"Commedia Picasso" von Rainer Besel wurde im Theater uraufgeführt.Liebevolle Inszenierung von Natascha Kalmbach begeisterte das Publikum
Was mag passieren, wenn die Figuren eines Gemäldes zum Leben erwachen und mit einer neuen Freiheit konfrontiert werden? Rainer Besel, Schauspieler und Autor vom "Theater Kreuz & Quer", hat diese Frage mit seinem Stück "Commedia Picasso" einmal anhand von Picassos kubistischem Meisterwerk "Musiker mit Masken" durchgespielt. Zehn Jahre hat der Text in seiner Schublade gelegen. Erst eine Zusammenarbeit mit dem Theater Duisburg machte die Uraufführung möglich.
Ein Nieser bringt das Spiel der drei Figuren in Gang. Während Arlecchino und Pierrot, zwei Typen der Commedia dell'arte, recht schnell die neuen Möglichkeiten nutzen wollen, bleibt die dritte, der Mönch Capucino, zunächst unbeweglich. Ihm, so merkt man bald, passt die ganze neue Richtung nicht. Arlecchino dagegen drängt voller Lebensgier auf den Aufbruch. Er will lachen, will Schnaps und Frauen. Unter der Regie von Natascha Kalmbach spielt Thos Renneberg dieses umtriebige Großmaul quirlig und wunderbar beweglich in Stimme und Körper. Sein Arlecchino kennt den Rausch und auch den Kater.
Verhaltener, schwärmerisch liebend und nicht frei von Ängstlichkeit gibt Autor Rainer Besel den Pierrot. Glänzend als komischer Griesgram, überzeugend in seiner unbeholfenen Liebe, probiert er zusammen mit dem Arlecchino, ob die alten Späße noch immer funktionieren. Ihnen steht Eckehard Eumann als Mönch gegenüber, der mit starrer Miene auf den ewigen Gesetzen Gottes - und auch des Malers Picasso - beharrt. Das klingt hinreichend rechthaberisch, manchmal aber auch von tiefer Einsicht beseelt. Was sich zwischen diesen drei Polen an Wortwechseln und an Interaktion entwickelt, ist über die 70 Minuten dieser Produktion hörens- und sehenswert. Regisseurin und Autor arbeiten souverän mit Tempowechseln, führen vom Slapstick zum Schmerz und wieder zurück. Diese Inszenierung macht neugierig auf das, was sich noch in Besels Schubladen findet. Glänzend umgesetzt und gestützt auf die liebevolle Ausstattung von Anja Müller bietet "Commedia Picasso" einen Theaterabend für Hobby-Melancholiker mit Sinn für Komik oder für Freunde des Lachens, die auch der stille Schmerz nicht schreckt.
Weitere Aufführungen sind am 16. 19. und 21. Oktober. ht