58-jähriger Oberhausener beleidigte einen Duisburger Richter als "Knüppel-Nazi" und schickte ihm einen Galgenstrick.Gesamte Justiz wurde zur Zielscheibe angestauter Wut. Gestern wurde das Verfahren gegen den Mann eröffnet
Seine ganz persönliche Fehde mit dem Duisburger Landgericht trug über Jahre ein heute 58-jähriger Ingenieur aus Oberhausen aus, gestern wurde vor dem Duisburger Landgericht ein neues Kapitel geschrieben. Unter anderem wegen Bedrohung, Beleidigung und sogar versuchten Totschlags muss sich der 58-jährige nun vor der Schwurgerichtskammer verantworten.
Am Anfang stand ein Zivilprozess aus dem Jahr 1999. Der Angeklagte prozessierte gegen einen Duisburger Betrieb, dieser soll die Firma des Angeklagten bei der Abrechnung von Telefondienstleistungen betrogen haben. Der zuständige Richter sah das anders, am Ende blieb der Oberhausener auf einem Schaden von 35 000 D-Mark sitzen.
Den Urteilsspruch mochte der Angeklagte nicht akzeptieren und so machte er die gesamte Justiz zur Zielscheibe seiner angestauten Wut. Er schrieb Drohbriefe, verunglimpfte den Richter etwa als "Knüppel-Nazi" und verglich ihn mit dem NS-Richter Roland Freisler. Er schrieb sogar an den Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers und kündigte ein "Blutbad unter all den Nazi-Richtern" an.
Briefe allein reichten dem 58-Jährigen jedoch nicht aus. Und so schickte er dem Richter ein Paket mit einem fachmännisch geknüpften Galgenstrick, nebst der schriftlichen Empfehlung: "Worte sind an Sie verschwendet, bitte bedienen Sie sich!"
Alarmiert von den Drohbriefen und der Postsendung leiteten die gescholtenen Duisburger Strafverfolgungsbehörden schließlich ein Ermittlungsverfahren gegen den Oberhausener ein. Im Februar des Jahres 2006 rückten mehrere Polizisten vor der Wohnung des Mannes an und verlangten Einlass. Weit kamen sie nicht: Der Angeklagte bewarf die Beamten im Flur mit einem brennenden Gemisch aus Öl und Spiritus, setzte dabei fast das Haus in Brand. Wegen des Angriffs gab einer der Beamten sogar einen Schuss ab. Kurze Zeit später rückte ein Einsatzkommando der Polizei an und überwältigte den Werfer.
Das Gericht verhandelte schon im letzten November gegen den Oberhausener. Nach mehreren Verhandlungstagen wurde der Prozess jedoch abgebrochen, weil wichtige Beweisstücke unauffindbar waren. Da die Asservate mittlerweile wieder aufgetaucht sind, konnte der Prozess neu eröffnet werden. Der nächste Verhandlungstag ist am kommenden Freitag.