duisburg. In der alten Milchflasche befinden sich Wünsche und Bitten. Mit dem Kirchenboot „Johann Hinrich Wichern“ geht’s auf den Rhein.

Als Pfarrer Stefan Korn im vergangenen Jahr Weihnachtspost bekam, hatte er eine Idee. In dem Brief war nämlich eine Flasche zu sehen. Die Schreiberin Elke Overländer hatte kurz zuvor die Ausstellung zur Flaschenpost im Binnenschifffahrtsmuseum besucht, und sich von den Ausstellungsstücken samt Inhalt inspirieren lassen. Menschen vertrauten ihre Träumen, Wünsche und Hoffnungen dem Fluss oder Meer an. „Genau so etwas macht man in der Kirche ja auch“, erklärt Pfarrer Korn, zuständig für Duissern in der Gemeinde Alt-Duisburg.

Pfarrer Stefan Korn hat mit seiner Gemeinde Briefe geschrieben und diese in eine alte Milchflasche gesteckt.
Pfarrer Stefan Korn hat mit seiner Gemeinde Briefe geschrieben und diese in eine alte Milchflasche gesteckt. © Patrick Friedland

Also ließ er Ende Oktober in einem Gottesdienst unter dem Titel „Rheingeschaut“ die Gemeindemitglieder ebenfalls ihre Gedanken notieren. Danach wurden rund 50 Zettelchen klein gefaltet in eine alte Milchflasche gestopft. Da Duisburg am Rhein liegt und die evangelische Kirche mit der „Johann Hinrich Wichern“ über ein eigenes Boot verfügt, wurde die Flaschenpost nun „Vater Rhein“ übergeben. Bei Kilometer 783 zwischen Beeckerwerth und Baerl begann gestern die Weltreise.

Die Crew, mit dabei sind unter anderem Ideengeberin Elke Overländer mit Mann, Holger und Claudia Kanaß – Küster an der Salvatorkirche – Pfarrer Korn, Diakonin Gitta Samko vom Evangelischen Binnenschifferdienst und der Deutschen Seemannsmission Duisburg sowie Schiffsführer Reinhard Kluge, hat an alles gedacht. Zu den Briefen gesellt sich eine Duisburg-Karte in der „Buddel“, damit jemand antworten kann, wenn er die Post findet.

In der Bibel kommt keine Flaschenpost vor

„Wir haben die Flasche extra mit Heißkleber versiegelt, damit die Briefmarke nicht nass wird“, erklärt Elke Overländer. Sie hat natürlich auch etwas notiert, und sich „für den tollen Pfarrer“ bedankt. Der wird glatt ein bisschen rot, oder liegt’s nur daran, dass es etwas frisch an Deck der „Wichern“ ist? In der Bibel kommt übrigens keine Flaschenpost vor. „Im Buch Jona ist Jona über Bord gegangen, wird von einem Fisch gefressen und dann wieder ausgespuckt und gerettet“, sagt Korn. Aber das ist vielleicht etwas weit hergeholt.

Stopp vor der Haus-Knipp-Brücke

 Das Ehepaar Claudia und Holger Kanaß feiert an Bord  seinen 28. Hochzeitstag feiern.
Das Ehepaar Claudia und Holger Kanaß feiert an Bord seinen 28. Hochzeitstag feiern. © Patrick Friedland

Die „Wichern“ tuckert über den Rhein. Es ist Niedrigwasser, der Pegel zeigt 2,51 an – eher wenig Verkehr auf dem Rhein. Holger und Claudia Kanaß sind vorbereitet, und haben ebenfalls eine Flasche dabei. „Wir haben heute 28. Hochzeitstag, das ist die Nelkenhochzeit, deshalb sind Nelken drin.“ Wie gut, dass ein Pfarrer an Bord ist, der ein paar gute Worte zum Ehrentag sprechen kann. Anschließend gibt’s Sekt. Es ist eine muntere Ausfahrt. „Manchmal haben wir auch Trauungen auf unserem Boot, aber nur für Seeleute“, erklärt Diakonin Gitta Samko. Sonst könnte sie sich vor Anfragen kaum retten.

Kurz vor der Haus-Knipp-Brücke verlangsamt Schiffsführer Kluge das Tempo und gibt ein Zeichen. Hier wäre eine gute Stelle. Es kann los gehen. „Gott befohlen und allzeit gute Fahrt“, gibt Gitta Samko der Flasche einen Segensspruch mit auf den Weg. Die Post schwimmt zunächst an der Oberfläche und trudelt Richtung Dinslaken. Dann geht sie unter. „Sollen wir nachher mal gucken gehen, ob sie in Baerl angespült wurde?“, scherzt Holger Kanaß. Wo die Flasche ankommt, das weiß wohl nur der liebe Gott.