Duisburger Drogendealer soll mit drei Komplizen 2006 gigantische Mengen Rauschgift aus Mittel- und Südamerika und aus der Türkei geschmuggelt haben. Ein verdeckter Ermittler ließ die Bande auffliegen

Ein Mammutprozess nimmt zur Zeit am Duisburger Landgericht seinen Lauf. Vier Angeklagte - einer aus Duisburg und drei aus den Niederlanden - sind beschuldigt, während der Fußballweltmeisterschaft im vergangenen Jahr unglaubliche Mengen Drogen gehandelt zu haben. Es geht um drei Millionen Ecstasy-Pillen, um 1 000 Kilogramm Kokain und eine halbe Tonne Heroin.

Weltweit agierte das Dealerquartet: Die Ecstasy-Tabletten wurden aus den Niederlanden nach Großbritannien geschmuggelt. Das Kokain dagegen kam aus Mittel- und Südamerika. In Konservendosen versteckt und mit geschälten Tomaten getarnt, sollen im Juni 2006 die ersten zehn Zentner Kokain von Venezuela über Mexico nach Malaga verschifft worden sein. Eine weitere Lieferung aus Südamerika erfolgte zwei Wochen später. In vier Transportcontainern, unter einer Ladung Wasserpumpen verborgen, waren ebenfalls 500 Kilogramm Kokain versteckt.

Ein weiteres Geschäft soll zur gleichen Zeit in der Türkei abgewickelt worden sein, von dort aus sollen bis zu 500 Kilogramm Heroin auf den Weg geschickt worden sein.

Das Geschäft versprach erhebliche Gewinne. Von dem Venezuela-Kokain waren den vier Angeklagten laut Anklage zehn Prozent als Lohn in Aussicht gestellt worden, für die Lieferung aus Südamerika sollte es 200 000 Euro Kurierlohn geben.

Wirklich angekommen ist das Rauschgift aus Übersee und aus der Türkei nirgendwo, denn was die vier Beschuldigten damals nicht wussten: sie hatten einen Spitzel in ihrer Mitte. Alle Geschäfte sollten mit Hilfe von "Oliver" abgewickelt werden, der als Spediteur für die Dealer fungierte. Dieser Oliver war in Wahrheit jedoch ein verdeckter Ermittler der deutschen Polizei und die ließ die Bande nach dem Heroin-Deal schließlich auffliegen.

Ein Kuriosum an dem Fall ist die zuständige Kammer. Wäre bei Straftaten diesen Ausmaßes eigentlich die Schwurgerichtskammer zuständig gewesen, ist der Fall trotzdem vor der Jugendschutzkammer gelandet. Bei den Ermittlungen nach der Festnahme der vier Beschuldigten wurden auf dem Computer des Duisburger Angeklagten 52 kinderpornographische Bilder gefunden.

Wie lange der Prozess dauern wird, ist unklar, auch ob sich Informationen über die internationalen Hintermänner der riesigen Drogenlieferungen ergeben werden. Denn bisher schweigen alle Angeklagten. Daher hat das Gericht bereits Verhandlungstage bis in den August terminiert. Wenig Zweifel dürften indes über die zu erwartende Strafe bestehen. Sollte sich die Schuld der Angeklagten im Prozess erweisen, kommt angesichts der gigantischen Drogenmenge wohl nur die Höchststrafe in Frage, und die liegt bei 15 Jahren Haft.

Das Verfahren wird am Montag, 18. Juni, fortgesetzt.