Ein Suizid legte den Schienenverkehr drei Stunden lang lahm. Zum Berufsverkehr fuhr nur jeder zweite Regionalzug. Auf einigen Strecken fielen Züge aus. Bahn hatte keine Ersatz-Lokführer. Für acht Uhr war heute Morgen ein Ende des Streiks angekündigt

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© Tanja Pickartz / far

CHAOS IM BAHNVERKEHR Die Auswirkungen des Lokführerstreiks wurden gestern durch einen Suizid noch einmal verschärft: Weil sich eine Frau kurz nach 10 Uhr in Höhe der Ruhrüberquerung vor den nahenden ICE Amsterdam-Basel warf, wurde der Zugverkehr am Knotenpunkt Kaiserberg für drei Stunden komplett eingestellt. Für die Frau kam jede Hilfe zu spät: Ersten Meldungen nach soll der Zug sie mit einer Geschwindigkeit von etwa 120 Stundenkilometern erfasst haben. Der ICE kam erst in Höhe Schnabelhuck zum Stehen.

Während der Fernverkehr über Köln und Wuppertal nach Dortmund und in Gegenrichtung umgeleitet wurde, mussten für den Personennahverkehr zwischen Oberhausen und Duisburg bzw. Essen und Duisburg Busse eingesetzt werden, die die Pendler aufnahmen. Die S-Bahnen endeten jeweils in Mülheim und Duisburg, bis die Strecke mittags wieder freigegeben werden konnte.

Die Bahn hatte sich im Berufsverkehr zunächst auf den Streik eingestellt. "50 Prozent aller Regionalzüge", so Bahnsprecher Manfred Ziegerath, "fuhren." Die S-Bahn-Züge verkehrten nicht im üblichen 20-, sondern im 30-Minuten-Takt. Allerdings ging auf einigen Linien gar nichts mehr.

Der Rhein-Emscher-Express in Richtung Gelsenkirchen fiel aus. Auch der Rhein-Hellweg-Express, der über Bochum bis Paderborn fährt, verkehrte nicht. Die Bahn konnte keine Ersatz-Lokführer stellen. Der Fahrplan für den "Weseler", der bis Emmerich unterwegs ist, wurde ausgedünnt. Zusätzliche Züge wurden in der Hauptverkehrszeit herausgenommen. Bis 14 Uhr warteten Bahnkunden auch vergebens nach einer Fahrmöglichkeit zum Entenfang.

Taxifahrer Melim Cetinkaya bekam indirekt die Auswirkungen des Sreiks und des Suizids zu spüren. "Manche Fahrgäste reagierten gereizt." Viele Fahrgemeinschaften nutzten Taxis für den Weg zum Flughafen. Jasmine Hagemann vom Reisezentrum sah kaum unzufriedene Kunden: "Die meisten reagierten verständnisvoll und freundlich." Alle fünf Minuten wurden Fahrgäste per Lautsprecher informiert.

Auch die Bahn gab unter Tel: 0800 99 66 33 www.bahn.de/aktuell Informationen, welche Züge verkehren, welche ausfallen. Offiziell streiken die Lokführer bis heute Morgen acht Uhr. "Bis wieder alle Züge pünktlich verkehren", so Manfred Ziegerath, "vergehen noch mehrere Stunden."