Zwei Männer rasten nach den Schüssen in einer Limousine über die Mülheimer Straße Richtung Zoo.Schon einmal war der Restaurantname im Zusammenhang mit einem Verbrechen in den Schlagzeilen

Es gibt ein erstes Phantombild von einem der mutmaßlichen Mörder vom Silberpalais sowie etwa 50 Hinweise aus der Bevölkerung. Bei der Durchsuchung des Lokals soll außerdem nach Informationen der WAZ eine Waffe gefunden worden sein. Und: Der Mafia-Mord in der Nacht zu Mittwoch war nicht der erste Fall, in den der Restaurantname "Da Bruno" verwickelt war: Die Polizei bestätigte, dass in den 90er Jahren in dem gleichnamigen Restaurant an der Tonhallenstraße der aus der Haft entflohene Antonio G. verhaftet wurde. Auch er war nach Angaben der italienischen Behörden der "'Ndrangheta" zuzuordnen. In Italien hatte er einen Totschlag begangen.

"Die Umstände der Festnahme bestätigen, dass die ,'Ndrangehta' Deutschland als "Ruhe und Schonraum" nutzt, um Angehörige aus dem Focus italienischer Strafverfolgungsorgane zu halten", heißt es dazu lapidar im Polizeibericht.

Während Antonio G. in Duisburg keine Straftat begangen habe, geht der Tod des Gaststättenbesitzers Rudolf Möhlenbeck aus Duisburg am 9. April 1985 auf das Konto eines anderen Mitglieds der Mafia aus Kalabrien: Der später als "Engelsgesicht" bekannt gewordene Mafia-Mörder Giorgio Basile hatte ihn gefesselt, geknebelt und beraubt. Wenig später war der 70-Jährige gestorben. Basile wurde gefasst und verurteilt.

Bei den damaligen Ermittlungen wurden noch keine mafiösen Zusammenhänge hergestellt. Nachdem Basile aus der Haft entlassen worden war, begann er seine "Karriere" als Killer bei der Mafia. Nach seiner Verhaftung stellte er sich der Justiz als Kronzeuge zur Verfügung.

Aufgrund von Zeugenaussagen gibt es ein erstes Phantombild von einem der mutmaßlichen Täter: Er soll 1.80 bis 1.85 cm groß und schlank sein. Er hat kürzere schwarze Haare und lange Koteletten, aber keinen Bart. Auffällig ist ein dunkler Leberfleck unterhalb des rechten Auges.

Gemeinsam mit seinem Komplizen stieg er in eine größere Limousine, die auf dem Mittelstreifen der Mülheimer Straße geparkt war und fluchtartig mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Zoo davonraste. Erste Hinweise auf den Mann beziehen sich allerdings nicht nur auf eine Person, sondern auf einen "noch breit gefächerten Personenkreis", so die Polizei. Die Auswertung der Aufnahmen der Überwachungskamera habe noch zu keinem Ergebnis geführt.

Die Polizei wehrt sich gegen den Vorwurf von Fahndungspannen: "Die in einigen Medien erhobenen Vorwürfe bezüglich eventueller Ermittlungspannen entbehren jeder Grundlage", hieß es. Hintergrund: Den deutschen Behörden war der Verdacht der italienischen Ermittler gegen den am Mittwoch getöteten Marco M. zunächst nicht bekannt. "Einen internationalen Haftbefehl gab es nicht", hieß es gestern. Der Vorsitzende des Landesverbandes der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, nimmt seine Kollegen in Schutz: Er sieht den Kompetenzstreit der Länder und den noch nicht optimalen Datenaustausch der EU-Mitgliedsländer als Ursache für den Informationsstau.

Spekuliert wird, ob die beiden Täter es in der Nacht zu Mittwoch nur auf Marco M. abgesehen hatten, weil er an dem tödlichen Anschlag gegen die Frau eines Mafia-Bosses in San Luca beteiligt gewesen soll und die anderen fünf Opfer gar nicht Ziel des Anschlags waren. Fünf der Opfer stammten aus San Luca. Einer der getöteten Italiener, Sebastiano S., war nach Agenturberichten Ende 2005 in Amsterdam verhaftet worden. Er soll der Wirt des "Da Bruno" gewesen sein. In italienischen Medien wird neuerdings über andere Hintergründe spekuliert: Drogen- und Waffengeschäfte.