Beim Einkauf wurde Rentnerin Opfer eines Taschendiebes. Gewaltdelikte nehmen zu und die Täter sind sehr jung. Die Polizei änderte ihre Strategie und ist damit erfolgreich

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LESERTHEMA: SICHERHEIT IN DER STADT Erika Buchholz ist Rentnerin. Beim Einkaufen in einem Lebensmittelgeschäft in Duissern bittet sie ein Mann, ihm behilflich zu sein. Er möchte wissen, ob ein bestimmtes Produkt auch für Diabetiker geeignet ist. "Ich wollte dem Mann natürlich helfen und las es ihm vor." Doch der dankte es ihr auf seine Weise: Er zog ihr dabei die Geldbörse aus der Einkaufstasche. "Er hat mich hinterlistig ausgetrickst." Das Portmonee wurde später in einer Mülltonne an der Königsberger Allee gefunden. "Bis auf 200 Euro Bargeld waren wenigstens alle Papiere noch da. Die Scheckkarte hatte ich natürlich sofort sperren lassen", erinnert sich Erika Buchholz.

Sicher, es gibt schlimmere Fälle von Kriminalität. Doch wem so etwas wie Erika Buchholz widerfahren ist, fühlt sich nicht mehr sicher. Weit über 20 000 Diebstähle ereigneten sich 2006 in Duisburg. Geklaut wurde, was nicht niet- und nagelfest war: Aus Geschäften (3397), aus Autos (4117, am liebsten Navigationsgeräte) und aus Wohnungen (1744).

47 510 Fälle - so hoch war die Zahl der Gesamtkriminalität in Duisburg im vergangenen Jahr. Gegenüber 2005 verzeichneten die Statistiker im Polizeipräsidium einen minimalen Rückgang um 0,14 Prozent. Rein rechnerisch gab es damit 9472 Straftaten auf 100 000 Einwohner. Etwas mehr als die Hälfte aller Taten wurden aufgeklärt. Der Ausländeranteil bei den ermittelten Tatverdächtigen lag bei 28,85, der Frauenanteil bei 24,18 Prozent.

Der Taschendiebstahl an sich ist schon keine besonders schöne Erfahrung. Schlimmer wird es, wenn Gewalt im Spiel ist. Und diese Zahlen sind leider steigend. Mit 2219 Fällen lag sie um 3,55 % höher als 2005. Fast jeder zweite Gewalttäter war unter 21 Jahre alt, gleiches gilt für Straßenräuber: drei von vier sind unter 21 gewesen. Gleichzeitig hat aber auch die Zahl der ermittelten Gewalttäter ihren bisherige Höchststand erreicht.

Die Polizei hat Anfang des Jahres eine Strategie-Änderung eingeführt, um sich um "Jugendliche Intensivstraftäter" ("JIT") zu kümmern. Dahinter steckt der Versuch, mit neuen Methoden Jugendliche vor einem Einstieg in eine kriminelle Karriere als Erwachsene abzuhalten. Staatsanwaltschaft, Polizei und Jugendamt ziehen hierbei an einem Strang. Hausbesuche sollen zeigen: "Wir kennen dich! Wir beobachten Dich! Wir wollen dir helfen, aber wir drohen nicht nur!" Die Bilanz nach einem halben Jahr, die kürzlich gezogen wurde, zeigt: Es wirkt. Rund 50 Jugendliche stehen dabei im Fokus. Zieht einer von ihnen in eine andere Stadt, wird die dortige Polizei benachrichtigt.

Gemessen an den Häufigkeitszahlen der Gesamtkriminalität - zu der übrigens auch das Schwarzfahren in Bus und Bahn zählt (4801 Fälle) - lag Duisburg im Behördenvergleich im Mittelfeld. Die geringste Zahl konnte Wuppertal aufweisen, die höchste Zahl wurde 2006 in - man lese und staune - Düsseldorf registriert, das auch noch Köln um rund 1200 Fälle pro 100 000 Einwohner hinter sich gelassen hat. Innerhalb von Duisburg tun sich der Norden und der Süden wenig (9249 bzw.9230 Fälle), auf der linken Rheinseite es besser: dort lag die Zahl bei 7010.

Tötungsdelikte wie die Mafiamorde vor dem Restaurant "Da Bruno" sind zwar spektakulär und sorgen für Schlagzeilen, ereignen sich in Duisburg aber nicht so häufig (2006 waren es 14, 2005 vier). Die Aufklärungsquote liegt bei diesen Delikten in der Regel bei 100 %.